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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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und beide Unglücksfälle werden von Seefahrern als ganz normal besprochen. Aber natürlich setzte es diesen ganzen Wald des Aberglaubens in Brand; und man sah überall den brennenden Turm. Deshalb sagte ich, daß alles in Ordnung kommen wird, sobald Walter zurück ist. Das Mädchen, mit dem er verlobt ist, wollte heute herkommen; aber ich hatte solche Angst, eine zufällige Verzögerung könnte sie erschrecken, daß ich ihr telegraphiert habe, sie solle erst kommen, wenn sie von mir höre. Aber er war praktisch sicher, daß er irgendwann heute Nacht hier sein wird; dann wird sich alles in Rauch auflösen – in Tabaksrauch. Wir werden diese alten Lügen köpfen, wie wir eine Flasche dieses Weines köpfen werden.«
    »Ausgezeichneter Wein«, sagte Father Brown und hob feierlich sein Glas; »aber, wie Sie sehen, ein sehr schlechter Weintrinker. Ich muß Sie sehr um Entschuldigung bitten«; denn er hatte ein paar Tropfen Weines auf dem Tischtuch verschüttet. Er trank und setzte das Glas mit gefaßtem Gesicht ab; aber seine Hand hatte gezuckt, als er sich eines Gesichtes bewußt geworden war, das durch das Gartenfenster gerade hinter dem Admiral lugte – das Gesicht einer Frau, mit dunklem Teint, mit südländischen Haaren und Augen, und jung, aber wie eine tragische Maske.
    Und nach einer Weile sprach der Priester wieder in seiner milden Manier. »Admiral«, sagte er, »würden Sie mir einen Gefallen erweisen? Würden Sie mich und meine Freunde hier – wenn sie wollen – nur heute nacht in Ihrem Turm bleiben lassen? Wissen Sie, daß man in meinem Beruf fast vor allem anderen ein Teufelsaustreiber ist?«
    Pendragon sprang auf und ging rasch vor dem Fenster hin und her, aus dem das Gesicht sofort verschwunden war. »Ich sage Ihnen doch, daß da nichts ist«, schrie er in dröhnendem Unmut. »Es gibt eines, was ich in dieser Angelegenheit weiß. Sie können mich einen Atheisten nennen. Ich bin ein Atheist.« Und er schwang sich herum und fixierte Father Brown mit einem Blick schrecklicher Konzentration. »Diese ganze Geschichte ist vollkommen natürlich. In ihr gibt es überhaupt keinen Fluch.«
    Father Brown lächelte. »In dem Fall«, sagte er, »sollte es doch keinerlei Einspruch dagegen geben, daß ich in Ihrem hübschen Sommerhaus übernachte.«
    »Der Gedanke ist vollkommen lächerlich«, erwiderte der Admiral und schlug auf der Lehne seines Stuhles den Zapfenstreich.
    »Ich bitte wegen allem um Vergebung«, sagte Brown mit seiner liebenswürdigsten Stimme, »einschließlich des Weinvergießens. Aber mir scheint, daß Sie den brennenden Turm nicht ganz so leichtnehmen, wie Sie vorgeben.«
    Admiral Pendragon setzte sich ebenso plötzlich wieder hin, wie er aufgesprungen war; aber er saß ganz still da, und als er wieder sprach, geschah das mit leiser Stimme. »Sie tun das auf Ihre eigene Gefahr«, sagte er; »aber würden nicht auch Sie zum Atheisten, um in all diesem Teufelsspuk den Verstand zu behalten?«
     
    Etwa drei Stunden danach schlenderten Fanshaw, Flambeau und der Priester immer noch in der Dunkelheit im Garten umher; und es dämmerte den beiden anderen, daß Father Brown überhaupt nicht die Absicht hatte, sei es im Turm oder im Haus ins Bett zu gehen.
    »Ich glaube, der Rasen muß gejätet werden«, sagte er träumerisch. »Wenn ich ein Jätemesser oder so was finden könnte, würde ich mich selbst daran machen.«
    Sie folgten ihm, lachend und halb protestierend; aber er erwiderte ihnen in größter Feierlichkeit und erklärte ihnen in einer nervtötenden kleinen Predigt, daß man immer irgendeine kleine Arbeit finden könne, die anderen hilfreich sei. Er fand kein Jätemesser; aber er fand einen alten Reisigbesen, mit dem er energisch die gefallenen Blätter vom Rasen abzukehren begann.
    »Immer gibt es Kleinigkeiten zu tun«, sagte er mit fast idiotischer Heiterkeit; »wie George Herbert sagt: ›Wer da den Garten eines Admirals in Cornwall um Deiner Gebote willen kehret, heiliget dadurch die Handlung und sich.‹ Und jetzt«, fügte er hinzu und schleuderte plötzlich den Besen beiseite, »wollen wir gehen und die Blumen wässern.«
    Mit den gleichen gemischten Gefühlen beobachteten sie ihn, wie er beachtliche Längen des großen Gartenschlauchs abwickelte und dazu mit einem Ausdruck der bedeutungsvollsten Diskriminierung sagte: »Die roten Tulpen vor den gelben, nicht wahr? Sie sehen ein bißchen trocken aus, meint ihr nicht auch?«
    Er drehte den Hahn auf, und das Wasser schoß heraus, so

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