Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit
aufregenden Vorgänge, die sich um den Inselgarten zu überschlagen begannen. Er gab seinen Freunden zwei kurze Anweisungen. Eine lautete: »Schlagt diese Kerle irgendwie nieder und bindet sie, wer immer sie sein mögen; Stricke liegen da bei den Reisigbündeln. Sie wollen mir meinen schönen Schlauch wegnehmen.« Die andere lautete: »Sobald ihr die Möglichkeit habt, ruft das Kanu-Mädchen an; sie ist da drüben auf dem Ufer bei den Zigeunern. Fragt sie, ob sie nicht ein paar Eimer herüberbringen und aus dem Fluß füllen können.« Dann schloß er den Mund und fuhr fort, die neue rote Blume ebenso gnadenlos zu wässern, wie er die roten Tulpen gewässert hatte.
Keinmal wandte er den Kopf, um den sonderbaren Kampf zu beobachten, der sich zwischen den Feinden und den Freunden des rätselvollen Feuers abspielte. Er fühlte fast, wie die Insel erbebte, als Flambeau mit dem riesenhaften Gärtner zusammenprallte; er stellte sich nur vor, wie alles um sie herum wirbelte, während sie miteinander rangen. Er hörte den dröhnenden Sturz; und das triumphierende Keuchen seines Freundes, als der sich auf den ersten der Neger stürzte; und die Schreie der beiden Schwarzen, als Flambeau und Fanshaw sie banden. Flambeaus ungeheure Stärke machte das Mißverhältnis im Kampfe mehr als wett, vor allem, da der vierte Mann sich immer noch nahe dem Hause herumdrückte, nur ein Schatten und eine Stimme. Er hörte auch, wie die Paddeln eines Kanus das Wasser teilten, wie die Stimme des Mädchens Anweisungen gab, wie die antwortenden Stimmen der Zigeuner näher kamen, und das platschende und schlürfende Geräusch leerer Eimer, die in einen vollen Fluß tauchten; und schließlich das Geräusch vieler Füße rund um das Feuer. Aber alles das bedeutete ihm weniger als die Tatsache, daß der rote Riß, der kürzlich wieder größer geworden war, erneut langsam kleiner wurde.
Dann erscholl ein Schrei, der ihn fast den Kopf hätte wenden machen. Flambeau und Fanshaw hatten sich, verstärkt durch einige der Zigeuner, auf den geheimnisvollen Mann beim Haus gestürzt; und jetzt hörte er vom anderen Ende des Gartens des Franzosen Schrei aus Entsetzen und Erstaunen. Ihm antwortete ein nicht mehr menschlich zu nennendes Heulen, als das Wesen sich aus ihrer Umklammerung löste und durch den Garten rannte. Dreimal mindestens rannte es um die ganze Insel, auf eine Weise, die so entsetzlich wie die Jagd auf einen Wahnsinnigen war, sowohl durch die Schreie des Verfolgten wie durch die Stricke der Verfolger; aber es war entsetzlicher noch, denn auf irgendeine Weise erinnerte es einen an die Haschmich-Spiele von Kindern im Garten. Und dann, als es sich auf allen Seiten eingekreist fand, sprang das Wesen auf eines der hohen Flußufer und verschwand mit einem Platschen im dunklen treibenden Fluß.
»Ihr könnt jetzt nichts mehr tun, fürchte ich«, sagte Brown mit einer Stimme, die vor Kummer kalt war. »Es wird ihn inzwischen gegen die Felsen geschmettert haben, wohin er so viele andere geschickt hat. Er wußte die Familienlegende gut zu nutzen.«
»Ach, reden Sie doch nicht immer in Bildern«, rief Flambeau ungeduldig. »Können Sie es denn nicht in einfachen Worten sagen?«
»Ja«, sagte Brown, mit dem Blick auf den Schlauch gerichtet:
»Beide Augen offen, läßt gute Fahrt erhoffen;
nur ein Auge blinkt, unser Schifflein sinkt.«
Das Feuer zischte und kreischte immer mehr, wie ein erwürgtes Wesen, während es unter den Fluten aus Schlauch und Eimern kleiner und kleiner wurde, aber Father Brown hielt auch weiterhin seinen Blick darauf gerichtet, während er fortfuhr:
»Wäre es schon Morgen, würde ich die junge Dame hier bitten, durch das Teleskop die Flußmündung und den Fluß zu beobachten. Dann könnte sie vielleicht etwas sehen, was sie interessiert: das Zeichen des Schiffes, oder Mr. Walter Pendragon, wie er heimkommt, und vielleicht sogar das Zeichen des Halbmannes, denn obwohl er inzwischen bestimmt in Sicherheit ist, mußte er doch möglicherweise ans Ufer waten. Er stand um Haaresbreite vor einem anderen Schiffbruch; und wäre ihm nimmer entkommen, hätte die Dame nicht genug Verstand gehabt, dem Telegramm des alten Admirals zu mißtrauen und herzukommen, um ihn zu überwachen. Aber wir wollen nicht vom alten Admiral sprechen. Wir wollen von nichts sprechen. Es genügt zu sagen, daß, wann immer dieser Turm aus Pechkiefer und harzigem Holz wirklich Feuer fing, sein Glutfunke am Horizont stets aussah wie das Zwillingslicht
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