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Einfach ein gutes Leben

Einfach ein gutes Leben

Titel: Einfach ein gutes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ploeger
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DM
Haushaltswirtschaft
83.100
1.221
Selbstversorgung
    (Eigenarbeit, Gartenarbeit)
9.922
142
Selbsthilfeökonomie
    (Nachbarschaftshilfe, Ehrenamt, Selbsthilfevereinigungen, Bürgerinitiativen, politische Organisationen, Berufs- und Interessenvertretungen)
4.799
100
insgesamt
97.821
1.463
    Die Zahlen können als Beleg für die Feststellung der Subsistenzfürsprecher gelten (siehe Kapitel 2), dass die formelle Ökonomie ohne die informelle nicht auskommen würde. Maria Mies hat mit ihrem Eisbergbild ins Schwarze getroffen. Daniel Dahm und Gerhard Scherhorn unterstützen in ihrem Buch Urbane Subsistenz diese Ansicht: Der erste Sektor könnte den informellen gar nicht ersetzen, trotz aller gegenteiligen Versuche einer »Landnahme«. Er wäre vor allem deshalb nicht dazu in der Lage, weil er die besonderen Qualitäten der Subsistenzarbeit – wie Dahm und Scherhorn sagen – nicht reproduzieren kann. Die bereits dargelegten besonderen Qualitäten aber sind es, die erst unsere Bedürfnisse zufriedenstellen können.
    Die Selbstversorgerinnen und Eigenarbeiter stehen vor der Aufgabe, eine für sie jeweils stimmige Balance zwischen formeller und informeller Arbeit zu finden. In unserer Gesellschaft ist es so gut wie ausgeschlossen, auf Geldeinkommen vollständig zu verzichten. »Die Erwerbsarbeit wird genutzt ,« schreiben Dahm und Scherhorn, »denn in modernen Gesellschaften könnte und wollte kaum jemand seinen Lebensunterhalt allein mit Subsistenzarbeit bestreiten, weil man sich dazu allzu weit von der modernen Lebensweise isolieren müsste. Zudem ist die informelle Arbeit, um auf dem ›Stand der Technik‹ ausgeführt zu werden, auf Marktgüter angewiesen, auf Räume, Werkzeuge, Unterweisungen u.a.« 53
    Der Anteil an informeller Arbeit könnte aber sehr wohl bei vielen Menschen deutlich vergrößert werden. Rifkin deutet die Schwäche des ersten und zweiten Sektors als Chance für einen erstarkenden dritten Sektor, der den Materialismus der kapitalistischen Ära überwinden helfen soll. Eine lebendige postmarktwirtschaftliche Gesellschaft sei auf dem Weg. Den bereits Aktiven in ihrem Bemühen um mehr Unabhängigkeit von der formellen Ökonomie folgen zu können, ist allerdings ein voraussetzungsreiches Vorhaben.
    »Solange  [die Subsistenztätigkeiten] in Konkurrenz zur Erwerbsarbeit stehen, braucht man Spielraum, um sich ihnen widmen zu können. Modernisierung der Subsistenz verlangt nicht, dass man den Spielraum jederzeit voll ausnutzt, sondern sich jederzeit seiner bewusst ist. Denn dieses Bewusstsein ist es, was die innere Abhängigkeit von der Erwerbsarbeit gering hält.« 54
    Subsistenz in unserer Gesellschaft heißt also, ständig die Linie zwischen formeller und informeller Tätigkeit zu überkreuzen. Zwar kann jeder nur ein Stück weit in die informelle Ökonomie hineinreichen, hat stets mindestens einen Fuß in der geldzentrierten economy as usual. Dennoch: Das immerhin kann er auf tausend verschiedene Weisen tun.
Handarbeit mit neuen Mitteln
    Die Subsistenzwirtschaft ist schon immer da gewesen. Im Grunde dienten einmal alle wirtschaftlichen Tätigkeiten der Versorgung. Erst die umfassende Durchsetzung von Güter-, Arbeits- und Finanzmärkten mit Geld als universalem Tausch- und Akkumulationsmittel hat die Subsistenztätigkeiten zum »informellen Sektor« werden lassen. Diese Durchsetzung ist heute so weit vorangeschritten, dass es nicht nur so scheint, als wäre die Wirtschaft des formellen Sektors in ihrer jetzigen Gestalt die einzige »überlebende« Wirtschaftsform, sie gibt sich sogar erfolgreich das Air, die einzig mögliche zu sein. Weder das eine noch das andere trifft indessen zu. Subsistenzökonomien mögen aus vielen Lebensbereichen verdrängt worden sein, beziehungsweise sind umfunktioniert worden zu Zuträgern der ersten beiden Sektoren. Von einem Rückzug kann jedoch keine Rede sein, im Gegenteil: Der dritte Sektor ist heute so lebendig wie eh und je.
    Er hat sogar noch an Kreativität und Kraft gewonnen. Nicht nur werden immer mehr Menschen gezwungen, ihre Lebensvollzüge mit Mitteln aus dem dritten Sektor zu bestreiten, und werden immer mehr Menschen von den Verwirklichungschancen angezogen, die er bietet. Auch die technischen Möglichkeiten haben sich vervielfältigt. Vor allem die Informationstechnologie hat das Spektrum informeller Tätigkeiten erweitert und die Einstiegsschwellen herabgesetzt. Gerade im Bereich der Eigenarbeit und des selbst organisierten, geldunabhängigen Handels ist

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