Einfach verrückt!: Roman (German Edition)
er ein Betrüger war.
Er wirkte ungeheuer attraktiv. Er trug einen Smoking, der wie angegossen saß, dazu ein weißes Hemd mit schwarzen Onyxknöpfen, die unter der dunkelgrauen Weste verschwanden. Konservativ und sexy zugleich. Die förmliche Abendgarderobe betonte noch die düstere Intensität, die er ausstrahlte.
Er sah atemberaubend aus, wie ein Prinz auf einem Räuberball.
Was Chloe daran erinnerte, wer er in Wirklichkeit war. Sterling Prescott. Skrupelloser Medienmogul. Vorstandschef von Prescott Media. Unternehmensaufkäufer der Extraklasse. Obwohl sie ihn für sich immer noch als Trey betrachtete.
»Tut mir Leid, ich habe mich verspätet.«
Er lächelte Chloe an, mit diesem leichten, so selten gezeigten Lächeln, dass es ihr wie ein Geschenk erschien. Nicht, dass sie es so empfand, aber mehr als eine Rose seufzte. Grundgütiger!
»Ich habe den ganzen Morgen telefoniert«, sagte er zu Chloe, »um alles vom Tisch zu bekommen, damit ich mich den ganzen Tag hiermit beschäftigen kann. Ich habe meinen Koffer mitgebracht. Ich schätze, ich bin der, der jetzt bei Ihnen im Haus wohnt.«
Chloe warf einen Blick auf ihr Klemmbrett und versuchte, ihn zu ignorieren, weil sie es nicht mehr aushielt, ihn anzusehen. Denn, ehrlich gesagt, verspürte sie den Drang, sich erneut auf ihn zu stürzen, und zwar nicht, weil sie wütend war. Wie war es nur möglich, dass sie sich immer noch zu diesem Mann hingezogen fühlte, wo ihr doch klar war, wie grässlich hinterhältig er agierte? Das war nicht fair. So etwas war ihr noch nie passiert.
Außerdem war sie gar nicht glücklich darüber, dass er in ihrem Haus übernachtete. Es war ihr zu intim, als gewährte sie ihm damit Einblick in ihre Seele. Wäre er ein Fremder gewesen, hätte das keine Rolle gespielt. Aber das war er ja nicht. Nicht mehr.
»Ja, Sie wohnen bei mir«, erklärte Chloe in ihrem schönsten Befehlston. »Ich bringe Sie in der Mittagspause rüber.«
»Ist mir recht.«
Seit er die Rolle des Frauenschwarms übernommen hatte, nahm er diese neue Aufgabe ernst, so ernst sogar, dass er aufgehört hatte, mit Chloe zu flirten. Plötzlich erwies er sich hinsichtlich seines Umgangs mit ihr als Vollprofi. Er behandelte sie einfach nur wie eine der zwölf Kandidatinnen.
Gut!
Gut!
»Fürs Erste«, fügte sie hinzu, »können Sie Ihren Koffer in der Küche lassen, dann geht’s los.«
Zum ersten Mal bemerkte sie, wie still es im Raum geworden war. Alle Rosen saßen ganz hingerissen und aufmerksam da. Sie mochten zwar vorhin darüber gewitzelt haben, wie sie die Blicke des Frauenschwarms auf sich ziehen könnten. Aber jetzt, da sie den Mann vor sich sahen, gekleidet wie ein eleganter Kriegerfürst, überlegten alle, wie sie sich hervortun konnten. Selbst Mindy, die schüchterne Krankenschwester, hatte ein gewisses, nicht ganz unschuldiges Glitzern im Auge.
»Gehen wir in den Ballsaal«, befahl Chloe.
Das war eines der erstaunlichen Merkmale von Julias Haus. Es war nicht nur groß und wunderschön eingerichtet, sondern man konnte auch das große Wohnzimmer, wie sie es nannten, in einen umwerfenden Ballsaal verwandeln.
Die Rosen kamen nacheinander herein, ihre Absätze klangen hohl auf dem Parkettfußboden. Jede trug bereits das elegante Kleid, das »Henris Gesellschaftsbekleidung« gestiftet hatte. Selbst die Kameraausrüstung und die Beleuchtungseinrichtungen konnten nicht von der funkelnden Schönheit des Kristalls und der Spiegel ablenken.
Als Kind hatte sich Chloe in diesen Raum geschlichen und so getan, als tanzte sie. Sie war Aschenputtel, und sie tanzte mit ihrem imaginären Prinzen, der stets rechtzeitig eintraf, um sie zu retten.
Sie schüttelte den Gedanken ab und führte die Frauen zu den Stühlen und Sofas, die man in dem Zimmer hatte stehen lassen. Als alle Platz genommen hatten, dirigierte sie Trey so, dass er unter einem von Rosen und Efeu umrankten Torbogen stand, den sie gemeinsam mit dem Regisseur zuvor aufgestellt hatte.
»Okay, Pete, du bist dran«, sagte Chloe.
»Und was ist mit dir?«, fragte Julia.
Alle Blicke waren auf Chloe gerichtet. Chloe erblickte sich in den Wandspiegeln – und war entsetzt. Bis der Set endgültig fertig gestellt war, war ihr keine freie Minute für ihre eigene Vorbereitung geblieben.
»Ich gehöre zu den sechs, mit denen wir nach der Mittagspause drehen.«
Trey schaltete sich ein. »Wir wollen eine Totale mit allen zwölf Rosen machen. Und Sie gehören auch dazu.«
»Ich hatte noch keine Gelegenheit, mich
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