Einfach verrückt!: Roman (German Edition)
beiden Häuser benötigten, wieder vertrieben worden? Er wusste es nicht. Aber ganz gleich, aus welchem Grund ihr Vater nicht hier war, diese schwierige Situation ließ sich beheben. Außerdem wollte er unbedingt etwas nur für Chloe tun.
»Finde heraus, wo sich der Vater aufhält. Ich möchte Chloe überraschen.«
»Aus welchem Grund?«
»Die beiden letzten Rosen stellen ›Trey‹ ihren Familien vor. Ich will sicher sein, dass auch Cloe eine Familie hat. Ich möchte nicht, dass sie unvorbereitet in eine peinliche Situation gerät.«
Ben schüttelte den Kopf. »Du bist intelligent und entschlossen. Das gebe ich zu. Ihren Vater in der letzten Show auftreten zu lassen ist eine hübsche Idee, die dir helfen könnte, Chloe für dich zu gewinnen.«
Sie für sich zu gewinnen? Konnte er das?
Zum ersten Mal in seinem Leben empfand Sterling Gewissensbisse. Allerdings gehörte er nicht zu denen, die ihr Tun bereuten. Er tat, was er tun musste. Aber ihm ging durch den Sinn, dass jemand wie Chloe sich mit dieser Erklärung wohl nicht abspeisen lassen würde.
Es ist absurd, dachte er und verfluchte sich im Stillen, dass er noch nie daran gedacht hatte. Inmitten dieser Welt, weit weg von der Macht und dem Einfluss von Prescott Media, hatte er das Gefühl, als müsste er nun auf einmal alles in einem anderen Licht sehen. Das behagte ihm überhaupt nicht. Aber es half auch nichts, wenn er befürchtete, dass, nachdem das alles hier zu Ende wäre, er mehr Vergebung als Zustimmung benötigte.
Chloe war fix und fertig. Inzwischen empfand sie größte Hochachtung für Regisseure, die bei Eigenproduktionen mitspielten. Sie führte zwar nicht Regie, war aber immerhin die Produzentin und musste dafür sorgen, dass alles problemlos über die Bühne ging.
Außerdem vermisste sie ihren Vater. Es war schon erstaunlich, wie viel die kurze Zeit, die sie gemeinsam verbracht hatten, ihr bedeutete. Ihr fehlte es, nach Hause zu kommen und von ihm gefragt zu werden, wie es ihr ergangen sei. Ihr fehlte sogar sein ständiger Drang, Dinge im Haus zu reparieren. Fehlte, umgekehrt, sie ihm auch? Wäre er froh, aus Ruidoso zurückzukehren, wenn das alles hier vorüber wäre? Oder würde es ihm den nötigen Mut verleihen, in sein eigenes Leben zurückzukehren?
Chloe richtete ihr Augenmerk auf die anstehende Aufgabe. Die Show. Schon wie die einzelnen Rosen sich aufführten, war zum Haareraufen. Doch die Intrigen hinter den Kulissen zwischen den Frauen waren nur das i-Tüpfelchen auf ihrem Frust. Trotzdem, sie musste da durch. Am Ende der kommenden Woche wäre alles vorbei.
Darum ging Chloe auch nicht ins Nachbarzimmer, als sich die Rosen am Frühstückstisch versammelten und auf den Drehbeginn warteten, während sie einander unterstützten und gleichzeitig herauszufinden versuchten, wie die anderen Trey für sich gewinnen wollten.
»Was wohl als Nächstes kommt?«, fragte sich Mindy.
»Wie ich höre, Gruppendates«, fügte Joe Beth hinzu.
Mindy stöhnte leise. Chloe wusste, dass die Kandidatinnen ihre Positionierung innerhalb der Gruppe abzuschätzen versuchten. Bestimmt würde ein heftiger Wettstreit zwischen ihnen entbrennen.
Chloe war jedoch überrascht, dass sie bei aller Konkurrenz auch Bindungen untereinander zu knüpfen versuchten, als ob dies sie irgendwie davon abhielte, allzu tief im Sumpf des Wettstreits zu versinken. Darüber hinaus schien es eine Methode zu sein, Informationen zu erlangen, die ihnen im Wettbewerb einen Vorteil verschaffen sollten.
»Ich bin in der Gruppe nicht so gut«, jammerte Mindy.
Das glaubte Chloe ihr aufs Wort. Sie hatte schließlich erlebt, wie ungeschickt sich die Krankenschwester in Gruppensituationen benahm. Mit Schaudern dachte sie daran, wie Mindy sich wohl in einem Krankenhaus anstellte, wenn sie im Umgang mit Spritzen und Überwachungsmonitoren ebenso ungeschickt wäre.
»Einmal habe ich mich bei einer großen Fluggesellschaft für eine Stelle als Stewardess beworben«, fuhr Mindy fort. »Wir saßen alle um einen Tisch herum, und die Leiterin des Vorstellungsgesprächs stellte dann Fragen. Aber sie hat uns nicht aufgefordert, darauf zu antworten. Wir mussten ganz spontan antworten, damit sie erkannte, wie durchsetzungsfähig man war, wie höflich, wie selbstsicher. Uhhh! Das war echt furchtbar, denn stellt euch mal vor: Wenn man zu durchsetzungsstark ist, ist man ein ungehobelter Klotz, aber wenn man nicht selbstbewusst genug auftritt, ist man ein Waschlappen. Also musste man genau das
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