Einfach verrückt!: Roman (German Edition)
gigantische Esszimmer für romantische Candlelight-Dinner nutzen – wenn man ein Essen mit mehr als einer Rose überhaupt für romantisch halten konnte. Und das kleinere Wohnzimmer sollte der Ort sein, an dem der Junggeselle am Schluss jeder Folge die Rosen verteilen würde. Ein Ort der Freude und des Leids.
Die übrige Zeit würde der Kameramann den Kandidatinnen mit seiner Kamera folgen, zusammen mit einem Ton- und einem Beleuchtungstechniker. Es war ein unkomplizierter Set, mit niedrigen Kosten, aber er gab der Show einen modernen und coolen Anstrich.
Um achtzehn Uhr an diesem Abend mussten fünfundvierzig Minuten Sendematerial im Kasten sein, dazu fünfzehn Minuten Werbung, damit die Fernsehzuschauer während der ganzen Zeit dabeiblieben.
»Nur die Ruhe bewahren«, flüsterte Chloe sich selbst zu, als sie die letzten Einzelheiten auf einer ihrer vielen Listen durchging. Allerdings konnte sie auch nicht bestreiten, dass ihr die Herausforderung und die Arbeit Spaß machten.
Pete, Kates Regisseur von Live with Kate , hatte sich einverstanden erklärt, auch bei Der Frauenschwarm Regie zu führen. Und jetzt, nach einer unruhigen Nacht mit wenig Schlaf in Julias Haus, das inzwischen als Schlafsaal und Bühnenkulisse diente, war Chloe so bereit wie nie.
»Okay, verstehen alle den Drehplan?«, fragte sie und ermahnte die Rosen , die um Julias Esszimmertisch herum saßen, zur Ruhe.
Julia stand etwas abseits, überraschend angespannt. Da Chloe mit Julia in einem Zimmer schlief – die anderen Rosen übernachteten zu mehreren in den übrigen Schlafzimmern -, wusste sie, dass Julia nicht gut geschlafen hatte. Zum ersten Mal in ihrem Leben sah sie gestresst aus.
Am Vorabend, als sich alles beruhigt hatte, hatte Chloe Julia zu erzählen begonnen, um wen es sich bei Trey Tanner in Wirklichkeit handelte. Doch zum Schluss, nachdem man den neuen Frauenschwarm und sein Dutzend Rosen zusammengebracht hatte, hatte sie es nicht über sich gebracht, mit der ganzen Wahrheit herauszurücken. Chloe wusste, dass Julia – was sie vor anderen nicht zeigen wollte – in mehrerlei Hinsicht unter dem Tod ihres Vaters litt und sich mehr und minder durch die Tage schleppte. Also lächelte sie und arbeitete und tat, was getan werden musste. Aber sie musste sich ungeheuer zusammenreißen.
Chloe war dafür verantwortlich, dass alles klappte – und es funktionierte. Doch wenn Julia am Ende durchdrehen und hysterisch werden würde, weil sich herausstellte, dass Trey Tanner nicht Trey Tanner war, wäre das nicht gerade hilfreich. Chloe musste dafür sorgen, dass alle Beteiligten ruhig blieben und auf höchstem Niveau arbeiteten. Julia war zwar die Eigentümerin des Senders, aber Chloe war die Geschäftsführerin. Und sie wollte alles daransetzen, dass die Show ein Erfolg würde. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als die Rolle einer der Texas-Rosen zu übernehmen.
Chloe setzte ein entschlossenes Lächeln auf. »Meine Damen, gehen wir noch ein letztes Mal durch, was zu tun ist.«
Die Rosen seufzten. Sie hatten schon eine gute halbe Stunde damit verbracht, die Show durchzugehen, dann weitere zwanzig Minuten darüber diskutiert, als Chloe zu den Kandidatinnen dazustieß. Es war schon früh deutlich geworden, dass die Frauen Chloe nicht den Hauch einer Chance einräumten, und deshalb hatten sie auch nicht allzu heftig gegen dieses seltsame Arrangement protestiert. Außerdem wollte keine einzige der Rosen , dass die Show zu diesem späten Zeitpunkt noch abgesagt wurde.
Chloe begann mit ihren Ausführungen. »Wir zeichnen auf, wie alle zwölf Rosen dem Frauenschwarm vorgestellt werden. Das wird Ihre Chance sein, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen. Dann drehen wir, wie jede Rose die Aufmerksamkeit des Frauenschwarms gewinnt. Ich habe jeder von Ihnen dreißig Minuten zugewiesen, mit einer kurzen Mittagspause um zwölf.«
Chloe schüttelte es bei dem Gedanken, dass diese Frauen die Aufmerksamkeit eines Mannes auf sich ziehen und versuchen mussten, ihn für sich einzunehmen, und machte sich ein ums andere Mal klar, dass dies alles einem guten Zweck diente: Diese Frauen waren im Begriff, den Sender zu retten.
»Ich weiß, wir haben das alles zwar schon einmal besprochen«, sagte Mindy, die Krankenschwester, »aber ich möchte trotzdem noch einmal nachfragen. Wir stellen uns alle diesem Typen vor …«
»Dem Frauenschwarm .«
»Ich kann einen Mann nicht Frauenschwarm nennen.«
»Schön. Dann nennen Sie ihn Trey.«
Verräter,
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