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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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gerade und massiv wie eine lange Stahlstange.
    »Aufgepaßt, Samson«, schrie Flambeau; »nun haben Sie doch die Tulpenköpfe abgeschnitten!«
    Father Brown stand da und betrachtete reuevoll die enthaupteten Pflanzen.
    »Mir scheint, ich habe da eine ziemlich mörderische Bewässerungsmethode«, gab er zu und kratzte sich am Kopf. »Es ist wirklich schade, daß ich kein Jätemesser gefunden habe. Ihr hättet mich erst mal mit einem Jätemesser sehen sollen! Apropos Handwerkszeug, haben Sie eigentlich den Stockdegen bei sich, Flambeau, den Sie sonst immer mit sich tragen? Das ist gut so; und Sir Cecil könnte sich den Säbel holen, den der Admiral an der Hecke fortgeschleudert hat. Wie grau alles aussieht!«
    »Der Nebel steigt vom Fluß auf«, sagte der starr vor sich hin blickende Flambeau.
    Fast noch während er sprach, erschien die mächtige Gestalt des behaarten Gärtners auf einer höheren Stufe des mit Gräbern und Terrassen angelegten Rasens und rief sie mit einer schrecklich bellenden Stimme an, während er wüst den Rechen schwang. »Legen Sie den Schlauch hin«, schrie er; »legen Sie den Schlauch hin und gehen Sie zum – «
    »Ich bin so furchtbar ungeschickt«, erwiderte der ehrwürdige Herr mit schwacher Stimme; »wissen Sie, schon bei Tisch habe ich etwas Wein verschüttet.« Er machte eine schwankende, Entschuldigung heischende Halbwendung zum Gärtner hin, den spritzenden Wasserschlauch immer noch in der Hand. Den Gärtner traf der kalte Schwall Wassers ins Gesicht wie eine Kanonenkugel; er stolperte rückwärts, rutschte aus und ging zu Boden mit den Stiefeln himmelwärts.
    »Wie entsetzlich!« sagte Father Brown und sah sich wie verwundert um. »Ich habe ja einen Menschen getroffen!«
    Er stand einen Augenblick mit vorwärts geneigtem Kopf da, als betrachte oder höre er etwas; und dann setzte er sich in Richtung Turm in Trab und zerrte immer noch den Gartenschlauch hinter sich her. Der Turm war ganz nahe, aber seine Umrisse waren sonderbar undeutlich.
    »Ihr Flußnebel«, sagte er, »hat einen eigenartigen Geruch.«
    »Bei Gott, das hat er«, schrie Fanshaw mit schneeweißem Gesicht. »Aber Sie wollen doch nicht etwa behaupten – «
    »Ich behaupte«, sagte Father Brown, »daß eine der wissenschaftlichen Voraussagen des Admirals heute nacht in Erfüllung geht. Diese Geschichte löst sich in Rauch auf.«
    Während er noch sprach, schien ein wunderschönes rosenrotes Licht in die Blüte einer riesigen Rose aufzuplatzen; begleitet war das von einem krachenden und klappernden Geräusch wie dem Gelächter von Teufeln.
    »Mein Gott! Was ist das?« schrie Sir Cecil Fanshaw.
    »Das Zeichen des brennenden Turmes«, sagte Father Brown und schickte den Wasserstrahl aus seinem Schlauch in das Herz der roten Stelle.
    »Wie gut, daß wir nicht zu Bett gegangen sind!« entfuhr es Fanshaw. »Ich nehme an, es kann nicht auf das Haus übergreifen.«
    »Sie werden sich erinnern«, sagte der Priester ruhig, »daß der hölzerne Zaun, der es hätte weiterleiten können, weggehauen worden ist.«
    Flambeau richtete seine Blicke wie elektrisiert auf seinen Freund, aber Fanshaw sagte lediglich abwesend: »Wenigstens kann niemand getötet werden.«
    »Das ist wahrlich ein eigenartiger Turm«, bemerkte Father Brown; »wenn es ans Töten von Leuten geht, tötet er immer Leute, die gerade irgendwo anders sind.«
    Im gleichen Augenblick erschien wieder die monströse Gestalt des Gärtners mit dem wallenden Bart auf der hohen Rasenkante vor dem Himmel und winkte anderen zu, heranzukommen; aber diesmal winkte er nicht mit einem Rechen, sondern mit einem Entermesser. Hinter ihm tauchten die beiden Neger auf, ebenfalls mit den krummen Klingen aus der Trophäensammlung bewaffnet. Aber in dem blutroten Schein sahen sie mit ihren schwarzen Gesichtern und gelben Gestalten aus wie Teufel, die Foltergeräte tragen. In dem düsteren Garten hinter ihnen hörte man eine ferne Stimme kurze Befehle rufen. Als der Priester diese Stimme hörte, fand in seiner Haltung eine schreckliche Verwandlung statt.
    Aber er blieb gefaßt; und er nahm seinen Blick keine Sekunde lang von dem Feuerflecken fort, der sich zuerst ausgebreitet hatte, aber nun ein wenig zu schrumpfen schien, während er unter der Fackel des langen silbernen Wasserspeers zischte. Er behielt den Finger an der Öffnung des Schlauchs, um besser zielen zu können, und kümmerte sich um nichts anderes, und erkannte nur am Geräusch und aus den halbbewußten Augenwinkeln die

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