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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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sich durch einen Zufall aus hundert ergeben, daß diese letzten Worte auf den Kopf eines neuen Blattes geschrieben waren. Ich verließ das Zimmer und ging hinaus in den Garten, vergiftet von einer fürchterlichen Möglichkeit.
    Wir wanderten um das Haus herum, und es geschahen zwei weitere Dinge zu meinen Gunsten. Sie mißtrauten dem Inder, und Sie fanden einen Dolch, wie ihn ein Inder am wahrscheinlichsten verwenden würde. Ich ergriff die Gelegenheit, steckte ihn in die Tasche, ging zurück in Quintons Arbeitszimmer und gab ihm sein Schlafmittel. Er war absolut dagegen, mit Atkinson auch nur zu sprechen, aber ich bestand darauf, daß er rufe und den Burschen beruhige, denn ich wollte einen eindeutigen Beweis dafür, daß Quinton noch am Leben war, als ich den Raum zum zweitenmal verließ. Quinton legte sich im Gewächshaus nieder, und ich kam durch das Arbeitszimmer heraus. Ich habe geschickte Hände, und so hatte ich in anderthalb Minuten getan, was ich tun wollte. Ich hatte den ganzen ersten Teil von Quintons Roman in den Kamin geworfen, wo er zu Asche verbrannte. Dann sah ich, daß das mit den Anführungszeichen nicht ging, also schnitt ich sie ab und beschnitt, um es wahrscheinlicher zu machen, den ganzen Stoß auf die gleiche Weise. Dann kam ich mit dem Wissen heraus, daß Quintons Bekenntnis seines Selbstmordes auf dem vorderen Tisch lag, während Quinton dahinter im Gewächshaus lag, am Leben, wenn auch schlafend.
    Der letzte Akt war ziemlich verzweifelt; Sie können sich das vorstellen: Ich gab vor, Quinton tot liegen gesehen zu haben, und rannte in seinen Raum. Ich hielt Sie mit dem Papier auf und, da ich ein Mann mit schnellen Händen bin, tötete Quinton, während Sie sich sein Selbstmordbekenntnis ansahen. Er war betäubt im Halbschlaf, und so legte ich seine eigene Hand auf den Dolch und trieb ihn ihm in den Leib. Das Messer war von so eigenartiger Form, daß nur ein Chirurg den genauen Winkel berechnen konnte, in dem es sein Herz erreichen würde. Ich frage mich, ob Sie das bemerkt haben.
    Als ich es getan hatte, geschah etwas Außerordentliches. Die Natur verließ mich. Mir wurde übel. Ich fühlte mich, als hätte ich etwas Falsches getan. Ich glaube, mein Gehirn versagt; ich fühle eine Art verzweifelten Vergnügens beim Gedanken daran, daß ich die Sache jemandem erzählt habe; daß ich sie nicht allein zu tragen habe, wenn ich heirate und Kinder habe. Was ist mit mir los?… Wahnsinn… oder kann jemand Reue empfinden, wie in den Gedichten von Byron! Ich kann nicht weiterschreiben.
    J AMES E RSKINE H ARRIS .«
     
    Father Brown faltete den Brief sorgfältig zusammen und verwahrte ihn in seiner Brusttasche, als von der Gartenglocke ein lautes Läuten erscholl und die nassen Regenmäntel von mehreren Polizisten in der Straße draußen erglänzten.

Die Sünden des Prinzen Saradine
     
    A lsFlambeau sich seinen Monat Ferien von seinem Büro in Westminster nahm, nahm er ihn in einem kleinen Segelboot, so klein, daß es seine meiste Zeit als Ruderboot verbrachte. Er nahm ihn darüber hinaus auf kleinen Flüssen in den östlichen Grafschaften, so schmalen Flüssen, daß das Boot aussah wie ein Zauberboot, das über Land durch Weiden und Getreidefelder segelt. Das Schiffchen war für gerade zwei Personen bequem; es hatte Platz nur für das Notwendige, und Flambeau hatte es mit solchen Dingen beladen, die seine persönliche Philosophie als notwendig erachtete. Sie beschränkten sich allem Anschein nach auf vier Wesentlichkeiten: Büchsen mit Lachs, falls er essen wollte; geladene Revolver, falls er kämpfen wollte; eine Flasche Weinbrand, vermutlich für den Fall, daß er in Ohnmacht fallen sollte; und einen Priester, vermutlich für den Fall, daß er sterben sollte. Mit diesem leichten Gepäck kroch er die winzigen Flüsse Norfolks hinab in der Absicht, schließlich die Broads zu erreichen, aber in der Zwischenzeit erfreute er sich an den überhängenden Gärten und Weiden, den gespiegelten Herrenhäusern oder Dörfern, lungerte in Tümpeln und Ecken zum Fischen herum und nahm gewissermaßen das Ufer in die Arme.
    Wie ein wahrer Philosoph hatte Flambeau während seiner Ferien kein Ziel; aber wie ein wahrer Philosoph hatte er eine Ausrede. Er hatte eine Art von Halbzweck, den er gerade wichtig genug nahm, daß Erfolg die Ferien krönen, doch wieder auch so leicht, daß Mißerfolg sie nicht stören würde. Vor vielen Jahren, als er noch König der Diebe und die berühmteste Erscheinung in Paris war, hatte

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