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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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wohl anwandte, um seinen Befehlen Nachdruck zu verschaffen.
     
    Sie sprengten den Schuppen und machten den Jeep durch ein paar Schüsse in den Motor unbrauchbar. Als sie über die Brücke fuhren, sah Garvin zurück und sah einen dunklen Fleck, der wohl der Posten war, am Flußufer hochrennen. Sein Weg führte fort von Philadelphia.
    Er schaute Jack Holland an, und was er in den Augen des Kommandeurs fand, das gefiel ihm gar nicht, weil er wußte, daß er selbst den gleichen Ausdruck trug. Irgend etwas stimmte nicht, etwas war so sehr faul, daß er sich überlegte, ob er nicht den Befehl mißachten und empfehlen sollte, so schnell nach New York zurückzukehren, wie es den Marschkolonnen nur möglich war.
    Holland sah ihn an und schüttelte den Kopf. „Berendtsen wußte schon, was er tat, als er uns hier herunterschickte“, sagte er. „Wir wollen uns daranmachen, es herauszufinden.“
     
    Die Armee marschierte in ein New York ein, dessen Einwohner mürrisch geworden waren. Berendtsen fühlte den Haß wie einen feuchten Nebel um sich und atmete tief ein.
    Ein schiefes Lächeln umspielte seine Lippen. Er hatte fast immer recht. Es war ein prickelndes Gefühl, das er immer dann hinten im Nacken spürte, wenn er eine Entscheidung traf, die sich nur auf ein Ahnen zu gründen schien. Später stellte sich dann meistens heraus, daß er mit fast vorausahnender Genauigkeit entschieden hatte.
    Das zweite Gesicht? Oder nur ein Unterbewußtsein, das unermeßlich genau arbeitete?
    Niemand konnte diese Fragen beantworten.
    Auf den Straßen waren Sperren errichtet worden. Dahinter standen Leute, die von Soldatengruppen bewacht wurden, damit sie auch dort blieben. Auf den Dächern waren Bewaffnete postiert, und an Knotenpunkten waren schwere Waffen in Stellung gebracht worden. Über ihnen flog eine Hubschrauberstaffel, die ihnen wie ein Schwarm Krähen folgte.
    Er bemerkte, daß die Männer hinter ihm wachsam wurden. Sie marschierten nicht zum erstenmal in eine feindliche Stadt ein.
    Er ließ die erste Kolonne an dem vertrauten Platz vor der Stuyvesant-Stadt anhalten. Mit einem Teil seines Bewußtseins nahm er wahr, daß die kahlen und groben Umrisse, die er zurückgelassen hatte, überbaut waren, so daß man nicht mehr erkennen konnte, daß hier einmal mehrere einzelne Gebäude gestanden hatten.
    Der Rest der Armee marschierte auf dem Platz auf und verharrte in strammer Haltung. Die Befehle der Unteroffiziere durchbrachen scharf und zugleich einsam die Stille.
    Und noch immer sahen die Menschen aus den Fenstern.
    Worauf warteten sie? Was erwarteten sie von ihm? Daß er plötzlich die Gebäude unter Feuer nehmen würde? Dachten sie, er würde diese Stadt erobern, so wie er die anderen niedergerungen hatte? Meinten sie etwa, er habe all dies getan, all diese Schlachten geschlagen, all diese prächtigen Menschen getötet, weil er etwas anderes wollte als ihr Wohl?
    Er drehte sich zu seiner Armee um. Er sah, wie blasse Gesichter ihn ansahen, wie die Männer verstohlene Blicke zu dem Gebäude warfen, wie sich Finger um Gewehre schlossen, die Körper zum Herumwirbeln und Niederkauern angespannt, bereit zu schießen. Die meisten dieser Männer kamen nicht aus New York. Und alle gehorchten sie ihm. Er brauchte nur einen Befehl zu geben.
    Er spürte, wie ein sanfter Windhauch vom Fluß hochkam, die Straße herabwehte und sein Gesicht berührte.
    „Wegtreten!“ befahl er.
     
    Obwohl die A-Kompanie mit Philadelphia und Camden einen routinemäßigen Funkkontakt aufrechterhielt, erfuhr sie nichts. Hortons Verbindungsoffizier und seine Funker gaben ihre Meldungen schweigend weiter, und von Horton selbst erfuhren sie nichts. Ebensowenig von Berendtsen. Der Nebel, der über Delaware hing, schien plötzlich weitaus dichter geworden zu sein. Er schnitt sie von ihrem Oberbefehlshaber, dem Rest der Republik, dem Rest der Welt ab. Sie erfuhren nichts, hörten nichts, wußten nichts. Die Kompanie marschierte ins Nichts, und Jim und Holland fanden es schwierig, einander in die Augen zu sehen.
    Und dennoch hatte es nichts gegeben, was sie wirklich hätte beunruhigen können. Das Land auf der anderen Seite der Brücke lag kahl und verlassen da, und sie sahen nichts. In Philadelphia wurde der Zwischenfall auf der Brücke mit keinem Wort erwähnt, und noch nicht einmal nach dem Unteroffizier auf der Befehlsstelle erkundigte man sich. Es war, als sei nichts geschehen.
    Aber es war etwas geschehen.
     
    Sie schwenkten in einem großen Bogen in den

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