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Einfach neugierig

Titel: Einfach neugierig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Einrichtung konnte sich kein nüchterner Geschäftsmann ausgesucht haben. Nirgendwo war das übliche schwarze Leder oder das blitzende Chrom zu sehen. Statt dessen wirkte das Büro mit seinen Holzverkleidungen, den alten Fliesen auf dem Boden und dem großen Kamin wie der Raum eines französischen Chateaus. Die gobelinbezogenen Polstermöbel sahen sehr behaglich aus.
    Eine Wand nahm ein gutbestücktes Bücherregal ein. Auf einem Brett standen gerahmte Fotografien, die Karen geradezu magisch anzogen. Ihrer Ansicht nach bedurfte es schon eines Taschenrechners, um alle Kinder auf diesen Bildern zusammenzuzählen. Ihr Blick fiel auf das Foto eines jungen Mannes, der eine Angel mit einem Fisch hochhielt. Er war offensichtlich ein Taggert, aber keiner, der Karen schon einmal unter die Augen gekommen wäre. Neugierig griff sie nach dem Foto.
    »Haben Sie alles gesehen, was Sie sehen wollten?« ließ sie eine warme Baritonstimme hinter ihr zusammenzucken. Prompt ließ sie das Foto fallen. Und genauso prompt zerbrach das Glas auf den Fliesen.
    »Ich ... Es tut mir leid«, stammelte sie. »Ich wußte nicht, daß jemand hier ist.« Sie bückte sich, um das Foto aufzuheben, und sah aus dieser unterwürfigen Stellung zu den dunklen Augen von McAllister Taggert auf, der aus seiner Höhe von gut einem Meter achtzig auf sie herabblickte. „Ich werde den Schaden bezahlen«, versicherte sie nervös und sammelte die Glasscherben auf.
    Er sagte kein Wort, starrte nur mit gehobenen Brauen auf sie herab.
    Als ihre Hände nichts mehr fassen konnten, erhob sie sich und wollte ihm die Scherben geben. Aber er nahm sie nicht, und so legte sie sie auf das Regalbrett. »Ich glaube nicht, daß das Foto beschädigt wurde«, versicherte sie ihm. »Ich ... äh, ist das einer Ihrer Brüder? Ich habe ihn noch nie gesehen.« Seine Augen wurden ganz groß, und plötzlich empfand Karen Angst vor ihm. Sie waren ganz allein auf dem Flur, und außer der Tatsache, daß sich eine Menge Frauen geweigert hatten, ihn zu heiraten, wußte sie eigentlich kaum etwas über ihn. Lag das an seinen vorehelichen Vereinbarungen oder etwas anderem? Vielleicht an seinem unberechenbaren Temperament?
    »Ich muß gehen«, flüsterte sie, drehte sich um und rannte zur Tür hinaus.
    Sie hörte nicht auf zu rennen, bis sie den Fahrstuhl erreicht hatte und auf den Knopf nach unten drückte. Während sie wartete, sah sie aus dem Augenwinkel einen Kellner mit einem Tablett voller Champagnergläser. Todesmutig und gegen ihren eigenen Rat, lieber keinen Alkohol zu trinken, da sie den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte, stürzte Karen zwei Gläser hintereinander hinunter. Sobald sie in der Kabine stand, fiel ihr ein, daß sie ihren Mantel und ihre Handtasche in ihrem Büro im neunten Stock gelassen hatte. Wären draußen nicht null Grad und ihre Autoschlüssel nicht in ihrer Handtasche gewesen, hätte sie es dabei belassen, aber so mußte sie wohl oder übel zurückgehen. Sie lehnte sich an die Wand des Fahrstuhls und wußte plötzlich, daß sie nach den Feiertagen ohne Job sein würde. Sobald Taggert seiner Sekretärin berichtete, daß er eine unbekannte Frau - denn der bedeutende und immens beschäftigte McAllister Taggert nahm eine niedrige Stenotypistin
    wie sie doch gar nicht zur Kenntnis - in seinem Büro ertappt hatte, würde Karen gefeuert.
    Der Fahrstuhl hielt, und Karen wußte noch etwas: Auf keinen Fall wollte sie ein erneutes Zusammentreffen mit Taggert riskieren. Sie spähte aus der Tür nach rechts und nach links. Der Korridor war leer. Auf Zehenspitzen schlich sie zur Tür des Schreibpools, öffnete sie lautlos und holte sich ihren Mantel und ihre Tasche aus dem Schrank. Schon wieder auf dem Rückweg, blieb sie an Miss Johnsons Schreibtisch stehen und holte sich weitere Briefentwürfe aus der Schublade. Auf diese Weise hätte sie während der Feiertage wenigstens etwas zu tun.
    »Wieder am Schnüffeln?«
    Karens Hand am Griff der Schublade erstarrte. Sie brauchte nicht aufzublicken, um zu wissen, wem die Stimme gehörte. McAllister J. Taggert. Hätte sie nicht so sinnlos dem Champagner zugesprochen, hätte sie sicher höflich alles erklärt. Aber da sie ohnehin gekündigt werden würde, war ihr alles egal. »Das mit Ihrem Büro tut mir leid. Ich war überzeugt davon, daß Sie anderswo gerade jemandem einen Heiratsantrag machen.«
    Mit aller Hochnäsigkeit, zu der sie fähig war, wollte sie an ihm vorbeimarschieren.
    »Sie können mich nicht besonders gut leiden,

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