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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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dabeihatte. Wenn sie in größere Schwierigkeiten kommen sollten, konnten sie sich außerdem um Hilfe an Philadelphia wenden. Was auch immer dort los war – wenn sie angerufen wurden, mußten sie die Garnison mobilisieren, ganz gleich, was sie davon hielten.
    Vielleicht hätte er die Armee nach Philadelphia führen sollen.
    Wozu? Bloß deshalb, weil von Willets plötzlich keine Nachricht mehr kam und er schließlich nach New York gegangen war? Willets war jetzt ein alter Mann, und alte Männer bekamen manchmal die seltsamsten Ideen.
    Mit Politik wollte er nichts zu tun haben. Darüber war er sich schon vor langer Zeit klargeworden, und jetzt wollte er sich nicht mehr ändern. Er wollte unter keinen Umständen anfangen, sich in die inneren Angelegenheiten der Republik einzumischen. Er hatte kein Bedürfnis danach, Militärdiktator zu werden.
    Warum sollte es denn einen Grund für ihn geben, Militärdiktator zu werden?
    Woran arbeitete sein Unterbewußtsein?
    Er drehte sich um und ging zu seinem Wagen zurück. Dort warf er sich auf sein Feldbett und starrte an die Decke.
    Er hatte Holland von der Leine gelassen und ihm ein völlig unabhängiges Kommando gegeben. Warum? Was brachte ihn auf den Gedanken, daß er möglicherweise die Armee nicht mehr viel länger führen würde?
    War es das also? War dies das Ende, das er immer erwartet hatte, das in der Zukunft auf ihn lauerte? Jenes Schicksal, das ihn veranlaßt hatte zu tun, was er zu tun hatte, um ihn dann schließlich zu ereilen?
    Warum hatte er Eisner bei sich behalten?
    Warum war er Theodor Berendtsen?
     
    Der Delaware hatte in seinem Quellgebiet Wärme aufgenommen, die nun mit dem Fluß südwärts floß. Die letzte kalte Luftmasse des Jahres hatte sich westnordwestlich über die Berge gewälzt, um ihr zu begegnen, war durch die noch immer steigende Wärme im Norden leicht abgelenkt worden und kam nun auf Delaware zu. Sie schwappte in die Bucht wie eine Springflut, nachdem sie in ihrer südwestlichen Bewegung, die sich in leichten Kreisen vollzog, an Schnelligkeit gewonnen hatte. Sie raffte Feuchtigkeit wie mit einer hohlen Hand aus der feuchteren Luft über der Bucht an sich und schleuderte Nebelfetzen und kalte Windstöße der marschierenden Armee ins Gesicht.
    Wie bei allen Truppenbewegungen in der langen militärischen Geschichte der Erde rückte die Marschkolonne im Tempo ihres langsamsten Teils vor – mit jenen hundert Schritten von je neunzig Zentimetern in der Minute, die die Züge der Schützen zurücklegten. Garvin saß bewegungslos auf einem der beiden gepanzerten Fahrzeuge, die zwischen dem zweiten und dritten Zug fuhren. Seine Stiefel hatte er gegen einen Keil gestützt, und er sah der Kolonne zu, die sich in die Kälte und den Nebel hineinwand. Sein Körper vibrierte leicht durch das Dröhnen des gedrosselten Motors. Obwohl sein Gesicht und seine Hände klamm und feucht waren, blieb er, wo er war, statt in dem warmen Kampfraum des Wagens zu verschwinden, von dem aus er die Truppenbewegungen nicht hätte beobachten können. Dann und wann brach er in ein kurzes Zittern aus, kletterte aber nicht von seinem Aussichtsposten herab.
    Er sah über seine Schulter zurück und erkannte Carmodys Jeep, der vom Kolonnenende nach vorn kam, wo weitere vier der insgesamt zehn Panzer ihren Platz hatten. Er runzelte leicht seine Stirn und drehte seinen Kopf, um wieder nach vorn zu sehen. Holland hatte mit der Kompanie Philadelphia umgangen und war in Richtung Talcomy-Palmyra-Brücke marschiert. Wahrscheinlich würden sie jetzt auf die Befehlsstelle aus Philadelphia treffen, die dort postiert war.
    Garvin fletschte die Zähne zu einer unruhigen Grimasse und erhob sich abrupt zu einem Kauern. Er winkte dem Fahrer des Jeeps zu, als er nahe an dem Panzer vorbeiheulte, und kletterte über den Turm. Einen Augenblick hielt er sich an einer Leitersprosse fest und ließ sich dann auf die Straße fallen. Die Geschwindigkeit des Panzers fing er ohne Stolpern mühelos auf. Er griff nach einem Haltegriff am Jeep und schwang sich hinter Carmody, dem Leutnant der gepanzerten Verbände, auf den Rücksitz. Der Leutnant war ein Mann mit beginnender Glatze, der aus den Resten der alten Marine-Kolonie in Quantico stammte.
    „Wir haben Kontakt“, sagte er. „Mein Führungsfahrzeug hat gerade zurückgefunkt – im Tampa-Code. Die haben schon so eine Art Befehlsstelle an der Brücke erreicht, aber der Junge ist aus irgendeinem Grund aufgeregt, und Dune regt sich nicht so leicht

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