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Einfach. Liebe.

Einfach. Liebe.

Titel: Einfach. Liebe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tammara Webber
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der Abende Zeit? Oder am Samstag?
    JW
    Ich spielte Kontrabass, seit ich zehn war. Als ich in die vierte Klasse kam, hatte einer der beiden Bassisten des Orchesters am zweiten Schulwochenende eine klitzekleine Football-Kollision, die einen Schlüsselbeinbruch zur Folge hatte. Unsere Orchesterleiterin Mrs. Peabody hatte den Blick über das riesige Meer von Geigen schweifen lassen und uns angefleht, jemand möge wechseln. »Irgendjemand?«, hatte sie gepiepst. Als sich niemand sonst freiwillig meldete, hob ich die Hand.
    Selbst neben dem halben Instrument sah ich damals aus wie ein Zwerg. Ich benötigte eine Trittleiter, um es zu spielen – eine Tatsache, die meinen Orchesterkameraden einen endlosen Quell der Belustigung bot. Der Spott blieb nicht auf die Schule beschränkt.
    »Schatz, ist das nicht ein etwas seltsames Instrument für ein Mädchen, das du dir da ausgesucht hast?«, fragte meine Mutter. Sie war noch immer beleidigt wegen meiner Weigerung, Klavier – ihr bevorzugtes Instrument – zu lernen, zugunsten der Geige. Daher konnte ich für meine neue Wahl von Anfang an keine Unterstützung von ihr erwarten.
    »Doch.« Ich funkelte meine Mutter an, und sie verdrehte die Augen. Sie hatte ihre Vorbehalte gegen das Instrument nie abgelegt, das ich mit der Zeit lieben lernte, weil es das restliche Orchester so schön erdete und führte. Und ich liebte die Fassungslosigkeit in den Gesichtern anderer Teilnehmer bei Regionalwettbewerben, ihre Überzeugung, dass ich aufgrund meines Geschlechts nicht so gut sei wie sie – und ich genoss es zu beweisen, dass ich besser war.
    Mit fünfzehn hatte ich meine ausgewachsene Körpergröße von einem Meter fünfundsechzig erreicht, sodass ich nun ein Dreiviertelinstrument spielen konnte, ohne dass eine Höhenanpassung erforderlich war, wenn auch nur knapp.
    Seit einem Jahr gab ich hiesigen Schülern Privatstunden – lauter Jungen, von denen jeder auf seine eigene Art selbstgefällig und frech war, zumindest bis sie mich spielen hörten.
    Hallo Jacqueline,
    Kontrabass? Interessant.
    An den Abenden bin ich diese Woche beschäftigt, ebenso an den meisten Wochenenden. Aber ich will nicht, dass Sie hier noch mehr Zeit verlieren, daher werde ich Ihnen die Informationen zu dem Projekt noch heute Abend schicken, und wir können das Ganze per E-Mail durchsprechen, bis wir uns terminlich einigen können. Wäre Ihnen das recht?
    LM
    PS: Ich werde an Sie denken, wenn ich ein großes Haushaltsgerät kaufe oder umziehen muss.
    Hallo Landon,
    danke, ja – das wäre toll. (Betr.: mir die Projektinformationen zu schicken, meine ich, nicht Ihr fieser Plan, mich und meinen Truck als Umzugsunternehmen zu missbrauchen. Sie sind auch nicht besser als meine Freunde! Sie sparen sich die Miete für einen Umzugswagen und die Lieferkosten, und ich werde in Bier ausgezahlt.)
    JW
    Hallo Jacqueline,
    ich schicke Ihnen die Einzelheiten zu dem Projekt, sobald ich nach Hause komme, und dann können wir es durchgehen.
    Das Tauschhandelssystem ist nur primitive Wirtschaft in Aktion, wissen Sie. (Sind Sie überhaupt alt genug für Bier?)
    LM
    Hallo Landon,
    es liegt mir fern, den effektiven Nutzen eines prähistorischen Wirtschaftssystems schlechtzureden. Und ich nehme an, Freunde, die in Bier bezahlen, sind immer noch besser als Freunde, die gar nicht bezahlen. (Betr.: mein Alter – ich glaube nicht, dass die Tätigkeitsbeschreibung eines Wirtschaftstutors Ihnen ein Vorrecht auf persönliche Informationen dieser Art verleiht.)
    JW
    Hallo Jacqueline,
    Volltreffer. Ich werde Ihnen einfach vertrauen müssen, dass Sie mich nicht dafür verhaften lassen, dass ich Minderjährige mit Alkohol versorge.
    Sie haben recht – verarmte, nicht motorisierte Collegestudenten wie ich sollten altbewährte Methoden von Transportverhandlungen respektieren.
    LM
    Ich lächelte über sein offenes Eingeständnis, dass er kein Auto besaß, und meine Miene wurde wieder ernst, als ich das mit dem Gefühl von Selbstgefälligkeit verglich, das Kennedy aus seinem Wagen zog. Kurz bevor wir mit der Schule fertig waren, gaben seine Eltern seinen zwei Jahre alten Mustang an seinen sechzehnjährigen Bruder weiter, der am Wochenende zuvor seinen Jeep zu Schrott gefahren hatte. Als vorgezogenes Geschenk zum Schulabschluss ersetzten sie Kennedys Mustang durch den brandneuen BMW – schwarz und elegant, mit jeder erhältlichen Zusatzausstattung, einschließlich edler Ledersitze und einer Stereoanlage, die ich noch einen Block weiter hören

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