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Einkehr zum toedlichen Frieden

Einkehr zum toedlichen Frieden

Titel: Einkehr zum toedlichen Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Polizeiinspektor dankbar sein, dass er
später zusammen mit den Männern der Kriminalinspektion Wittlich und dem Prümer
Polizeihauptkommissar Josef Junk auf dem Gelände erschien, mich zu meinem Haus
zurückbrachte und mir dort auf den Schreck den ersten Whisky einschenkte. Wenn
ich mich recht erinnere, habe ich nach dem dritten Glas geheult, mich an ihn
geklammert und ihn angefleht, mich in dieser mörderischen Umgebung bloß nicht
allein zu lassen. Wie peinlich! Ich habe ihn ja geradezu eingeladen!
    Irgendwann ging er mit Linus noch einmal weg. Und erklärte mir nach
seiner Rückkehr, die deutsche Kriminalpolizei gehe von einem Unfall aus. Der
alte Arndt sei dafür bekannt gewesen, hin und wieder ziellos und verwirrt durch
die Gegend zu irren. In den vergangenen Jahren sei schon mehrfach nach ihm
gesucht worden. Wahrscheinlich sei er in den Weiher gefallen und ertrunken.
    Auf meine Frage, weshalb er sich aus diesem winzigen Wasserloch
nicht selbst habe retten können, beschied mir Langer, der Eifeler an sich kenne
Teiche vorwiegend als Forellenhabitat. Zum Schwimmen habe er keine wirkliche
Beziehung. Außerdem sei eine kleine Wunde an Werner Arndts rechter Schläfe
festgestellt worden. Es werde derzeit geprüft, ob sie auf stumpfe Gewalteinwirkung
zurückzuführen sei. Man gehe allerdings zunächst davon aus, dass sich Arndt bei
seinem Sturz von der hohen Böschung an einem Felsen im Weiher den Kopf
aufgeschlagen habe. Dann müsste Wasser in den Lungen sein.
    »Und wenn da keins drin ist, werde ich wieder verdächtigt«, heulte
ich.
    »Wieso denn das? Nur, weil Sie ihn gefunden haben? Sie kannten ihn
doch gar nicht.«
    »Aber wenn er doch mein Vater war!«
    Und dann habe ich dumme Kuh Langer wohl ausführlich von meinem
Gespräch mit Fine Mertes erzählt. Und danach wahrscheinlich noch eine Menge
anderes, das ihn überhaupt nichts angeht und das er besser nicht wissen sollte.
Ich muss unbedingt herausfinden, was ich von mir gegeben habe. Ich weiß nicht
einmal mehr, ob ich Fines Verdächtigung bezüglich Werner Arndt erwähnt habe,
und nehme mir vor, diese Bemerkung auf jeden Fall nachzuholen. Irgendwie wird
man dann die beiden Fälle zueinander in Beziehung bringen können. Etwa so:
Arndt hat meinen Halbbruder erschlagen, weil der mit seinen raffinierten Schnüffelmethoden
etwas Schlimmes über ihn herausgefunden hat. Danach hat sich Arndt selbst in
den Teich geworfen. Akte zu. War allerdings Fremdeinwirkung der Grund für die
kleine Kopfwunde, wird man davon ausgehen, dass ein zweifacher Mörder immer
noch frei herumläuft.
    Teuflisches Zeug, dieser Single Islay Malt, der mir die Zunge derart
gelöst hatte! Aber Langer selbst hat auch eine Menge geredet, so viel weiß ich
noch. Zum Beispiel, dass er als jüngstes Kind einer zwölfköpfigen
Geschwisterschar in ziemlicher Armut im nahe gelegenen Schmugglerkaff Krewinkel
aufgewachsen ist. Mit gewissem Stolz gestand er, als Kind ebenfalls
geschmuggelt zu haben. Er hatte seinem Kühstipp, einem mopsgedackelten
Spitzbernhardiner, wie er mir auf Nachfrage erläuterte, ein Geschirr gebastelt,
einen Schlitten daran gehängt und ein Säckchen mit einigen Kaffeebohnen darauf
festgebunden. Das Tier hatte er dann im Winter an der deutsch-belgischen Grenze
zur Familie Mertes über die Straße geschickt. Und die hatte im Gegenzug einen
großen Laib herrlichen deutschen Schwarzbrotes auf dem Hundegefährt befestigt.
Dieser Tauschhandel fand ein Ende, als der Schlitten einmal umkippte und ein
Zöllner auf den laut jaulenden Hund aufmerksam geworden war. Danach hatte das
Zollhäuschen auf der Kehr mal wieder in Flammen gestanden. Wie oft es in all
den Schmugglerjahren abgefackelt wurde, kann niemand sagen – aber ein
Brandstifter sei nie gefunden worden, erzählte Langer. Wieso kann ich mich an
so Nebensächliches erinnern und nicht mehr an das Wesentliche?
    Als ich nach meinem kargen Frühstück die offenbar seit Jahren
ungeputzten Fenster des Hauses aufreiße und sich das Licht der gnadenlosen
Sommersonne in die Räume ergießt, sehe ich ein, dass der Polizist aus
hygienischen Gründen wahrlich keine andere Wahl gehabt hat, als sich zu mir ins
Bett zu legen. Ich werde Tage brauchen, um das eingedreckte und vermüllte Haus
einigermaßen bewohnbar zu machen. Oder zumindest die Teile, die ich benutzen
will, solange ich hier bin.
    Während ich mit spitzen Fingern den gesamten Inhalt des Kühlschranks
in einen Müllsack expediere, frage ich mich, wie lange ich eigentlich

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