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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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fremdländischer Vögel, auf das nie jemand hörte, und in Massen opulenter Polsterungen und einem Labyrinth luxuriöser Architektur jene drei Männer und sprachen darüber, daß Erfolg auf Überlegung, Sparsamkeit, Wachsamkeit in der Wirtschaft und auf Selbstbeherrschung gründe. Einer von ihnen sprach allerdings nicht so viel wie die anderen; aber er beobachtete mit seinen hellen und bewegungslosen Augen, die von seinem Zwicker zusammengeklemmt erschienen, und das ständige Lächeln unter seinem schwarzen Schnurrbart sah eher wie ständiger Hohn aus. Das war der berühmte Jacob P. Stein, und er sprach nie, bevor er etwas zu sagen hatte. Sein Gefährte jedoch, Gallup der alte Pennsylvanier, ein riesiger fetter Kerl mit ehrwürdig grauen Haaren, aber dem Gesicht eines Boxers, redete viel. Er war in jovialer Stimmung und gerade dabei, den dritten Millionär halb zu verspotten, halb zu bedrohen, Gideon Wise – ein harter, trockener, eckiger, alter Vogel von jenem Typus, den seine Landsleute mit Hickoryholz vergleichen, mit steifem grauem Kinnbart und den Manieren und der Kleidung eines x-beliebigen alten Farmers aus dem mittleren Westen. Es gab da einen alten Streit zwischen Wise und Gallup über Zusammenarbeit und Wettbewerb. Denn der alte Wise hatte, mit den Manieren eines Hinterwäldlers, gewisse seiner Ansichten eines alten Individualisten beibehalten; er gehörte, wie wir in England sagen würden, der Manchester-Schule an; Gallup hingegen versuchte immer wieder, ihn zu überreden, den Wettbewerb auszuschließen und die Ressourcen der ganzen Welt zusammenzuschließen.
    »Früher oder später müssen Sie einsteigen, alter Knabe«, sagte Gallup gerade freundschaftlich, als Byrne eintrat. »Das ist nun mal der Lauf der Welt, und zum 1-Mann-Geschäft können wir nicht zurück. Wir müssen alle zusammenhalten.«
    »Wenn ich dazu was sagen darf«, sagte Stein in seiner ruhigen Art, »dann möchte ich sagen, daß es etwas noch Dringenderes gibt als unseren wirtschaftlichen Zusammenhalt. Es geht auf jeden Fall um politischen Zusammenhalt; und deshalb habe ich Mr. Byrne gebeten, uns heute hier zu treffen. Wir müssen uns in der politischen Frage zusammenschließen; aus dem einfachen Grund, weil alle unsere gefährlichsten Gegner sich bereits zusammengeschlossen haben.«
    »O ja, dem politischen Zusammenschluß stimme ich völlig zu«, knurrte Gideon Wise.
    »Hören Sie«, sagte Stein zu dem Journalisten, »ich weiß, daß Sie Zugang zu jenen sonderbaren Plätzen haben, und deshalb möchte ich, daß Sie für uns inoffiziell etwas tun. Sie wissen, wo sich diese Männer treffen; nur zwei oder drei von ihnen zählen wirklich, John Elias und Jake Halket, der das große Wort führt, und vielleicht noch dieser dichtende Knabe Horne.«
    »Horne war doch ein Freund von Gideon«, sagte der spottende Mr. Gallup, »war mit ihm in der Sonntagsschule, oder sowas.«
    »Damals war er ein Christ«, sagte der alte Gideon feierlich, »aber wenn sich ein Mann mit Atheisten einläßt, weiß man nie. Ich treffe ihn immer noch ab und zu. Ich war natürlich bereit, ihn gegen Krieg und Konskription und all das zu unterstützen, aber wenn es sich um all diese verdammten Bolschies handelt, die da überall aufblühen – «
    »Um Vergebung«, unterbrach Stein, »aber da die Sache reichlich dringend ist, werden Sie mir erlauben, sie Mr. Byrne sofort zu unterbreiten. Mr. Byrne, ich kann Ihnen im Vertrauen mitteilen, daß ich Informationen oder besser Beweise habe, die wenigstens zwei dieser Männer für lange Zeit ins Gefängnis brächten, und zwar wegen Verschwörung im letzten Krieg. Ich will diese Beweise nicht verwenden. Aber ich möchte, daß Sie unauffällig zu ihnen gehen und ihnen sagen, daß ich sie verwenden werde, und zwar morgen verwenden werde, wenn sie ihre Haltung nicht ändern.«
    »Nun«, erwiderte Byrne, »was Sie da vorschlagen, würde mit Sicherheit Mitwisserschaft eines Verbrechens und vielleicht sogar Erpressung genannt werden. Erscheint Ihnen das nicht reichlich gefährlich?«
    »Ich glaube, es ist reichlich gefährlich für sie«, schnappte Stein, »und ich wünsche, daß Sie zu ihnen gehen und ihnen das sagen.«
    »Na schön«, sagte Byrne und stand mit einem halb humorvollen Seufzer auf. »Das gehört zwar zu meiner täglichen Arbeit; aber ich warne Sie: Wenn ich in Schwierigkeiten gerate, werde ich Sie in die Geschichte reinziehen.«
    »Dann ziehen Sie mal, mein Junge«, sagte der alte Gallup mit einem herzhaften

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