Einfach verrückt!: Roman (German Edition)
entschlossenen Schrittes zur Tür. »Lügner, Lügner, Lügner«, wiederholte sie im Takt ihrer Schritte und verließ das Gebäude.
Anstatt der Mesa Street nahm sie die Interstate 10, ihre Hände verkrampften sich um das Lenkrad. Sie würde am Set auftauchen und den Mistkerl als das entlarven, was er war.
Plötzlich kam ihr ein anderer Gedanke – und es lief ihr kalt den Rücken herunter. Was machte der Kerl eigentlich hier? Warum spielte er ihr vor, jemand zu sein, den man entlassen hatte? Handelte es sich um ein kompliziertes Komplott mit dem Ziel, sich den Sender doch noch unter den Nagel zu rei ßen? Hatte Trey gewusst, dass man im Sender sein zu niedriges Angebot ablehnen würde?
Nichts davon ergab einen Sinn.
Als sie vor Julias Haus ankam, das als Hauptset dienen sollte, sah sie Trey – nein, verdammt noch mal – Sterlings gemieteten Taurus in der Einfahrt stehen, so, als gehörte ihm das Haus.
Chloe knallte die Tür ihres Wagens zu und marschierte, mit Wut im Bauch, zur Eingangstür. Sie läutete nicht. Als sie das Haus betrat, schlug ihr lautes Stimmengewirr entgegen. Überall Frauen, die meisten von ihnen Rosen , die das Ausleseverfahren überstanden hatten.
Sie plauderten ganz aufgeregt und begutachteten die Ständer mit der Kleidung, die verschiedene Modegeschäfte kostenlos zur Verfügung gestellt hatten. Chloe sah, dass die Frauen bereits kleine Grüppchen bildeten.
Die Szene erinnerte sie an ihre Schulzeit. Mädchen, die Cliquen formten und andere ausschlossen. Zum Glück hatte es Kate und Julia gegeben, denn sie hatte sich in einer Gruppe nie besonders wohl gefühlt. Als sie sich ein paarmal mit anderen Mitschülerinnen angefreundet hatte, hatte sie sie nie mit zu sich nach Hause bringen und sich mit Geburtstagspartys und Übernachtungen revanchieren können. Ihre Großmutter hielt nichts davon. Kate und Julia hatten über Chloes nicht vorhandene Familie Bescheid gewusst. Sie hatten ihr einen sicheren Ort geboten.
Eine der Rosen saß abseits der Gruppe. Die Intelligente. Chloe fragte sich, ob es wohl ein Fehler war, auf Sherry als eine der Rosen zu bestehen.
Aber sie schüttelte den Gedanken ab. Man brauchte ganz unterschiedlich interessante Kandidatinnen, außerdem war die Frau klug genug, um die Situation zu bewältigen. Und überhaupt, Chloe hatte im Augenblick größere Probleme, über die sie sich den Kopf zerbrechen musste.
Sie war auf dem Weg zur Küche, blieb jedoch abrupt stehen, als sie Trey – nein, Sterling – erblickte. Er war gerade in ein Gespräch mit einem der Kameramänner vertieft. Dunkel und attraktiv. Sie erinnerte sich an ihren Kuss – war das tatsächlich erst eine Stunde her? Sie erinnerte sich an ihre Hoffnung, dass er doch liebenswürdig und gut wäre.
Sie schloss die Augen und schimpfte mit sich selbst, weil sie so gutgläubig gewesen war.
Mit geballten Fäusten öffnete sie die Augen wieder. Und stellte fest, dass er sie anschaute. Wirklich anschaute, als ob er zu verstehen versuchte, was er da sah – oder empfand.
Dann lächelte er, und seine markanten Züge hellten sich auf.
Hallo , sagte er lautlos.
Lügner .
Sie wandte sich ab, spürte seine plötzliche Verwirrung, aber es war ihr egal. Sie bahnte sich einen Weg durch die Menge, um Julia zu suchen.
Ihre beste Freundin stand in der Küche und lachte gerade darüber, was einer der Fernsehleute zu ihr sagte. Julia hatte das Flirten zu einer Kunstform entwickelt.
»Chloe, Liebes, da bist du ja! Ich hatte mich schon gefragt, ob unsere illustre Koproduzentin von Der Frauenschwarm und sein Dutzend Texas-Rosen verschwunden ist.« Doch auf einmal erstarb ihr Lächeln.
Chloe wusste, dass Julia auf Anhieb spürte, wenn etwas nicht stimmte. So war Julia eben, ganz zügellos und zu allen Späßen aufgelegt – bis eines ihrer kleinen Küken sie brauchte. Niemand sonst hatte diesen Charakterzug an dem verwöhnten Einzelkind des reichsten Mannes in El Paso je bemerkt.
»Chloe, Liebes, was ist denn?«
»Wir müssen reden«, flüsterte Chloe. Sie fasste Julia am Arm.
»Natürlich.« Julia blickte sich um. »Wir gehen in mein Schlafzimmer, um von diesem Gedränge wegzukommen.«
Sie machten Anstalten zu gehen, doch Sterling versperrte ihnen den Weg. Chloe versuchte, um ihn herumzusteuern, worauf sich seine beherrschte Miene noch ein wenig mehr verdüsterte.
»Chloe.« Nur ein Wort, doch alle Anwesenden nahmen den Kommandoton seiner Stimme wahr.
Sie hielt sich an Julias Arm fest und ging
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