Einfach Freunde
Haustürservice. Wer einen Wagen braucht, muss sein Haus nicht mehr verlassen: Der Kunde ruft an, nennt seine Adresse, ein Mitarbeiter bringt ihm die Schlüssel und kehrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Firma zurück. Der Laden wird Teleloc heiÃen, er wird Monsieur Pozzo gehören und ihm allein, ich werde nur da sein, um zu lernen.
Als Erstes beschloss der Boss, dass wir auf die Banken verzichten werden.
»Wie stellen Sie sich das denn vor? Wir müssen rund zwanzig Wagen beschaffen!«
»Mach dir keine Sorgen, Abdel, ich habe ein bisschen was auf der hohen Kante.«
»Ein bisschen was? Ach ja, wie nennen Sie so was noch mal? Einen Euforâ¦Â«
»Einen Euphemismus.«
Ich liebe es, neue Wörter zu lernen.
Monsieur Pozzo stellt für meine Beteiligung an der Gesellschaft nur eine einzige Bedingung: dass ich mich nie hinters Steuer eines der Mietwagen setze.
Denn der Rolls-Royce hatte auch dran glauben müssen. Und wieder war es nicht meine Schuld. Die Heizung funktioniert einfach zu gut in diesem Palast auf vier Rädern, und Monsieur Pozzo war kalt, wie immer. Wir fuhren durch die Nacht, Richtung Südfrankreich, es waren mindestens achtundzwanzig Grad im Cockpit. Wie hätte ich da nicht einschlafen sollen? Plötzlich machte es »Krachbumm«, es war die Karosserie, die auf die StoÃstange eines alten Golfs geprallt war. Unmittelbar gefolgt von einem zweiten komischen Laut, etwas in Richtung »tschong«! Der stammte vom Kopf meines Mitfahrers, der hinten gelegen hatte und gegen den Vordersitz geschleudert worden war. Als die Feuerwehr kam, kümmerten sie sich als Erstes um mich.
»Geht es Ihnen gut, Monsieur?«
»Picobello.«
Dann haben Sie nach hinten gesehen. Haben die Tür geöffnet, Monsieur Pozzos Körper entdeckt und das Interesse an ihm gleich wieder verloren.
»Da hinten liegt eine Leiche.«
Ein kleines bisschen Fingerspitzengefühl wird doch immer gern gesehen. Ich legte Monsieur Pozzo auf die Bank zurück, tupfte die Beule ab, die an seiner Schläfe anschwoll, richtete mit einer Eisenstange die Karosserie wieder gerade, und wir setzten unseren Weg fort.
»Gehtâs, Abdel? Bist du eingeschlafen?«
»Kein bisschen! Es war die Frau vor uns, die hat mich beim Ãberholen geschnitten!«
Regel Nummer 1 : Abdel hat immer recht.
Regel Nummer 2 : Wenn Abdel nicht recht hat, siehe Regel Nummer 1 .
Ich hab noch nie behauptet, ehrlich zu sein.
Wir haben für unser Teleloc ein Büro in Boulogne gemietet. Drei Räume. Der erste ist das Schlafzimmer vom Personal: Youssef, Yacine, Alberto, Driss. Das sind Kumpels aus der Cité, aus der Pizzeria und vom Trocadéro. Nicht alle haben Papiere â auch nicht alle einen Führerschein, wäre ja noch schöner â, sie leben rund um die Uhr dort, auf dem Boden stapeln sich die Decken, in einer Tasse schimmeln Kaffeereste, der Pfefferminztee zieht vor sich hin, ohne dass ein Ende in Sicht ist. Ein zweiter Raum dient als Büro für Laurence, die eingestellt wurde für alle Aufgaben, für die man zwei gesunde Hände und ein funktionierendes Hirn braucht. Der dritte Raum hat einen Wasseranschluss und fungiert als Küche, Badezimmer ⦠und Hundehütte für die beiden Pitbulls von Youssef, die gern mal den Teppich bewässern. Das treibt Laurence in den Wahnsinn.
»Abdel, sag Youssef, seine Hunde sollen woanders hinpissen, oder ich hör auf.«
»Laurence, du wolltest doch BuÃe tun! So eine gute Gelegenheit findet sich so schnell nicht wieder!«
Sie hat Humor, sie lacht.
Das Abenteuer dauert ein paar Monate. Das reichte, um ein paar der Kisten werkstattreif zu fahren. Um die Reklamationen der Kunden zu sammeln: Die Fahrzeuge kommen dreckig an, der Tank ist leer, und unsere Lieferanten bitten die Kunden hin und wieder doch tatsächlich, sie in Boulogne oder irgendwo anders abzusetzen! Um die Beschwerden der Nachbarn entgegenzunehmen (die Pitbulls bewässern auch den Fahrstuhl). Und um mich von der Polizei abführen zu lassen.
»Abdel, man befördert seine Kunden nicht im Kofferraum«, erklärt mir Monsieur Pozzo, nachdem er mich rausgeholt hat.
Der betreffende Kunde hatte einen Wagen gemietet und sich geweigert, ihn zurückzugeben. Also holte ich ihn persönlich ab, zusammen mit Yacine. Wir wollten dem Dieb bloà eine kleine Lektion erteilen. Ãbrigens hat er seinen Fehler eingesehen,
Weitere Kostenlose Bücher