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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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Muscheln aus der Südsee und einigen Instrumenten von so grober und eigenartiger Form, daß Wilde sie ebensowohl zum Töten wie zum Kochen ihrer Feinde verwendet haben mochten. Aber die fremdartige Farbigkeit gipfelte in der Tatsache, daß außer dem Butler die beiden einzigen Bediensteten des Admirals zwei Neger waren, einigermaßen sonderbar in engsitzende gelbe Uniformen gekleidet. Des Priesters instinktiver Trick, seine eigenen Eindrücke zu analysieren, teilte ihm mit, daß die Farbe und die kleinen sauberen Rockschöße dieser Zweibeiner ihm das Wort »Kanarienvögel« aufgedrängt hatten und sie so durch ein Wortspiel mit Südreisen in Verbindung brachten. Gegen Ende der Mahlzeit entfernten sie ihre gelbe Kleidung und ihre schwarzen Gesichter aus dem Raum und hinterließen lediglich die schwarze Kleidung und das gelbe Gesicht des Butlers.
    »Tut mir leid, daß Sie das so leichtnehmen«, sagte Fanshaw zu dem Gastgeber; »denn ich habe, um die Wahrheit zu sagen, diese meine Freunde mitgebracht mit dem Hintergedanken, daß sie Ihnen helfen könnten, weil sie von solchen Dingen eine ganze Menge verstehen. Glauben Sie denn wirklich überhaupt nicht an diese Familiengeschichte?«
    »Ich glaube an gar nichts«, antwortete Pendragon sehr aufgeräumt, indem er mit seinen hellen Augen einen roten tropischen Vogel schräg ansah. »Ich bin ein Mann der Wissenschaften.«
    Zu Flambeaus ziemlicher Verblüffung nahm sein klerikaler Freund, der vollständig wach geworden zu sein schien, das Stichwort auf und diskutierte mit seinem Gastgeber Naturgeschichte mit einem Wortschwall und vielerlei unerwarteter Kenntnis, bis Nachtisch und Karaffen serviert waren und der letzte Bedienstete verschwunden war. Dann sagte er, ohne den Tonfall zu ändern:
    »Bitte halten Sie mich nicht für unverschämt, Admiral Pendragon. Ich frage nicht aus Neugierde, sondern wirklich zu meiner Orientierung und zu Ihrer Bequemlichkeit. Irre ich mich, wenn ich annehme, daß Sie diese alten Dinge nicht vor Ihrem Butler besprechen möchten?«
    Der Admiral wölbte die haarlosen Bögen über seinen Augen und rief aus: »Ich weiß zwar nicht, woher Sie das wissen, aber die Wahrheit ist, daß ich den Kerl nicht ausstehen kann, obwohl ich keinen Grund habe, einen Diener der Familie zu entlassen. Fanshaw mit seinen Gespenstergeschichten würde sagen, daß mein Blut sich gegen Männer mit so schwarzem, spanisch aussehendem Haar auflehnt.«
    Flambeau schlug mit seiner schweren Faust auf den Tisch. »Bei Gott!« schrie er. »Und das hatte auch das Mädchen!«
    »Ich hoffe, daß heute nacht alles aufhören wird«, fuhr der Admiral fort, »wenn mein Neffe heil von seinem Schiff zurückkommt. Sie sehen überrascht aus. Sie verstehen nichts, nehme ich an, wenn ich Ihnen nicht die ganze Geschichte erzähle. Sehen Sie, mein Vater hatte zwei Söhne; ich blieb Junggeselle, aber mein älterer Bruder heiratete und bekam einen Sohn, der wie wir alle Seemann wurde und eines Tages die Besitzung erben wird. Nun war mein Vater ein eigenartiger Mann; irgendwie verband sich in ihm Fanshaws Abergläubigkeit mit meiner Skepsis; sie kämpften ständig miteinander in ihm; und nach meinen ersten Reisen entwickelte er eine Vorstellung, die nach seiner Meinung endgültig klären sollte, ob der Fluch Wahrheit oder Wahn sei. Wenn alle Pendragons gleichzeitig herumsegelten, gab es nach seiner Meinung zu viele Möglichkeiten für natürliche Katastrophen, als daß sich daraus irgend etwas hätte beweisen lassen. Aber wenn wir jeweils nur einer zur See fahren würden in der strengen Reihung der Erbfolge, dann würde sich, so dachte er, zeigen können, ob tatsächlich der Familie als Familie ein Fluch folge. Ich hielt das für eine blödsinnige Idee, und ich stritt darüber mit meinem Vater recht heftig; denn ich war ein ehrgeiziger Mann und hatte bis zuletzt zu warten, da ich in der Erbfolge erst nach meinem eigenen Neffen komme.«
    »Und Ihr Vater und Ihr Bruder«, sagte der Priester sehr sanft, »starben, fürchte ich, auf See.«
    »Ja«, stöhnte der Admiral; »durch einen jener brutalen Zufälle, auf denen alle die verlogenen Mythologien der Menschheit aufbauen, wurden beide schiffbrüchig. Mein Vater, der aus dem Atlantik hereinkam, lief auf diese kornischen Felsen auf. Meines Bruders Schiff versank, niemand weiß wo, auf der Heimreise von Tasmanien. Seine Leiche wurde nie gefunden. Ich sage Ihnen, es waren ganz natürliche Unfälle; viele andere Menschen ertranken außer den Pendragons;

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