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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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erhob sich in einer Art zornigen Triumphs.
    »Und das«, rief er, »ist genau das, was ich Ihnen geben werde. Ich habe nämlich die Maschine zunächst eingesetzt, um dann die Sache auf andere Weise zu überprüfen, und die Maschine, Sir, hat recht.«
    Er hielt einen Augenblick inne und fuhr dann weniger aufgeregt fort. »Ich möchte diesbezüglich betonen, daß ich bis auf das wissenschaftliche Experiment bisher sehr wenig in Händen hatte. Im Grunde gab es tatsächlich nichts gegen den Mann. Seine Kleider sitzen schlecht, wie ich schon gesagt habe, aber sie sind immerhin doch von besserer Qualität als die der Unterklasse, der er offensichtlich angehört. Außerdem war der Mann unter all dem Schmutz vom Sturmlauf über gepflügte Felder und vom Durchbruch durch staubige Hecken verhältnismäßig sauber. Das konnte natürlich daher kommen, daß er gerade erst aus dem Gefängnis entsprungen war; mich aber erinnerte es mehr an die verzweifelte Sauberkeit der verhältnismäßig ehrbaren Armen. Auch sein Verhalten war, wie ich gestehen muß, durchaus dem ihren entsprechend. Er war so schweigsam und würdevoll, wie sie es sind; er scheint einen großen, aber tief verborgenen Kummer zu haben, wie sie. Er bekundet völlige Unkenntnis des Verbrechens und dieser ganzen Angelegenheit; und er zeigt lediglich eine finstere Ungeduld, mit der er auf irgend etwas Sinnvolles wartet, das ihn aus dieser sinnlosen Klemme befreien kann. Er hat mich mehr als einmal gefragt, ob er nicht einen Rechtsanwalt anrufen könne, der ihm vor längerer Zeit einmal in einer geschäftlichen Schwierigkeit geholfen hat, und benimmt sich in jeder Weise so, wie man das von einem Unschuldigen erwartet. Es gab nichts auf der Welt gegen ihn außer jenem kleinen Zeiger am Meßgerät, der auf den Wechsel seines Pulsschlags hinwies.
    Und dann, Sir, wurde die Maschine auf die Probe gestellt; und die Maschine hatte recht. Als ich mit ihm aus dem Verhörraum in die Vorhalle kam, in der alle möglichen Leute auf ihr Verhör warteten, war er meiner Meinung nach mehr oder minder entschlossen, die Dinge durch so etwas wie ein Geständnis zu klären. Er drehte sich zu mir um und sagte mit leiser Stimme: ›Ich kann das nicht mehr länger ertragen. Wenn Sie schon alles über mich wissen müssen –‹
    In diesem Augenblick sprang eines der armen Weiber, die da auf der langen Bank saßen, auf und schrie laut und wies mit dem Finger auf ihn. Ich habe in meinem ganzen Leben nie etwas so teuflisch Eindeutiges gehört. Ihr magerer Finger zielte auf ihn wie ein Blasrohr. Und obwohl das Wort eigentlich nur ein Heulen war, war doch jede einzelne Silbe so klar wie ein einzelner Glockenschlag.
    ›Drugger Davis!‹ schrie sie. ›Sie haben Drugger Davis geschnappt!‹
    Unter den armseligen Weibern, meistens Diebinnen und Straßenmädchen, wandten sich ihm zwanzig Gesichter zu, die ihn voller Freude und Haß anstarrten. Und wenn ich die Worte auch nie zuvor gehört hätte, so wäre ich doch durch das tiefe Erschrecken auf seinem Gesicht sicher gewesen, daß dieser sogenannte Oscar Rian seinen wirklichen Namen gehört hatte. Aber es wird Sie überraschen zu hören, daß ich so unwissend nun auch wieder nicht bin. Drugger Davis war einer der fürchterlichsten und verkommensten Verbrecher, der je unsere Polizei zum Narren gehalten hat. Sicher ist, daß er lange vor dem letzten an dem Aufseher schon mehr Morde begangen hat. Aber er konnte niemals wirklich überführt werden, und zwar eigenartigerweise, weil er die Morde auf die gleiche Weise beging wie seine milderen – oder gemeineren – Verbrechen, derer er oft genug überführt wurde. Er war ein gutaussehender Schuft, der auch nach guter Erziehung aussah, wie in gewissem Maße heute noch; und meistens gab er sich mit Barmädchen oder Verkäuferinnen ab und erleichterte sie um ihr Geld. Oftmals ging er aber auch ein gutes Stück weiter; und dann fand man sie, betäubt mit Zigaretten oder Schokolade, und ihr gesamter Besitz war verschwunden. Dann geschah es, daß das Mädchen tot aufgefunden wurde; aber Absicht konnte nicht recht nachgewiesen werden, und, was noch praktischer war, der Verbrecher war nicht mehr aufzufinden. Ich hörte dann Gerüchte, daß er irgendwo in der entgegengesetzten Rolle aufgetreten sei, als Geldverleiher statt als Geldnehmer; immer noch aber an solche armen Witwen, die er persönlich mächtig beeindrucken konnte, doch mit dem gleichen üblen Ende für sie. Nun ja, das also ist Ihr unschuldiger Mann, und

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