Einfach verrückt!: Roman (German Edition)
sauer?«
»Nein, um den geht es nicht. Sondern um die blödsinnige Show. Warum wirft er mich nicht raus?«
Julia kam herüber und hakte sich bei ihrer besten Freundin ein. »Weil du umwerfend hübsch bist, seit du nicht mehr deine Fensterglasbrille trägst. Außerdem hast du ihn mit deinem Charme im Sturm erobert.«
»Du hast wohl zu viel Kaffee getrunken. Wir wissen beide, dass das nicht der Fall ist. Im Grunde müsste er mich inzwischen hassen. Genauso wie ich ihn hasse. Er ist unausstehlich, arrogant und …« Ben und der Bote kamen zurück, der Karton war nicht mehr da, und Julia sah, dass Chloe erstarrte.
»Woher kommen Sie beide denn?«
»Aus dem Geräteraum. Ich hatte neue Schlösser bestellt, die ich gleich einsetzen will.« Ben hielt einen Sperrriegel hoch.
Chloe drehte sich zu Julia um und formulierte lautlos: Warum hast du mir nicht gesagt, dass er hier ist?!
»Da machen Sie sich nur keine Sorgen, Chloe«, sagte Ben. »Ihr kleines Geheimnis ist sicher bei mir aufgehoben.« Er grinste wie ein spitzbübischer Junge.
»Ich mir Sorgen machen?«
Der andere Mann gluckste. »Ich bin Sid, und ich habe Sie in Der Frauenschwarm gesehen. Sie sind klasse.« Er wurde tatsächlich rot.
Chloe dankte ihm, sichtlich befangen. Dann zog sie Julia mit sich zur Tür.
»Wissen Sie«, rief Sid ihnen hinterher, »wenn Sie Trey tatsächlich so sehr hassen und aus der Show rausgeworfen werden wollen, dann zäumen Sie die Sache vom falschen Ende her auf.«
Chloe, Julia und Ben sahen ihn verwundert an.
»Was soll das heißen?«, fragte Chloe.
Ben lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tischkante und strich über den Sperrriegel wie ein Liebhaber. »Der sollte es eigentlich tun.«
»Sie sind so schwer fassbar, so kühl«, erklärte Sid. »So unerreichbar.«
»Sie ist ein Luder«, gab Julia zurück.
Sid lachte. Chloe machte ein wütendes Gesicht. »Auf wessen Seite stehen Sie?«
»Auf Ihrer, Süße. Immer auf Ihrer. Und sind Sie denn nicht absichtlich zickig gewesen?«
»Na ja, ja.«
»Aber wenn Sie nicht fassbar sind«, fuhr Sid fort, »werden Sie nichts erreichen – außer dass Sie eine Rose nach der anderen bekommen, bis Sie die mit dem Strauß sind. Welcher Mann ist denn nicht fasziniert von dem, was er seiner Meinung nicht besitzen kann?«
»Das ist ja so archaisch«, erklärte Chloe.
»Gütiger Himmel«, dachte Julia laut, »lesen Sie etwa schlechte Ratgeberbücher?«
»Nennen Sie’s, wie Sie wollen«, gab der Bote unbeirrt zurück. »Aber wenn Sie wirklich aus der Show rausgeworfen werden wollen, dann müssen Sie Ihre Taktik ändern.«
Chloe tippte sich mit dem Finger an die Wange, dachte nach und sagte dann: »Und wie soll das gehen?«
»Chloe. Hör nicht auf ihn.«
Ben stöhnte leise.
Sid ließ sich nicht beirren. »Gefällt es Ihnen, wenn ein Mann, den Sie kaum kennen, zu schnell zur Sache kommt? Verdammt, wollen Sie bestreiten, dass eine Frau nichts Schlimmeres tun kann, als Sex mit einem Kerl zu haben und sich dann in eine besitzergreifende ›Werden wir nicht wunderschöne Kinder haben‹-Klette zu verwandeln?«
Ben drückte sich vom Tisch ab. »Okay, Sid, es ist Zeit zu gehen. Wir haben hier schon genug Schwierigkeiten, da müssen Sie nicht auch noch jemanden auf falsche Gedanken bringen.«
»Glauben Sie, dass ich Unrecht habe?«, fragte Sid herausfordernd die Gruppe. »Ich sage doch nur, dass man lieber klammern sollte, als kühl und abweisend aufzutreten, wenn man aus der Show rausfliegen möchte.«
Julia konnte nicht fassen, was sie da hörte. Es war lächerlich. Doch als sie sich umwandte, um Chloe das mitzuteilen, war die bereits aus der Küche geflohen.
Julia drehte sich zu Sid um. »Sehen Sie, was Sie da angerichtet haben!«
»Ich habe ihr einen vernünftigen Rat erteilt, wie sie ihr Ziel erreicht.« Er hob kapitulierend die Hände und ging dann auf die Hintertür zu.
Kaum war er gegangen, als sich Julias Stirn in sorgenvolle Falten legte. »Chloe kann den Mann unmöglich ernst nehmen.« Sie verzog das Gesicht. »Oder doch?«
Ben schüttelte den Kopf. »Vielleicht nicht. Aber nach dem Gesichtsausdruck zu urteilen, mit dem sie aus der Tür gerannt ist, bin ich absolut sicher, dass sie im Augenblick auf ihrem Zimmer ist und versucht, für die nächste Folge der Show ein neues Handlungskonzept zu entwerfen.«
Julia kannte Chloe besser als die meisten, und sie gab nur höchst ungern zu, dass Ben ihrer Ansicht nach Recht hatte.
An: Sterling Prescott
Von:
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