Einfach gut - 99 Dinge, die nichts kosten und uns bereichern

Einkäufer im Möbelhaus kennt, der den Verkäufer kennt, bei dem Sie Ihren Küchentisch gekauft haben …!
    FÜR WEN?
    Für jeden, der glaubt, dass alles ganz einfach ist. Oder für alle, die das Staunen neu erlernen wollen.
    WAS BRAUCHT MAN?
    Papier und Stift, es geht aber auch ohne.
    WAS SOLLTE MAN VERMEIDEN?
    Das Staunen zu unterdrücken.
    WIE LANGE DAUERT ES?
    Ein paar Minuten.

Lernen Sie ein Gedicht von Goethe auswendig
    Warum gerade Goethe? Weil er der bekannteste und bedeutendste Dichter der deutschen Sprache ist und außerdem ein Genie war. Und weil ein Goethe-Gedicht zu kennen den Eindruck von klassischer Bildung vermittelt. Muss man die haben? Ganz egal: Wir wollen doch zumindest gebildet wirken. Ein Gedichtchen unseres Dichterfürsten zu kennen ist dafür ja wohl nicht zu viel verlangt.
    Aber wir wollen es Ihnen nicht schwer machen. Hier also erst einmal ein kleines, bekanntes, aber trotzdem sehr schönes Gedicht:
    Wandrers Nachtlied II
     
    Über allen Gipfeln
ist Ruh,
In allen Wipfeln
spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen
im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.
    MERKHILFEN
    Einfaches ABAB-Schema:
Gipfeln - Ruh - Wipfeln - du
     
     
     
    Hier ist ein Haltepunkt - es geht mit neuem Reimschema weiter: ABBA
    Hauch - Walde - balde - auch
    Das war Ihnen zu leicht? Der langweilige Abend ist noch nicht vorbei? Oder haben Sie gar Geschmack am Auswendiglernen gefunden?
    Dann wollen wir Sie jetzt noch nicht auf die gesammelten Werke Goethes verweisen, Ihnen aber noch ein Gedicht vorstellen.
Es ist nicht so bekannt wie »Der Zauberlehrling« oder »Der Erlkönig«, aber dafür nicht nur schöner, sondern auch wirksamer, um es dem oder der Geliebten vorzutragen:
    Nähe des Geliebten
     
    Ich denke dein,
wenn mir der Sonne
Schimmer
Vom Meere strahlt.
Ich denke dein,
wenn sich des Mondes
Flimmer
In Quellen malt.
Ich sehe dich,
wenn auf dem fernen
Wege
Der Staub sich hebt,
In tiefer Nacht,
wenn auf dem schmalen
Stege
Der Wandrer bebt.
     
    Ich höre dich,
wenn dort mit dumpfem
Rauschen
Die Welle steigt.
Im stillen Haine geh ich
oft zu lauschen,
Wenn alles schweigt.
    MERKHILFEN
    Schema: ABC ABC
A: dein - dein
B: Sonne Schimmer -
Mondes Flimmer
C: Meere strahlt -
Quellen malt
Merken Sie’s? Erst die Him-
melskörper, dann Wasser …
     
    Jetzt wird’s schwieriger:
ABC DBC
AD: Ich sehe dich (wo?) -
in tiefer Nacht
BC: wenn … hebt -
wenn … bebt
B (wo?): Wege - Stege
     
     
     
    Erst denken, dann sehen,
jetzt hören
Schema: A BC BC
BC: Rauschen … steigt
BC: lauschen … schweigt

    Ich bin bei dir,
du seist auch noch
so ferne,
Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt,
bald leuchten mir
die Sterne.
O wärst du da!
    MERKHILFEN
    Ich bin bei dir - du bist mir nah!
Die Sonne sinkt - o wärst du da!
Und dann dazwischen,
in Klammern:
(du seist auch noch so ferne)
(bald leuchten mir die Sterne)
    Damit Sie sich nicht blamieren, sollten Sie zumindest zusätzlich zu einem Gedicht die grundlegendsten Fakten über den Dichter kennen: Goethe lebte von 1749 bis 1832. Er wurde in Frankfurt geboren und starb in Weimar. Und er war keineswegs nur Dichter (Faust!) , sondern ebenso Kunsttheoretiker, Naturwissenschaftler und Staatsmann. Er ist, neben Schiller, der herausragende Vertreter der (Weimarer) Klassik.
    Mit diesem Wissen können Sie allerdings nicht prahlen, das ist wirklich das absolute Minimum. Zum Angeben wären ein paar Fakten gut, die auch Goethe-Kenner nicht unbedingt wissen:
    Als Goethe vierzehn Jahre alt war, 1763, hörte er ein Konzert des halb so alten Mozart.
    Im selben Alter wollte er Mitglied der tugendhaften »Arkadischen Gesellschaft zu Phylandria« werden. Die nahmen ihn aber nicht. Wegen »Ausschweifungen«.
    1784 entdeckte er bei anatomischen Untersuchungen an einem Embryo den Zwischenkieferknochen des Menschen.

    1808 verlieh Napoleon ihm das Kreuz der Ehrenlegion.
    Goethe hatte fünf Kinder, von denen aber nur August überlebte. Da er 1830, noch vor seinem Vater, starb, endete damit die Linie Goethes. Es gibt also keine direkten Nachkommen.
    Über Goethe gäbe es unendlich viel zu schreiben und zu lesen. Aber einmal muss man Schluss machen - also machen wir Schluss.
    FÜR WEN?
    Für jene, die gern ihre Bildung zeigen, aber nichts »Klassisches« draufhaben.
    WAS BRAUCHT MAN?
    Zwei Gedichte werden ja mitgeliefert. Vielleicht eine Lesebrille.
    WAS SOLLTE MAN VERMEIDEN?
    Das Gedicht herunterzuleiern. Dann lieber ganz lassen. Es ist auch viel einfacher, wenn man es