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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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des Leuchtfeuers am Ufer.«
    »Und so«, sagte Flambeau, »starben Vater und Bruder. Der böse Onkel aus der Legende hat schließlich fast doch noch den Besitz bekommen.«
    Father Brown antwortete nicht; und wirklich sprach er außer einigen Höflichkeiten nicht wieder, ehe sie nicht alle sicher um eine Zigarrenkiste in der Kabine der Jacht saßen. Er sah, daß das erfolglose Feuer gelöscht war; und dann weigerte er sich, länger zu bleiben, obwohl er bereits den jungen Pendragon in Begleitung einer begeisterten Menge das Flußufer heraufmarschieren hörte; und er hätte (würde er sich von romantischer Neubegier haben bewegen lassen) die vereinten Danksagungen des Mannes vom Schiff und des Mädchens aus dem Kanu entgegennehmen können. Aber seine Mattigkeit hatte ihn erneut überfallen, und er fuhr nur einmal zusammen, als ihm Flambeau plötzlich sagte, daß er sich habe Zigarrenasche auf die Hose fallen lassen.
    »Das ist keine Zigarrenasche«, sagte er müde. »Das kommt vom Feuer, aber daran denken Sie nicht, weil Sie alle Zigarren rauchen. Auf diese Weise ist mir übrigens mein erster Verdacht gegen die Karte gekommen.«
    »Meinen Sie Pendragons Karte von seinen Südseeinseln?« fragte Fanshaw.
    »Sie glaubten, es sei eine Karte der Südseeinseln«, antwortete Brown. »Packen Sie eine Feder und eine Versteinerung und ein Stückchen Koralle zusammen, und jeder wird glauben, es handele sich um ein Ausstellungsstück. Packen Sie dieselbe Feder mit einem Band und einer künstlichen Blume zusammen, und jeder wird glauben, es sei für den Hut einer Dame bestimmt. Packen Sie dieselbe Feder mit einem Tintenfaß, einem Buch und einem Haufen Manuskriptpapier zusammen, und die meisten werden schwören, sie hätten eine Schreibfeder gesehen. Nun haben Sie jene Karte zwischen tropischen Vögeln und Muscheln gesehen und haben angenommen, es sei eine Karte der Südseeinseln. Es war die Karte dieses Flusses hier.«
    »Aber woher haben Sie das gewußt?« fragte Fanshaw.
    »Ich habe den Felsen gesehen, der Ihnen wie ein Drache vorkam, und den anderen wie Merlin, und – «
    »Sie haben anscheinend eine Menge bemerkt, als wir herkamen«, rief Fanshaw. »Und wir dachten, Sie wären reichlich abwesend.«
    »Ich hatte die Seekrankheit«, sagte Father Brown einfach. »Ich fühlte mich einfach entsetzlich. Aber sich entsetzlich fühlen hat nichts mit Dinge nicht sehen zu tun.« Und er schloß die Augen.
    »Glauben Sie, daß viele Menschen das bemerkt hätten?« fragte Flambeau. Er bekam keine Antwort: Father Brown war eingeschlafen.

Der Gott der Gongs
     
    E s war einer jener kalten und leeren Nachmittage im frühen Winter, wenn das Licht des Tages eher nach Silber als nach Gold aussieht, und eher nach Zinn als nach Silber. Und wenn es in hunderten öder Büros und gähnender Salons trübselig war, so war es noch trübseliger entlang der flachen Strände in Essex, deren Monotonie um so unmenschlicher wirkte, weil sie in langen Abständen von Laternenpfählen unterbrochen wurde, die weniger zivilisiert als ein Baum aussahen, und von Bäumen, die häßlicher aussahen als Laternenpfähle. Ein leichter Schneefall war bis auf wenige Stellen wieder weggeschmolzen, die auch eher bleiern als silbern aussahen, nachdem sie das Siegel des Frostes befestigt hatte; frischer Schnee war nicht gefallen, aber ein Streifen des alten Schnees lief genau an der Küstenkante entlang, um so eine Parallele zum blassen Streifen der Gischt zu bilden.
    Die Wasserlinie erschien im lebhaften Leuchten ihres violetten Blaus wie erfroren, wie die Ader in einem erfrorenen Finger. Auf Meilen und Meilen vorauf und zurück gab es keine atmende Seele, bis auf zwei Wanderer, die eilenden Schrittes dahinzogen, obwohl der eine sehr viel längere Beine hatte und sehr viel weiter ausschritt als der andere.
    Weder der Ort noch das Wetter erschienen besonders geeignet für Ferien; aber Father Brown hatte selten Ferien und mußte sie sich nehmen, wann immer er konnte, und er zog es vor, sie wann immer möglich gemeinsam mit seinem alten Freund Flambeau zu nehmen, dem Ex-Verbrecher und Ex-Detektiv. Den Priester hatte die Laune überkommen, seine alte Gemeinde in Cobhole zu besuchen, und deshalb marschierte er nordostwärts die Küste entlang.
    Nachdem sie ein oder zwei Meilen weiter gegangen waren, stellten sie fest, daß das Ufer begann, sich sozusagen formell zu befestigen, um so etwas wie eine Uferpromenade zu bilden; die häßlichen Straßenlaternen wurden weniger selten und

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