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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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strohfarbenem Haar und Monokel, die eine Art Berater vom alten Gallup war, vielleicht sein Rechtsanwalt, obwohl sie so eindeutig nicht angeredet wurde. Sein Name war Nares, und die Fragen, die er an Byrne richtete, bezogen sich aus dem einen oder anderen Grund vorwiegend auf die Anzahl derer, die möglicherweise der revolutionären Organisation angehörten. Davon berichtete Byrne, der nur wenig wußte, noch weniger; und schließlich erhoben sich die vier Männer von ihren Sitzen, und das letzte Wort hatte der Mann, der am schweigsamsten gewesen war.
    »Vielen Dank, Mr. Byrne«, sagte Stein und klappte seine Brille zusammen. »Bleibt nur noch festzustellen, daß alles vorbereitet ist; darin stimme ich vollkommen mit Mr. Elias überein. Morgen wird die Polizei noch vor Mittag Mr. Elias auf Grund von Beweisen, die ich ihr vorlegen werde, verhaftet haben, und wenigstens jene drei werden noch vor dem Abend im Gefängnis sitzen. Wie Sie wissen, habe ich mich bemüht, diesen Schritt zu vermeiden. Ich glaube, das ist alles, meine Herren.«
    Doch Mr. Jacob P. Stein legte seine formellen Informationen am nächsten Tag nicht vor, und zwar aus einem Grund, der schon oft die Tätigkeiten so tatkräftiger Charaktere unterbrochen hat. Er tat es nicht, weil er zufällig tot war; und auch das übrige Programm wurde nicht ausgeführt aus Gründen, die Byrne in Riesenschlagzeilen fand, als er seine Morgenzeitung aufschlug: »Schrecklicher Dreifachmord: Drei Millionäre in einer Nacht erschlagen!« Weitere Ausrufsätze folgten in kleinerer Schrift, kaum viermal größer als die normale Schrift, die auf der Besonderheit des Geheimnisses bestanden: der Tatsache, daß die drei Männer nicht nur gleichzeitig ermordet worden waren, sondern auch an drei weit voneinander liegenden Orten – Stein auf seinem künstlerisch ausgestatteten Luxuslandsitz hundert Meilen landein, Wise vor dem kleinen Bungalow an der Küste, wo er von Seebrisen und dem einfachen Leben lebte, und der alte Gallup in einem Dickicht unmittelbar vor dem Parktor seines großen Hauses am anderen Ende der Grafschaft. In allen drei Fällen konnte es keinen Zweifel an den Szenen der Gewalttätigkeit geben, die dem Tode voraufgegangen waren, obwohl man die Leiche Gallups erst am zweiten Tage fand, dort, wo sie groß und gräßlich zwischen den zerborstenen Gabeln und Ästen des kleinen Waldes hing, in den sie mit ihrem ganzen Gewicht gekracht war wie ein Bison in die Lanzen, während Wise ganz offenkundig über die Klippen in die See geschleudert worden war, nicht ohne Kampf, denn die Spuren seiner schürfenden und ausrutschenden Fußabdrücke konnten bis an den Rand verfolgt werden. Doch war das erste Anzeichen der Tragödie der Anblick seines großen schlappen Strohhuts gewesen, der weit draußen auf den Wogen schwamm, deutlich sichtbar von den Klippen oben. Auch Steins Leichnam hatte sich zunächst der Suche entzogen, bis eine schwache Blutspur die Suchenden zu einem Badhaus nach altrömischem Muster führte, das er sich in seinem Garten errichtet hatte; denn er war ein Mann von experimenteller Denkart mit einem Hang zu Altertümern gewesen.
    Was immer er sich auch denken mochte, Byrne mußte zugeben, daß es nach dem Stand der Dinge gegen niemanden irgendwelche gesetzlichen Beweise gab. Ein Motiv für den Mord reichte nicht aus. Selbst die moralische Eignung zum Mord reichte nicht aus. Und er konnte sich jenen blassen jungen Pazifisten Henry Horne nicht vorstellen, wie er einen anderen Mann mit brutaler Gewalt abschlachtete, obwohl ihm der lästerliche Jake und selbst der höhnische Jude fähig zu allem erschienen. Der Polizei und dem Mann, der ihr offenbar assistierte (und der kein anderer war als der geheimnisvolle Mann mit dem Monokel, der als Mr. Nares eingeführt worden war), war die Lage ebenso klar wie dem Journalisten. Sie wußten, daß die bolschewistischen Verschwörer im Augenblick nicht vor Gericht gestellt und verurteilt werden konnten und daß es eine höchst sensationelle Pleite wäre, wenn sie vor Gericht gestellt und freigesprochen würden. Nares begann mit kunstvoller Offenheit, indem er sie sozusagen zur Beratung hinzuzog, sie einlud zu einem privaten Konklave und sie aufforderte, im Interesse der Menschheit frei ihre Meinungen zu äußern. Er hatte seine Untersuchungen an dem der Tragödie am nächsten liegenden Platz begonnen, dem Bungalow an der See; und Byrne war es gestattet, der eigenartigen Szene beizuwohnen, die zugleich ein friedliches Gespräch

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