Einfach. Liebe.
gebrochen, als er mit Reservierungen für »ihren« Bed & Breakfast auftauchte, nachdem er zwei Wochen lang jeden Tag Blumen geschickt hatte, die unser Wohnheimzimmer in ein Treibhaus verwandelt hatten. Mit Erins Hilfe hatte Chaz den bevorstehenden Vergewaltigungsprozess gegen seinen ehemaligen besten Freund überstanden – und die damit verbundenen Gerüchte und Anspielungen. Bucks kürzliches Schuldeingeständnis im Gegenzug für ein geringeres Strafmaß war für alle eine Erleichterung, auch wenn er dadurch vermutlich nicht einmal die Hälfte seiner zweijährigen Haftstrafe absitzen würde.
Durch die offene Verandatür sahen wir zu, wie sich unsere beiden Freunde im Garten unterhielten. Sie würden niemals beste Kumpels werden, aber sie verstanden sich gut, so gegensätzlich sie auch schienen.
Als Lucas mich ermutigt hatte, mich für ein Studium an einer Musikhochschule zu bewerben, war er sich so sicher gewesen, dass wir es schaffen würden. Er war sich noch immer sicher, und ich glaubte ihm, aber das hieß nicht, dass ich zwei Jahre lang eine Fernbeziehung führen wollte. Er war entschieden dagegen, dass ich meine akademische Laufbahn von seinen Plänen abhängig machte, und wollte nicht akzeptieren, dass ich blieb, wollte mir aber auch nicht sagen, wo er sich für einen Job beworben oder vorgestellt hatte.
»Ich werde dich nicht bitten, für mich aufzugeben, was du willst, Jacqueline.«
»Aber ich will dich «, hatte ich gemurmelt, obwohl ich wusste, dass er recht hatte – ich hatte keine vernünftigen Gründe parat. In gewisser Weise war er eben der Sohn seines Vaters.
Ray Maxfield war zu einem meiner Lieblingsmen schen geworden. Lucas hatte mich über die Frühjahrsferien mit zu ihm nach Hause genommen, und ich hatte ihn noch nie so nervös erlebt. Aber aus irgendeinem Grund verstanden sein Vater und ich uns auf Anhieb. Ich konnte Lucas’ Tutorpersönlichkeit in ihm erkennen – seinen trockenen Humor und seine Intelligenz. Am Abend vor unserer Abreise stöberte Ray auf dem Speicher seines Strandhauses und kam dann mit drei gerahmten Aquarellen eines kleinen, am Strand herumtollenden Jungen herunter. Seine Mutter hatte jedes dieser Gemälde ihres einzigen Kindes in einer Ecke signiert – Rosemary Lucas Maxfield . Wir hatten sie in Lucas’ Schlafzimmer aufgehängt, über seinem Schreibtisch.
Noch seltsamer war, dass Ray jetzt mit Charles und Cindy draußen saß. Er hatte sich anlässlich der Abschlussfeier seines Sohnes eine Auszeit von seinem Fischerboot genommen – zum ersten Mal, seit er aus Alexandria weggezogen war.
»Ich habe am Freitag einen Job angenommen.«
Das war’s. Nachdem er sich in seinem Abschlusssemester für Dutzende Jobs beworben hatte, hatte Lucas mehrere erste und ein paar zweite Vorstellungsgespräche gehabt. Vor einer Woche hatte ich Charles zu Cindy sagen hören, er hätte ein solides Angebot von einer Ingenieurfirma in der Stadt bekommen. Ich hatte schon auf seine Eröffnung gewartet.
Wenn ich im August nach Oberlin ging, würden wir zwölfhundert Meilen voneinander getrennt sein.
»Ach ja?« Ich vermied es, ihn anzusehen, um nicht in Tränen auszubrechen.
Während ich die Essensreste, die Cindy uns mitgegeben hatte, in den Kühlschrank packte, gab ich keinen weiteren Kommentar ab. Er lehnte sich gegen den Küchentresen und beobachtete mich. Schließlich, als alles verstaut war, konnte ich das Unvermeidliche nicht länger hinausschieben.
Als er meine Miene sah, nahm er meine Hand. »Komm her.«
Während er mich zum Sofa führte, blinzelte ich die Tränen weg und hielt mir selbst eine Standpauke, die hauptsächlich aus Hör auf zu heulen bestand.
Er setzte sich in eine Ecke des Sofas und zog mich in seine Arme. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, während er über die praktischen Aspekte des Jobs sprach, die Größe des Unternehmens, das eindrucksvolle Gehalt und den Eintrittstermin – die zweite Juliwoche. Vor allem fragte ich mich, wie oft ich Zeit haben würde, nach Hause zu fliegen. Freie Wochenenden waren für Musikstudenten praktisch undenkbar. Pflichtkonzerte und Aufführungen, an denen man teilnehmen oder die man besuchen musste, gab es am laufenden Band.
»Meine einzige Frage ist daher – will ich in Oberlin leben und nach Cleveland pendeln oder in der Nähe von Cleveland leben und zu dir pendeln?« Den Kopf auf den Arm gestützt, blickte er mich an und wartete.
Ich blinzelte. »Was?«
Er lächelte unschuldig. »Ach – habe ich dir den Teil gar nicht
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