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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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offengehalten, deinen Verstand benutzt hast.“
    Mit leiser Überraschung gestand sich Ted ein, daß dies richtig war. Aber er hatte sich dazu nicht besonders angestrengt, und er hatte mit Sicherheit nichts getan, um sich besonders auszuzeichnen. Das kurze Gefecht im Hafen von Philadelphia hatte nicht die sehnsüchtig erwartete Gelegenheit geboten, seine Jugendlichkeit abzulegen. Alles in allem wußte er nicht, was er Matt jetzt antworten sollte, und er war zutiefst dankbar, daß eine Antwort nicht nötig zu sein schien.
    „Ich denke, das wär’s, Ted. Eigentlich kannst du jetzt auch heimgehen. Margaret hat bestimmt jetzt das Abendessen fertig. Sag ihr bitte, ich komme gleich nach. Jack und du, ihr könnt es euch jetzt mal ein paar Tage gutgehen lassen. Aber ich habe schon bald wieder einen Auftrag für euch.“
    „In Ordnung, Matt. Bis nachher.“
    Das hatte sich schon wieder so gezwungen lässig angehört, dachte er. Er bemerkte, daß Jack gerade selbst etwas sagen wollte, wahrscheinlich genau dasselbe. Er hatte es mit dem gleichen, halbversteckten Lächeln zu Garvin abrupt unterdrückt. Verdammt, verdammt, verdammt !
     
    „Das wär’s also“, sagte Holland vor Matts Hauptquartier. Er streckte sich genüßlich und lachte mit den Augen. Er klopfte Ted leicht auf die Schulter. „Bis morgen“, sagte er und ging in seinem katzenhaften Gang fort. Das Gewehr, das am Riemen an der Schulter hing, hielt er senkrecht, indem er mit der Handfläche sanft gegen den Kolben drückte.
    Ted lächelte. Jack war einen Monat lang auf dem Schiff eingesperrt gewesen. Den Begriff „katzenhaft“ konnte man mit Leichtigkeit nicht nur auf seinen Gang, sondern auch auf manches andere anwenden. Ted lächelte wieder. Bedauernd.
    Er schnallte seinen Gewehrriemen enger und ging entschlossen auf das Apartment der Garvins zu.
     
    Seit dem Tod seines Vaters hatten Ted und seine Mutter mehr oder weniger bei den Garvins gewohnt. Die beiden Wohnungen lagen Wand an Wand, und bis zu der Zeit, als sich Ted das Recht verdient hatte, sein eigenes Gewehr zu tragen, hatten die beiden Familien unter Matts Schutz gestanden. Ted war mit Jim und Mary Garvin herangewachsen. Bob war fünf Jahre jünger als Ted und daher als Spielkamerad noch untauglicher als Mary. In der letzten Zeit hatte Mary allerdings an Bedeutung entscheidend gewonnen, obwohl sie erst dreizehn war. Sie wirkte auf ihn erheblich reifer als andere Mädchen ihres Alters, von denen er die meisten vollständig ignorierte.
    Er beugte sich herab und zog die Schrauben, mit denen die Höheneinstellung am Korn vorgenommen wurde, mit sorgfältiger Konzentration an.
    „Du meinst, sie hatten ein Maschinengewehr ?“ fragte Mary atemlos.
    „Ganz genau.“ Er zuckte lässig die Achseln und sah nach, ob der Spannhebel präzise funktionierte. „Ein paar Minuten lang ging es ganz schön haarig zu.“ Er nahm das Schloß heraus und sah sich das Patronenlager, das allerdings schon makellos sauber war, genau an.
    „Und was hast du dann gemacht? Ich hätte wahnsinnige Angst gehabt.“
    Er zuckte wieder die Achseln. „Ich hab’ mich herumgedreht und bin losgerannt. Es sah so aus, als seien es nur ein paar Leute, aber es roch nach mehr. Man konnte nicht wissen, wer da noch im Hinterhalt lag.“ Er schob den Verschluß wieder ein und ließ ihn ein paarmal hin und her gleiten, um das Öl gleichmäßig zu verteilen. „Ich habe ehrlich gesagt an die Mörser gedacht, die Matt unten am Fluß hat. Warum sollten die nicht auch so was haben? Egal, auf jeden Fall haben wir uns zurückgezogen. Ryder saß am Backbordgeschütz, das ist links, und er hat sie noch ein bißchen damit beharkt.
    Hat sie erwischt, denke ich, weil wir immer noch in Reichweite waren und sie nichts mehr gemacht haben.“ Er fuhr mit einem öligen Lappen über die freiliegenden Metallteile des Gewehrs, legte den Sicherungshebel um und schob ein aufgefülltes Magazin ein. Als er aufsah, schaute Jim zu ihm herüber, warf einen Blick auf Mary und zwinkerte ihm zu. Ted wurde rot, und er warf seinem Freund einen strengen Blick zu.
    „Na ja, ich glaube, ich lege mich jetzt hin“, sagte er. Seine Mutter war schon vor ein paar Minuten gegangen. Er streckte sich und gähnte. Er warf sich sein Gewehr über die Schulter. „Gute Nacht zusammen.“
    Mrs. Garvin sah von ihrem Nähzeug hoch. „Gute Nacht, Ted.“ „Nacht, Ted“, sagte Jim kurz.
    „Gute Nacht, Ted“, sagte Mary. Er hob seine Hand zu einem kurzen, lässigen Winken und ging durch

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