Eingesperrt mit der Versuchung
wieder daran denken, wie wenig ihr Gesicht von der wirklichen Danielle Hammond verriet. Denn mit ihren sanften braunen Augen, der kleinen gerade Nase und den vollen rosigen Lippen wirkte sie sehr feminin, unschuldig und beinahe unsicher.
Im Gegensatz dazu war ihr Outfit mutig, unkonventionell und verriet ein starkes Selbstbewusstsein. Sie trug leuchtende Farben in ungewöhnlichen Zusammenstellungen, und ihre kräftigen roten Locken konnte auch der Seidenschal nicht bändigen, den sie sich um den Kopf geschlungen hatte. Quinn kannte viele schöne Frauen, aber keine hatte eine derart lebendige Ausstrahlung.
Jetzt richtete sie den Blick auf den Diamanten, und ihre Augen leuchteten auf. Als sie Quinn kurz von der Seite her ansah, stand sogar etwas wie Dankbarkeit darin, Dankbarkeit dafür, dass er ihr die Gelegenheit gab, eine Kostbarkeit wie diese hier mit eigenen Augen zu sehen.
Nun gut, freu dich daran, dachte er grimmig. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er Danielle Hammond nie für diese Aufgabe ausgewählt, auch wenn sie als Frau noch so aufregend war.
Zögernd streckte sie die Hand aus. „Darf ich?“
Plötzlich musste er daran denken, wie dieser Diamant wohl in ihrer Hand oder auf ihrem Dekolleté aussehen würde, umrahmt von den roten Locken … Andererseits sträubte sich alles in ihm bei der Vorstellung, sie könnte den Stein berühren. Aber er hatte seine Anweisungen. Unwillig nickte er.
Vorsichtig strich sie mit dem Mittelfinger über die glatte Oberfläche des Steins. Dabei hielt sie den Blick gesenkt, sodass ihre dichten dunklen Wimpern Schatten auf die rosigen Wangen warfen.
„Wie ist es, Ms. Hammond, sind Sie bereit, mein Angebot anzunehmen?“, fragte Quinn vorsichtig, als wollte er diesen andächtigen Moment nicht zerstören. Er konnte ihre Gefühle gut verstehen, denn auch ihm war es so ergangen, als er den Diamanten sechs Jahre zuvor zum ersten Mal gesehen hatte.
„Habe ich denn eine Wahl?“, erwiderte sie leise.
Nein. Kein Schmuckdesigner, der bei Verstand war, würde sich eine solche Gelegenheit entgehen lassen.
„Da Sie mich erpressen …“, fuhr sie fort.
Quinn musste lächeln, weil ihr diese Ausrede gerade noch rechtzeitig eingefallen war. „Eben. Noch einmal, das sind die Bedingungen: Sie wohnen und arbeiten hier in diesem Haus, bis der Auftrag erfüllt ist. Außerdem werden Sie mit niemandem über den Stein sprechen.“
Stirnrunzelnd sah sie ihn an. „Aber ich habe auch noch ein anderes Leben.“
„Nein. Nicht während der nächsten Wochen.“
„Und meine Werkstatt? Mein Laden?“
Quinn hatte am Vormittag die Gelegenheit genutzt, mit ihrem Mitarbeiter Steve zu sprechen. „Steve möchte gern länger arbeiten. Seine Freundin ist schwanger, und sie brauchen mehr Geld.“
„Was? Das alles haben Sie in kürzester Zeit herausbekommen?“
„Ja. Ich kann sehr überzeugend sein.“
Sie seufzte leise auf. „Das kann man wohl sagen.“ Dann straffte sie sich und sah ihn an. „Was haben Sie sich denn so vorgestellt?“
„Keine Ahnung. Sie sind die Künstlerin.“
„Ich meine, was soll es werden? Eine Brosche, eine Kette? Ein Collier? Ich habe kein Werkzeug zum Schneiden gesehen.“
„Aus gutem Grund. Dieser Stein darf nur von Ihren Fingern berührt werden.“
Dani rollte mit den Augen. „Das versteht sich doch von selbst. Aber es kann sein, dass ich auch noch andere Steine benutze, die geschnitten werden müssen. Kommen Sie denn für alles auf, was ich brauche? Ich meine, Gold, Platin, kleinere Diamanten?“
„Solange der Stein so bleibt, wie er ist, haben Sie vollkommen freie Hand. Sowie ich Ihren Entwurf akzeptiert habe, werde ich alles für Sie besorgen, was Sie brauchen.“
„Aber das Ganze kann Wochen dauern …“
„Drei. Weniger wären besser. Sind Sie mit Ihrem Zimmer zufrieden?“
Sie nickte.
„Ich werde für Ihre Verpflegung sorgen. Sie brauchen sich um nichts zu kümmern.“
„Wer ist Ihr Auftraggeber?“
Er musterte sie kühl. „Jemand, der mir sehr nahesteht. Ein sehr besonderer Mensch.“ Er hatte sich verpflichtet, auf keinen Fall den Namen preiszugeben. Entschlossen streckte er die Hand aus. „Wie ist es, schlagen Sie ein?“
Wieder blickte sie auf den Diamanten, als wollte sie sich Kraft für ihre Entscheidung holen. „Unter einer Bedingung“, sagte sie dann. „Die Hälfte des Honorars brauche ich sofort, außerdem müssen Sie Steves Gehaltserhöhung übernehmen.“
„Typisch Blackstone!“, sagte er leicht verärgert.
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