Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit
Stimme, die ihm diesmal verständlich war und im Tonfall des Verhängnisses erscholl, als jemand durch den Torweg rief:
»Father Brown ist tot!«
Er kam nie dahinter, welcher Stützpfeiler in seinem Geiste zusammenbrach, oder warum ihn etwas, auf das er stets gezählt hatte, plötzlich im Stich ließ; aber er rannte auf den Torweg zu und kam gerade rechtzeitig, um seinem Landsmann, dem Journalisten Snaith, zu begegnen, der aus dem dunklen Eingang kam, totenbleich, und nervös mit den Fingern schnalzend.
»Stimmt wirklich«, sagte Snaith in einem Ton, der für ihn fast schon der Ehrfurcht gleichkam. »Er ist hin. Der Arzt hat ihn sich angesehen, und da gibt es keine Hoffnung. Einer von diesen verdammten Dagos hat ihn niedergeschlagen, als er durch das Tor kam – Gott weiß warum. Wird ein schwerer Verlust für die Stadt.«
Race antwortete nicht oder konnte nicht antworten, rannte aber unter dem Bogen hindurch zu der Szene dahinter. Die kleine schwarze Gestalt lag da, wo sie in die Wildnis der weiten Steinplatten gesunken war, aus denen wie Sterne hier und da grüne Dornen hervorleuchteten; und die große Menge wurde fast ausschließlich durch die bloßen Gesten einer einzigen gigantischen Gestalt im Vordergrund zurückgehalten. Denn viele waren da, die nach den bloßen Bewegungen seiner Hand hin- und herschwankten, so als wäre er ein Zauberer.
Alvarez, der Diktator und Demagoge, war eine große und prahlerische Erscheinung, immer reichlich prunkvoll gekleidet, und bei dieser Gelegenheit trug er eine grüne Uniform mit Stickereien, die wie silberne Schlangen überall auf ihr umherkrochen, und einem Orden, der ihm an einem lebhaft leuchtenden kastanienbraunen Band um den Hals hing. Sein kurzgeschorenes krauses Haar war schon grau, und im Gegensatz dazu sah seine Gesichtsfarbe, die seine Freunde oliven und seine Feinde mulattenbraun nannten, fast buchstäblich golden aus, so als sei sie eine aus Gold geformte Maske. Doch in diesem Augenblick waren seine großflächigen Züge, sonst kraftvoll und humorvoll, ganz gewichtig und grimmig. Er hatte, erklärte er, im Café auf Father Brown gewartet, als er ein Geraschel und einen Sturz hörte, herauskam und den Körper auf dem Pflaster liegend fand.
»Ich weiß, was einige von Ihnen denken«, sagte er und sah sich stolz um, »und für den Fall, daß Sie Angst vor mir haben – was Sie haben –, will ich es an Ihrer Stelle sagen. Ich bin ein Atheist; ich habe keinen Gott, bei dem ich für jene schwören könnte, die meinem Wort nicht glauben. Aber ich sage Ihnen bei jeder letzten Faser der Ehre, die in einem Soldaten und einem Mann ist, daß ich daran keinen Teil habe. Wenn ich die Kerle hier hätte, die das getan haben, würde ich sie voller Freude an jenem Baum aufknüpfen.«
»Wir sind natürlich glücklich, Sie das sagen zu hören«, sagte der alte Mendoza, der neben dem Körper seines gefallenen Koadjutors stand, steif und feierlich. »Dieser Schlag ist viel zu entsetzlich für uns, als daß wir sagen könnten, was wir in diesem Augenblick noch verspüren. Ich bin der Meinung, daß es ziemlicher und angemessener wäre, wenn wir den Körper meines Freundes entfernten und diese unregelmäßige Versammlung auflösten. Soweit ich begriffen habe«, fügte er zum Arzte gewandt ernst hinzu, »besteht unglücklicherweise kein Zweifel.«
»Es besteht kein Zweifel«, sagte Dr. Calderon.
John Race ging traurig und mit einem eigenartigen Gefühl der Leere zu seiner Wohnung zurück. Es erschien ihm unmöglich, daß er einen Mann vermissen sollte, den er niemals gekannt hatte. Er erfuhr, daß die Beisetzung am nächsten Tag stattfinden werde; denn alle waren der Ansicht, daß die Krise so schnell wie möglich überstanden werden sollte, aus Angst vor Unruhen, deren Ausbrechen von Stunde zu Stunde wahrscheinlicher wurde. Als Snaith die Reihe roter Indianer auf der Veranda hatte sitzen sehen, hätten sie eine Reihe aus rotem Holz geschnitzter alter aztekischer Statuen sein können. Aber er hatte sie nicht gesehen, wie sie waren, als sie hörten, daß der Priester tot sei.
Sie hätten sich sicherlich zu einer Revolution erhoben und den republikanischen Führer gelyncht, wären sie nicht sofort durch die unmittelbare Notwendigkeit zurückgehalten worden, sich angesichts des Sarges ihres eigenen religiösen Führers respektvoll zu verhalten. Die wirklichen Meuchelmörder, die zu lynchen höchst natürlich gewesen wäre, schienen sich in Luft aufgelöst zu haben. Niemand kannte
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