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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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späteren Zeitpunkt in eine schwierige Position geraten, wenn Sie Ihre Informationen zurückhalten.«
    »Meine Position ist einfach«, erwiderte der Priester. »Ich bin hier, um mich um die legitimen Interessen meines Freundes Halket zu kümmern. Ich glaube, daß es unter diesen Umständen in seinem Interesse ist, wenn ich Ihnen sage, daß ich vermute, er werde in Kürze seine Beziehungen zu dieser Organisation lösen und aufhören, in diesem Sinne Sozialist zu sein. Ich habe sogar jeden Grund zu der Annahme, daß er wahrscheinlich zum Schluß Katholik werden wird.«
    »Halket!« platzte der andere ungläubig heraus. »Wie denn, der verflucht die Priester doch vom Morgen bis zum Abend!«
    »Ich glaube nicht, daß Sie diese Art Mensch wirklich verstehen«, sagte Father Brown milde. »Er verflucht die Priester, weil sie (seiner Meinung nach) ihre Pflicht versäumen, sich um der Gerechtigkeit willen der ganzen Welt entgegenzustellen. Warum aber sollte er von ihnen erwarten, daß sie sich der ganzen Welt um der Gerechtigkeit willen entgegenstellten, wenn er nicht bereits begonnen hätte anzunehmen, daß sie sind – was sie sind? Doch sind wir hier nicht zusammengekommen, um die Psychologie des Religionswechsels zu diskutieren. Ich habe das nur erwähnt, weil es Ihre Aufgabe erleichtern kann – vielleicht Ihre Suche eingrenzt.«
    »Wenn das wahr ist, würde es sie tatsächlich eingrenzen auf diesen enggesichtigen Schurken Elias – und mich würde das nicht erstaunen, denn einen unheimlicheren, kaltblütigeren, spöttischeren Teufel habe ich nie gesehen.«
    Father Brown seufzte. »Mich hat er immer an den armen Stein erinnert«, sagte er, »und tatsächlich nehme ich an, daß sie irgendwie verwandt sind.«
    »Na hören Sie«, begann Nares, als sein Protest dadurch abgeschnitten wurde, daß die Tür aufflog und erneut die lange schlaksige Gestalt und das blasse Gesicht des jungen Horne freigab; diesmal aber schien es, als trüge es nicht nur seine natürliche Blässe, sondern hinzu noch eine neue und unnatürliche.
    »Hallo«, rief Nares und setzte sich das Monokel ein, »warum sind denn Sie zurückgekommen?«
    Horne durchquerte eher schwankend und schweigend den Raum und ließ sich schwer in einen Sessel fallen. Dann sagte er in einer Art von Betäubung: »Ich habe die anderen verpaßt… ich hab den Weg verloren. Ich dachte mir, ich käme besser zurück.«
    Die Überreste der abendlichen Erfrischungen standen noch auf dem Tisch, und Henry Horne, der lebenslängliche Abstinenzler, goß sich ein Weinglas mit Brandy voll und trank es auf einen Zug leer.
    »Sie scheinen aufgeregt zu sein«, sagte Father Brown.
    Horne hatte die Hände an die Stirn gelegt und sprach wie aus ihrem Schatten heraus: Er schien mit leiser Stimme nur zu dem Priester zu sprechen.
    »Ich kann es Ihnen ja genausogut sagen. Ich habe einen Geist gesehen.«
    »Einen Geist!« wiederholte Nares erstaunt. »Wessen Geist?«
    »Den Geist von Gideon Wise, dem Herrn dieses Hauses«, antwortete Horne fester, »wie er über dem Abgrund stand, in den er stürzte.«
    »Ach Unfug!« sagte Nares. »Kein vernünftiger Mensch glaubt an Geister.«
    »Das stimmt so nicht ganz«, sagte Father Brown und lächelte leicht. »Für viele Geister gibt es ebenso gute Beweise wie für die meisten Verbrechen.«
    »Schön, es ist meine Aufgabe, hinter Verbrechern herzulaufen«, sagte Nares ziemlich grob, »und ich überlasse es anderen Leuten, vor Geistern wegzulaufen. Wenn irgend jemand zu dieser Tageszeit wünscht, sich vor Geistern zu fürchten, ist das seine Angelegenheit.«
    »Ich habe nicht gesagt, daß ich mich vor ihnen fürchte, obwohl ich zu behaupten wage, daß ich es vielleicht täte«, sagte Father Brown. »Niemand weiß es, ehe er es ausprobiert hat. Ich habe gesagt, ich glaubte an sie, jedenfalls genug, um mehr über diesen einen hören zu wollen. Was genau haben Sie denn nun gesehen, Mr. Horne?«
    »Es war drüben am Rand dieser brüchigen Klippen; Sie wissen, da gibt es eine Art Spalt oder Lücke genau an der Stelle, wo er hinuntergeschleudert worden ist. Die anderen waren voraufgegangen, und ich kreuzte die Heide in Richtung auf den Pfad entlang den Klippen. Ich bin oft diesen Weg gegangen, weil ich den Anblick der hohen Wellen liebe, wie sie gegen die Felsen schlagen. Heute nacht machte ich mir wenig daraus, bis auf ein gewisses Erstaunen darüber, daß die See in einer so mondhellen Nacht so rauh ist. Ich konnte die fahlen Schaumkämme erscheinen und vergehen

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