Einfach sexy
mondbeschienenen Himmel, das halb fertige Baumhaus wirkte wie der ausgezackte Zahn in einem Halloween-Kürbis.
»Vermutlich werden wir nächste Woche damit fertig«, erklärte Jesse, der ihrem Blick gefolgt war.
»Diesmal sieht es größer und stabiler aus. Die meisten Wohnhäuser sind sicher nicht so solide gebaut.«
Sein lautes Lachen erfüllte die nächtliche Stille. »Da haben wir aber noch ein schönes Stück Arbeit vor uns. Im Moment könnte ein Sturm es glatt herunterreißen. Vermutlich macht Travis drei Kreuze, wenn wir fertig sind. Er ist nicht sonderlich scharf auf handwerkliche Tätigkeiten.«
»Warum machst du dir dann die ganze Mühe?«
Er kam die Treppe herauf, blieb unterhalb von Kate stehen und musterte sie. »Travis ist erst zwölf, aber er handelt und redet wie ein Erwachsener. Er braucht ein bisschen Ablenkung. Spaß, wie Kinder ihn eben haben«, setzte er schnell hinzu. Er stockte. »Außerdem dachte ich mir, dass er stolz ist auf das, was er geleistet hat. Weißt du, das gibt ihm mehr Selbstvertrauen.«
Ihr Herz hüpfte, und sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Du hast das Zeug zu einem guten Vater.«
Er lachte wieder. »Nein, bestimmt nicht, und das weißt du genauso gut wie ich. Aber er ist ein prima Junge.«
»Du scheinst dich jedenfalls mit deiner Vaterschaft abgefunden zu haben.«
»Offen gestanden, immer noch nicht so ganz.« Nachdenklich spähte er zu dem Baumhaus. »Ich beruhige mich zwar damit, dass irgendwann alles wieder in geregelten Bahnen verläuft, trotzdem muss ich mir überlegen, wie es langfristig weitergehen soll.«
Er beugte sich über sie und umschloss mit seinen Fingern ihre nackten Arme.
Unwillkürlich wehrte sie sich und drückte mit den Handflächen gegen seine harte Brust. Seine Haut war wie elektrisierend, sodass Kate sich kaum losreißen konnte.
»Was hast du vor?«, fragte sie mit unsicherer Stimme.
»Dich festzuhalten.«
Seine Worte streichelten sie wie ein sanfter Hauch. Sie holte tief Luft. »Ich spreche von Travis.«
Er betrachtete seine Hand, die ihren Arm umschloss, und wie sein Daumen ihre Haut streichelte, fast so wie in der Koch-Show, die eine halbe Ewigkeit zurückzuliegen schien.
»Ich weiß es ehrlich gesagt nicht«, gestand er. »Ich wünschte, das alles wäre nicht so …«
Er brach ab, doch sie verstand, was er meinte. »Kompliziert«, schloss sie. »Das Gefühl kenn ich.«
»Mag sein«, murmelte er unschlüssig. »Aber vermutlich gibt es keine einfachen Antworten.«
Seine Finger glitten über ihren Arm. Dann verblüffte er Kate mit der Frage: »Warum hast du die Sexspielzeug-Show eigentlich gemacht?«
Sie überlegte. »Irgendwie fand ich die Idee gar nicht so übel.«
Schimmernde Wassertropfen rannen seinen Waschbrettbauch entlang zu der nassen Badehose, die seine Hüften und seine Genitalien betonte. Mit den Fingern umschloss er Kates Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Sein Blick verriet ihr, dass er ihr das nicht abnahm.
»Okay«, gestand sie, »ich wollte sexy sein.« Das entsprach der Wahrheit. Aber stattdessen fühlte sie sich hundsmiserabel, weil sie nicht mehr sie selbst war.
Sein starker Arm zog sie dicht an seinen Körper, und ihr dünnes Baumwoll-T-Shirt saugte die Feuchtigkeit auf seiner Haut auf. Plötzlich bemerkte sie seine Erektion und hielt den Atem an.
»Im Fernsehen über Sex zu reden macht eine Frau noch lange nicht sexy«, sagte er, während seine Hand zu ihren Hüften glitt. »Eine Frau ist sexy, wenn sie Selbstbewusstsein ausstrahlt und Persönlichkeit. So einfach ist das.«
Kate wurde glutheiß vor Begehren. »Du hast eben noch gesagt, dass nichts einfach ist.«
Er zog sie zärtlich an seinen Körper. Das Gefühl war atemberaubend und ein bisschen erschreckend.
»Ich meinte damit«, korrigierte Jesse sie überlegt, »dass es im Hinblick auf Travis keine einfachen Antworten gibt. Vieles andere ist dagegen völlig unkompliziert.«
Daraufhin beugte er sich über sie, und Kate wusste, dass er sie küssen würde. Für Sekundenbruchteile fragte sie sich, ob sie vielleicht nur deshalb spazieren gegangen war, weil sie ihn nach ihrer Rückkehr hier draußen anzutreffen hoffte, weil sie seine Hände auf ihrem Körper, seine Lippen auf ihrem Mund fühlen wollte.
Sie spürte seinen beschleunigten Herzschlag, die Intensität seiner Lust. Er wollte sie, sogar mehr, als er sich selbst eingestand.
Sie hätte ihn wegstoßen sollen, stattdessen schlang sie die Arme um seinen Nacken, als wollte sie ihn nie
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