Einfach neugierig
Lisa und ich eigentlich in Virginia auf der Hochzeit eines guten Freundes von mir erscheinen. Es wird eine gewaltige Feier,
mit mehr als sechshundert Gästen, die aus aller Welt angereist kommen.«
Einen Moment lang sah er sie nur schweigend an.
„Und?« fragte Karen schließlich. »Wofür brauchen Sie mich? Soll ich den Ehevertrag Ihres Freundes tippen?« Taggert bestrich einen Cracker mit Gänseleberpastete und hielt ihn ihr hin. »Ich habe keine Verlobte mehr.«
Karen trank einen Schluck Champagner und griff dann nach dem Cracker. »Verzeihen Sie meine Begriffsstutzigkeit, aber ich kann nicht erkennen, was das mit mir zu tun hat.«
„Das Kleid müßte Ihnen passen.«
Vielleicht lag es am Champagner, aber Karen brauchte eine gewisse Zeit, bis sie begriff, und als sie es tat, lachte sie laut auf. »Sie wollen, daß ich als Ihre Verlobte auf trete und die Brautjungfer für eine Frau spiele, die ich nicht kenne? Und die mich nicht kennt?«
»Genau.«
„Wieviel Champagner haben Sie eigentlich schon getrunken?«
McAllister Taggert lächelte. »Ich bin nicht betrunken. Es ist mir absolut ernst. Wollen Sie Näheres hören?«
Etwas in ihr riet Karen dringend, endlich nach Hause zu gehen, aber wer wartete dort schon auf sie? Sie hatte ja nicht einmal eine Katze, die von ihr versorgt werden wollte. »Ich höre.«
»Ich weiß nicht, ob Sie davon gehört haben, aber vor drei Jahren wurde ich ...« Er brach ab, und sie sah, daß seine Wimpern höchst attraktiv in Bewegung gerieten. »Vor drei Jahren wurde ich vor dem Altar von der Frau im Stich gelassen, die versprochen hatte, den Rest ihres Lebens mit mir zu verbringen.«
Karen leerte ihr Glas. »Wußte sie im voraus, daß Sie die Formulierung >und alles mit ihr zu teilen- nicht über die Lippen bekommen würden?«
Einen Moment lang starrte sie McAllister stumm an, dann lächelte er auf eine Weise, die nur als hinreißend bezeichnet werden konnte. Kein Wunder, daß sich so viele Frauen in ihn verliebten. »Ich glaube, Mistress Lawrence, daß wir ganz hervorragend miteinander auskommen werden.« Karen riß sich zusammen. Jetzt galt es, gewisse Dinge ein und für allemal deutlich zu machen. »Nein, das denke ich nicht, denn ich glaube Ihnen Ihre traurige Geschichte vom verlassenen kleinen Jungen einfach nicht. Ich weiß zwar nicht, was bei Ihrer Hochzeit oder den anderen unzähligen Malen vorgefallen ist, als sich Frauen weigerten, Sie zu heiraten, aber ich versichere Ihnen, daß ich keine dieser liebeskranken Sekretärinnen bin, die Sie für geradezu tragisch mißverstanden halten. Meiner Meinung nach sind Sie vielmehr ein ...« Sie brach gerade noch rechtzeitig vor einer handfesten Beleidigung ab und suchte ihr Heil in einem geradezu blendenden Vorschlag. »Engagieren Sie als Begleiterin für die Hochzeit doch eine Schauspielerin.«
»Daran habe ich auch schon gedacht, aber wer weiß, was man da bekommt? Möglicherweise zitiert sie Lady Macbeth während des Essens. Oder es stellt sich heraus, daß sie die Hälfte der männlichen Gäste auf eine Weise kennt, die ziemlich peinlich ist.«
»Aber Mister Taggert, Sie müssen doch ein kleines schwarzes Buch mit den Namen unzähliger Frauen besitzen, die nur zu gern bereit sind, Ihnen überallhin zu folgen.« »Genau das ist ja das Problem. Das sind alles Frauen, die ... nun ja, die mich mögen ... und jetzt, nach der Sache mit Lisa. Also ...«
»Verstehe. Und wie wollen Sie sie loswerden? Sie können ihnen natürlich immer einen Heiratsantrag machen. Das scheint jede Frau auf Dauer von Ihnen zu kurieren.« »Sehen Sie? Sie sind für den Job einfach perfekt. Jeder, der mitbekommt, wie Sie mich ansehen, weiß, daß unsere Trennung bevorsteht. Wenn ich die dann eine Woche später bekanntgebe, ist keiner überrascht.«
»Was ist für mich drin?«
»Ich zahle Ihnen, was Sie fordern.« ..Einen von diesen Verlobungsringen, die Sie en gros verteilen?“ Sie wußte, daß Sie unhöflich war, aber der Champagner machte sie mutig, und bei jeder Grobheit, die sie ihm an den Kopf warf, blitzten seine Augen mehr.
>O weh! Diese Meinung hat man also von mir?<. »Spielen Sie mir nicht wieder den kleinen mißverstandenen Jungen vor. Vergessen Sie nicht, daß ich Ihre Vereinbarungen getippt habe. Ich weiß, wie Sie wirklich sind.« »Und wie bin ich?«
„Bis zum Überdruß argwöhnisch, vielleicht sogar liebesunfähig. Sie haben prinzipiell nichts gegen die Ehe, aber die Vorstellung, sich selbst - geschweige denn Ihr Geld -
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