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Einfach. Liebe.

Einfach. Liebe.

Titel: Einfach. Liebe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tammara Webber
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Worte kamen so genuschelt, dass ich fast erwartete, er würde mich bitten, sie zu wiederholen.
    Aber er markierte nur den Becher, und in diesem Augenblick bemerkte ich die zwei, drei dünnen weißen Mullschichten um seine Knöchel. Er reichte den Becher an den Barmann weiter und tippte das Getränk in die Kasse ein, während ich ihm meine Karte reichte.
    »Geht’s dir heute gut?«, fragte er. Seine Worte waren scheinbar so beiläufig – und zwischen uns doch so voller Bedeutung. Er zog meine Karte durch und gab sie mir mit dem Beleg wieder.
    »Es geht mir gut.« An den linken Handknöcheln hatte er ein paar Schrammen, aber keine schlimmen Schürfwunden. Als ich die Karte und den Beleg entgegennahm, streiften seine Finger meine. Ich zog meine Hand zurück. »Danke.«
    Seine Augen weiteten sich, aber er sagte nichts mehr.
    »Ich nehme einen Venti Caramel Macchiato – fettfreie Milch, ohne Sahne.« Das ungeduldige Mädchen hinter mir gab über meine Schulter ihre Bestellung auf. Sie berührte mich zwar nicht, klebte aber näher an mir, als mir angenehm war.
    Sein Kiefer spannte sich fast unmerklich an, als er den Blick auf sie richtete. Er markierte den Becher und nannte ihr knapp den Betrag. Während ich zur Seite trat, schnellten seine Augen noch einmal zu mir hinüber. Ich wusste nicht, ob er mir danach noch hinterherschaute. Ich wartete am anderen Ende der Bar auf meinen Kaffee und eilte dann weiter, ohne meinen üblichen Schuss Milch und drei Päckchen Zucker hineinzukippen.
    Wirtschaft war eine Überblicksvorlesung, daher war die Teilnehmerzahl riesig – vielleicht zweihundert Studenten. Inmitten so vieler Leute konnte ich den Blickkontakt zu zwei Jungen für die restlichen sechs Wochen des Herbstsemesters doch sicher meiden, oder?

3
    Als ich nach der Uni zurück zum Wohnheim kam, schickte ich dem Wirtschaftstutor pflichtschuldig eine E-Mail und nahm dann meine Kunstgeschichte-Hausarbeit in Angriff. Während ich einen Aufsatz über einen neoklassizistischen Bildhauer und seine Einflüsse auf selbigen Stil heruntertippte, murmelte ich einen Dank an die Neurotikerin in mir, die wenigstens in den Nicht-Wirtschaftskursen den Anschluss nicht verloren hatte.
    Da Erin in der Arbeit war, konnte ich mich dahinterklemmen und einen Abend lang in aller Ruhe lernen. Hier in unserem winzigen Zimmer war sie zwangsläufig eine fast permanente Ablenkung. Während ich letzte Woche versuchte, für eine Klausur zu büffeln, fand die folgende Unterhaltung statt: »Ich musste diese Pumps für meinen Job kaufen, Daddy!«, beteuerte sie in ihr Handy. »Du hast doch selbst gemeint, dass ich während meines Studiums den Wert von Arbeit lernen soll, und du sagst immer, man soll für den Erfolg gekleidet sein. Das heißt, ich versuche nur, deinen weisen Worten zu folgen.«
    Als sie einen Blick in meine Richtung warf, verdrehte ich die Augen. Meine Mitbewohnerin arbeitete als Empfangsdame in einem todschicken Restaurant in der Innenstadt, eine Position, die sie oft als Ausrede benutzte, um ihr Kleiderbudget zu überschreiten. Dreihundert-Dollar-Schuhe – wirklich unerlässlich für einen Job, bei dem sie neun Dollar die Stunde verdiente? Ich verkniff mir das Lachen, als sie mir zuzwinkerte. Ihr Vater knickte jedes Mal ein, vor allem wenn sie das D-Wort verwendete – Daddy .
    Ich erwartete keine schnelle Antwort von Landon Maxfield. Als Student im Abschlussjahr und Tutor für eine riesige Vorlesung wie die von Dr. Heller musste er viel um die Ohren haben. Außerdem war ich mir sicher, dass er nicht allzu begeistert davon sein würde, einer Versagerin im zweiten Studienjahr unter die Arme zu greifen, die den Kurs zwei Wochen lang geschwänzt hatte, die Zwischenprüfung hatte sausen lassen und nie zu einer seiner Tutorübungen erschienen war. Ich war entschlossen, ihm zu zeigen, dass ich hart arbeiten würde, um den Stoff aufzuholen und ihn dann möglichst schnell wieder in Ruhe zu lassen.
    Eine Viertelstunde, nachdem ich ihm meine E-Mail geschickt hatte, piepte mein Posteingangsfach. Er hatte geantwortet, in demselben förmlichen Ton, in dem ich geschrieben hatte, nachdem ich hin und her überlegt hatte, ob ich bei der Anrede den Vor- oder Nachnamen wählen sollte, und mich schließlich für Mr. Maxfield entschieden hatte.
    Hallo Miss Wallace,
    Dr. Heller hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass Sie in Makroökonomie Stoff aufholen und eine Projektarbeit einreichen müssen, um die Note der Zwischenprüfung zu ersetzen. Da er seine

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