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Einfach verrückt!: Roman (German Edition)

Einfach verrückt!: Roman (German Edition)

Titel: Einfach verrückt!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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bislang noch niemanden zu schenken vermocht hatte.
    Dies zu erkennen traf ihn schwer. Er spürte eine Enge in seiner Brust.
    »Sonst noch etwas?«, fragte er seinen Bruder, denn er wollte mit seinen Gedanken allein sein.
    »In der Akte befand sich eine Notiz. Als der Polizeibeamte an den Unfallort kam, lebte die Mutter noch. Anscheinend hat sie etwas Ähnliches gesagt wie: ›Ich wollte ihn nicht verlassen.‹ Seltsam.«
    Vielleicht ist es aber auch gar nicht so seltsam, dachte Sterling, sondern der Schlüssel zu der Frau, die ihn wie keine andere erfüllte.
    Er wandte sich zum Gehen.
    »Sterling«, sagte Ben und hielt ihn fest. »Bleib noch.«
    »Ja? Was ist denn?«
    »Chloe stammt vielleicht nicht aus einer Familie wie der unseren, aber sie ist trotzdem eine wunderbare Frau.«
    Die Worte verblüfften ihn, und er starrte Ben an. Nach einer Weile sagte er: »Wenn es etwas in der Welt gibt, dessen ich absolut sicher bin, dann ist es die Tatsache, dass Chloe wirklich ganz wunderbar ist.«
     
    Chloe kehrte in Julias Haus zurück. Halb beschämt, halb verblüfft darüber, wie weit sie mit Sterling gegangen war, eilte sie den Gartenweg entlang. Was den Umstand betraf, dass seine Großmutter sie aus dem Schlafzimmer kommend ertappt hatte, nun ja, das war natürlich ungeheuer peinlich.
    Schlimmer noch, Chloe dachte nur höchst widerwillig daran, auf welche Weise sie einander vorgestellt worden waren. Die alte Dame hatte sich alle Mühe gegeben, den Namen ihres Enkels nicht auszusprechen. War womöglich die ganze Familie in die Sache verstrickt?
    Sie huschte in Mindys Zimmer, wobei sie darauf achtete, sie nicht zu wecken. Sie wollte mit Julia reden, aber als sie deren Schlafzimmer betrat, stellte sie fest, dass ihre Freundin nicht da war.
    »Julia«, rief sie, ging quer durch den großen Raum und betrat das kleinere, angrenzende Zimmer. »Bist du hier?«
    Niemand da. Chloe wandte sich zum Gehen. Und dabei fiel ihr Blick auf die Bilanzbücher des Senders, die auf dem Schreibtisch lagen.
    Chloe setzte sich an den Schreibtisch. Nicht hinschauen, ermahnte sie sich. Wenn sie etwas wissen wollte, musste sie einfach fragen. Aber Julia hatte sich zu seltsam benommen – im einen Augenblick wie sonst immer, im nächsten irrsinnig gestresst -, wenn man bedachte, dass doch alles kurz davor war zu klappen.
    Du bist die Geschäftsführerin, sagte sie sich, und tust nichts Unrechtes, wenn du dir die Bilanzen ansiehst.
    Chloe ging die Zahlen einmal durch, dann noch einmal. Als sie die Unterlagen schließlich zuklappte, starrte sie einfach nur vor sich hin. Die Schulden waren viel größer, als sie sich je vorgestellt hatte.
    Wie benommen kleidete Chloe sich um. Sie streifte sich eine verblichene Jeans und ein weites Sweatshirt über, dann ging sie schnurstracks zur Garage. Zum ersten Mal seit Tagen war sie wieder allein im Haus, nur sie und das Haus, das sie liebte, in der Nachbarschaft, die ihr stets ein Zufluchtsort gewesen war. Aber plötzlich galt dies nicht mehr.
    Und doch wünschte sie sich erneut den Trost zu wissen, dass ihr Vater im Hause wäre. Sie liebte Julia und Kate, aber eine Familie zu haben, das war etwas anderes. Ihr Vater hörte ihr zu und sorgte dafür, dass sie sich wohl fühlte.
    Oder war das auch nur ein Traum?
    Sie drückte die Stirn gegen das Garagentor und genoss das Gefühl des Metalls, das die Oktobersonne gewärmt hatte. So hätte sie ein Leben lang verharren können. Alles, was geschah, war vergessen. Denn in Wahrheit fürchtete sie, den Sender am Ende doch nicht retten zu können.
    Sicher, die Einschaltquoten waren gut. Werbegelder kamen herein. Aber was sollten sie als Nächstes tun? Wie sollte man dieses Einnahmeniveau aufrechterhalten, nachdem Der Frauenschwarm vorüber war?
    Nach den Zahlen zu urteilen waren die Finanzprobleme kaum noch zu beheben.
    Und dann waren da noch diese Gefühle, die sie für Sterling empfand. Sie erfüllten sie mit Sehnsucht und Verwirrung, und sie hatte auch Angst, sich ihm zu sehr zu öffnen. Denn ihr war immer noch nicht klar, warum er sich weiter für jemand anderes ausgab.
    Plötzlich jedoch befiel sie eine ganz andere Befürchtung; sie lauerte ganz hinten in ihrem Kopf, seitdem sie die Bilanzbücher eingesehen hatte.
    Hatte Julia vielleicht die ganze Zeit über KTEX verkaufen wollen? Hatte sie sich nur deshalb an Prescott Media gewandt, aber nicht gewollt, dass jemand davon erfuhr?
    »Hallo! Hallo! Sind Sie es, Chloe?«
    Chloe riss sich von dem Garagentor fort und

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