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Einfach ein gutes Leben

Einfach ein gutes Leben

Titel: Einfach ein gutes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ploeger
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über Tauschringe ist, sie seien Foren für direkten Tauschhandel. Direkter Tausch von Mitglied zu Mitglied ist zwar möglich, bleibt aber die Ausnahme. In der Regel heißt tauschen bei »Zeitpunkt« und anderen Ringen: Jemand kommt und schneidet mir die Hecke; ich buche dafür eine Stunde von meinem Zeitkonto ab, er bekommt eine Stunde dafür gutgeschrieben; eine Woche später muss er seinerseits eine Stunde abbuchen, als er von meiner Nachbarin selbst gekochte Suppe holt. Der Nachbarin hole ich meinerseits zur Adventszeit den Christbaum vom Markt, der ihr zu schwer ist, und helfe ihr beim Dekorieren. Ich tausche also meist mit irgendjemandem aus dem Ring, von dem ich vorher oder nachher gar nicht unbedingt Leistungen bezogen haben muss.
    Dennoch haben beide Tauschpartner etwas davon, betont Luzie von Arnim, »auch der, der etwas gibt, weil er weiß, dass er sich bald etwas davon leisten kann«, Tauschen fördert Lebensqualität. Im Tauschring bekomme ich ein kleines Surplus.
    »Es ist ein hochwertigeres Leben. Die Sachen, die ich zum alltäglichen Leben brauche, regele ich nicht über den Tauschring, die sind anderweitig abgedeckt. Durch den Ring leiste ich mir ein Mehr. Oft sind das Sachen, die mir einfach guttun. Dieses Stückchen vom normalen Leben zum etwas besseren Leben, das wird über den Tauschring geregelt.«
    Das klingt nach Martha Nussbaum: das Stückchen mehr, der Übertritt über die Schwelle vom normalen zum besseren, zum guten Leben. Aber warum sollte tauschen im Ring die Lebensqualität verbessern und einen dem guten Leben näher bringen?
    Über die Korrektur ökonomischer Schräglagen habe ich oben bereits gesprochen. Sie ist selbstredend wichtig, um so weit wie möglich objektive Gerechtigkeit zu schaffen und den Akteuren das Gefühl zu vermitteln, sie werden fair behandelt. Der Tauschring bemüht sich ganz allgemein darum, jede Einzelne als wertvollen Menschen wahrzunehmen. Die getauschten Leistungen werden hier ebenso inwertgesetzt wie die Leistungserbringer. »Jeder kann etwas« ist das Motto, das sicher gerade bei denen gut ankommen wird, die sonst inder sogenannten Leistungsgesellschaft durch das Gitter fallen würden »Für Leute, die weniger Geld, aber mehr Zeit haben, Hartz-IV-Empfänger zum Beispiel, ist der Ring eine Möglichkeit, Anerkennung zu bekommen und sich mehr leisten zu können«, sagt Ulrike Urban.
    Menschen und Dingen Wert zu verleihen ist ein starkes Charakteristikum von Lebensqualität. Daneben ist es auch der Kontakt zwischen den Mitgliedern, der den Tauschring ausmacht. Der Ring stellt eine ungewöhnliche Art der Kooperation dar. Das Besondere ist, dass die Tauschhandlungen auf selbstverständlicher Gegenseitigkeit beruhen. Für etwas, das ich gebe, verlange ich vom Empfänger keine Kompensation, wie in einem marktökonomischen Tausch. Die hole ich mir an anderer Stelle im Ring. »Ich kann Sachen machen, die mir Spaß machen; Sachen, die mir schwerfallen, kann ich aber abgeben, ohne dass ich Danke sagen muss, das ist einfach Gegenseitigkeit«, sagt Luzie von Arnim. Deshalb versteht sich der Tauschring als eine Form der Nachbarschaftshilfe.
    Auf den vielleicht wichtigsten Schritt raus aus dem business as usual der Marktökonomie weist ein Satz in der Broschüre von »Zeitpunkt« hin: »Wir wollen Fähigkeiten und Tätigkeiten, die häufig nicht mehr angeboten werden, anderen Menschen wieder zur Verfügung stellen.« 45 Hier erweist sich am deutlichsten, welche blinden Flecken der herkömmlichen Ökonomie Tauschringe zu korrigieren versuchen. Auf dem Markt wird eben nicht alles angeboten, weil die Märkte in unserem Wirtschaftssystem nach einer Rationalität funktionieren, die die Rentabilität von Einsätzen in den Vordergrund rückt. Die Frage ist dann letztlich: Was setzt man ein, was bekommt man raus, und lohnt sich also das Engagement? Im Tauschring ist das anders. Von Arnim:
    »Ich kann darüber Leistungen beziehen, die ich sonst nie beziehen könnte. Eines unserer Mitglieder war eine schwerbehinderte Frau. Sie bekam ihre Pflegeleistungen durch den Sozialdienst und die Nachbarn. Aber alles, was sie in diesem Sozialnetz nicht unterbringen konnte, konnte sie im Tauschring unterbringen, Leistungen, die einfach zu klein sind für kommerzielle Dienste zum Beispiel. Für einmal Brot und eine Sorte Aufschnitt lasse ich mir keinen Lieferservice kommen,das wäre viel zu teuer. Ein Tauschringmitglied aber kann das machen.«
    Umgekehrt, aus Sicht der Leistungserbringer, wird

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