Einige werden überleben
allerdings ein paar Minuten warten.“ Er holte sich ein Klappmesser aus der Tasche und sprang auf den Boden, wo er begann, den blau-roten Streifen abzukratzen.
„Mensch, sei doch kein Idiot, Jim“, rief Garvin. „Die fragen einen heutzutage, was für eine Sorte Garvin man ist.“
Jim sah ihn müde an. „Wenn du es herauskriegst, dann laß es mich wissen, hörst du?“
Zufällig sah er zu der Menge hinüber und konnte Edith erkennen, die von den Dörflern nach vorn gedrängt wurde.
„Warum kratzt er den Streifen ab?“ fragte sie den Milizsoldaten vor sich aufgeregt. „Warum macht er das? Das ist doch die Flagge der Freiheit! Das kann er doch einfach nicht machen.“
„Ich habe einen kleinen Tip für dich, Bob“, sagte Jim und lächelte dünn. „Einen Freund hast du jedenfalls noch hier.“ Er fragte sich, was daraus wohl noch werden würde.
Als der Hubschrauber nach Norden schaukelte, fragte er sich, was aus einer ganzen Menge von Dingen werden würde. Er fragte sich, welches Vermächtnis Ted Berendtsen eigentlich der menschlichen Rasse überlassen hatte.
War er gerade zur rechten Zeit gestorben oder zu früh?
Und Jim wußte, daß kein Historiker, der die Zeit untersuchte, dies jemals würde sagen können, genausowenig wie er oder Jack es sagen konnten. Selbst jetzt, selbst ganz zum Schluß, mußte man dem Urteil Berendtsens vertrauen.
Siebtes Kapitel
Dies geschah in New Jersey, eine Generation später. Robert Garvin und Merton Hollis waren beide in einem Duell umgekommen, das sie miteinander ausgefochten hatten. Robert Garvin hinterließ ein Vermächtnis. Dies ist daraus geworden:
Cottrell Slade Garvin war sechsundzwanzig Jahre alt. Er war seit drei Jahren ein Sexualverbrecher, als ihn seine Mutter in ihr Zimmer rief und ihm erklärte, warum sie ihm nicht das Mädchen vorstellen konnte, das er heimlich beobachtet hatte.
„Mein liebster Cottrell“, sagte sie und legte ihre fein geäderte Hand auf seinen sonnengebräunten Arm. „Du kennst meine Meinung über Barbara. Sie ist ein entzückendes Mädel. Unter normalen Umständen müßte jeder junge Mann in deiner Stellung und Klasse geehrt sein, sie kennenzulernen und nach gebührender Zeit eine Verbindung mit ihr einzugehen. Du mußt dir natürlich auf der anderen Seite ihre Familie ansehen …“ – hier erfolgte ein dezenter Atemzug durch die zerbrechliche Nase – „… ganz besonders den männlichen Teil, der für unsere Familie nicht akzeptabel ist.“ Jetzt war ihr Gesichtsausdruck wirklich bedauernd. „Ganz offen gesagt, die Vorstellung, die ihr Vater davon hat, wie ein Haushalt zu führen ist …“ Ihr Schniefen war deutlicher hörbar. „Seine Handlungen in Verbindung mit dieser Vorstellung sind so geartet, daß unsere Familie in endlose Integritätsaffären verwickelt würde, und du selbst wärest gezwungen, die Hauptlast dieser Auseinandersetzungen zu tragen. Zusätzlich dazu wärest du gezwungen, den bekanntermaßen unhaltbaren Besitz zu verteidigen, den Mr. Holland als Barbaras Mitgift zu bezeichnen pflegt.
Nein, Cottrell, ich fürchte, so sehr dir diese Verbindung auf den ersten Blick auch zusagen mag, so würdest du doch merken, daß die Verpflichtungen, die aus ihr erwachsen würden, die Vorteile mehr als aufwiegen.“ Sie berührte seine Hand so leicht, als sei ein Herbstblatt darauf gefallen. „Es tut mir leid, Cottrell.“ In jedem ihrer Augenwinkel glitzerte eine Träne. Es war offensichtlich, daß die Unterhaltung eine große Belastung für sie gewesen war, denn sie liebte ihren Sohn wirklich.
Cottrell seufzte. „Na schön, Mutter“, sagte er. Dieses Mal konnte er nicht mehr tun. „Wenn sich aber die Umstände ändern sollten, dann wirst du es dir noch einmal überlegen, nicht wahr?“ fragte er.
Seine Mutter lächelte und nickte, als sie sagte: „Natürlich, Cottrell.“ Dann aber verblaßte das Lächeln etwas. „Obwohl das doch ziemlich unwahrscheinlich sein dürfte, oder?“ Ihr Lächeln kehrte zurück, und ihre Stimme nahm einen beruhigenden Tonfall an, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. „Gibt es denn keine anderen jungen Damen? Aber wir werden sehen. Wir werden sehen.“
„Vielen Dank, Mutter.“ Soviel hatte er immerhin erreicht. Er erhob sich von seinem Stuhl und küßte sie auf die Wange. „Ich muß nachsehen, ob die Kühe alle im Stall sind.“ Sie tauschten ein letztes Lächeln aus, bevor er ging. Er eilte über den Hof zu der Scheune. Die Kühe waren natürlich alle versorgt,
Weitere Kostenlose Bücher