Einfach gut - 99 Dinge, die nichts kosten und uns bereichern
Decke, eine Tasse Tee und möglicherweise seine Lesebrille.
WAS SOLLTE MAN VERMEIDEN?
Ausschließlich auf den Massengeschmack zu vertrauen.
WIE LANGE DAUERT ES?
Ungeübte Leser kommen auf rund hundert Wörter pro Minute, routinierte Leser auf gut 250. Oder anders gesagt: Für ein 300-Seiten-Buch benötigt der Durchschnittsleser rund dreizehn, die »Leseratte« etwa fünf Stunden.
Schreiben Sie an jemanden, dem Sie schon lange schreiben wollten
In den achtziger Jahren ersann die Deutsche Post den Slogan »Schreib mal wieder«, um Schreibfaule dazu anzuregen, dass sie öfter zum Füller (und natürlich auch zur Briefmarke) greifen. Viel genutzt hat es nicht. Heute verfassen die meisten von uns lieber schnell eine SMS oder E-Mail, um die nötigsten Informationen auszutauschen. Gepflegte Sätze privaten Inhalts zu verschicken ist indessen eine Kunst, die dahin zu gehören scheint, wo sie entstanden ist: in die Zeiten des achtzehnten Jahrhunderts, als weite Kreise der Oberschicht den Brief regelmäßig als Kommunikationsmedium nutzten.
Obwohl in Deutschland nach wie vor täglich rund siebzig Millionen Briefe versandt werden, bringt uns der Postbote nur noch etwa sieben Prozent davon als klassische »Privatbriefe«. Der Rest sind Rechnungen, Behördenschreiben und Sushi-Werbung.
Wozu Briefe schreiben?
Wer einen Brief schreibt, gibt etwas von sich preis. Er teilt dem Adressaten etwas mit - schenkt ihm sozusagen einen kleinen Ausschnitt seiner Erfahrungen, Ansichten oder Hoffnungen. Wer anderen Briefe (oder auch nur Postkarten) schreibt, lernt, seine Gedanken zu sammeln, von seinen Erfahrungen zu erzählen und Sätze sinnvoll auszuformulieren: allesamt kognitive Fähigkeiten, die vom Aussterben bedroht sind.
Auch hat das Schreiben eine kathartische Wirkung: Dass
es entlastend wirkt, wissen wir aus eigener Erfahrung. Unlängst konnten Wissenschaftler vom Institut für Psychologie an der Universität von Kalifornien in Los Angeles dies aber auch mittels Kernspintomografie belegen. Dazu wurden Testpersonen provokative, emotional belastende Bilder vorgelegt. Gleichzeitig konnte man durch Beobachtung der Gehirnaktivitäten im Kernspin feststellen, dass negative Gefühle in dem Maße abnahmen, wie die Versuchsteilnehmer die Möglichkeit nutzten, ihre Gefühle auszuformulieren.
Ob Schreiben wirklich »glücklich macht«, wie die Wissenschaftler resümieren, sei dahingestellt. Doch zweifellos wirkt es entlastend (für einen selbst) und bereichernd (für den anderen).
Wem, was und wie soll ich schreiben?
Am besten schreiben Sie jemandem, dem Sie immer schon (oder wieder) einmal schreiben wollten. Ob Ihren Kindern, einem Elternteil, einem Freund oder Ihrer Großmutter, ob Ihrem Partner oder Expartner, einem Verwandten oder guten Kunden, ist dabei nebensächlich - Hauptsache ist, dass Sie einem Menschen schreiben, dem Sie auch wirklich etwas zu sagen haben.
Und was? Mark Twain hat das einmal ganz passend ausgedrückt, als er meinte: »Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen.«
Die falschen Wörter sind die, mit denen Sie den anderen angreifen oder verletzen wollen. Die richtigen sind die, die Dank, Freude, Zuneigung, schöne Erinnerungen oder Humor zum Ausdruck bringen. Zwar können Sie Briefe auch nutzen, um sich Feinde zu machen, aber wir wollen einmal davon ausgehen, dass eher das Gegenteil Ihr Ziel ist. Insofern
könnte das Thema für Ihren Brief ganz allgemein lauten: »Was ich dir schon immer sagen wollte und mich nie zu schreiben getraut habe.«
Schreiben Sie über Ihre Gefühle, Ihre Sorgen oder Ihre Einsichten. Schreiben Sie etwas über Ihr Leben. Oft reicht schon eine Postkarte mit einigen netten Zeilen. Manche Familien verschicken an Weihnachten oder Silvester kleine »Jahreszusammenfassungen« - mit oder ohne Foto -, in denen sie das vergangene Jahr für sich selbst und ihre Freunde Revue passieren lassen.
Auch eine Einladung oder der Wunsch, in Zukunft mehr Kontakt zu wahren, kann zum Inhalt eines Briefs werden. Und natürlich gibt es klärende Briefe, die dazu beitragen, einen Konflikt aus dem Weg zu räumen. Dabei ist es jedoch wichtig, keine Schuldsprüche oder private »Urteilsverkündigungen« zu verschicken, sondern konstruktiv mit dem Problem umzugehen (siehe das Kapitel über die »Gewaltfreie Kommunikation« auf Seite 200).
Machen Sie sich nicht zu viele Gedanken über Stil oder Wortwahl. Grübeln Sie am besten nicht zu lange nach, sondern schreiben Sie einfach, wie
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