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Einkehr zum toedlichen Frieden

Einkehr zum toedlichen Frieden

Titel: Einkehr zum toedlichen Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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»Hundertprozentig.«
    »So einen DNA-Test
gibt es gar nicht«, fahre ich ihn an. »Da heißt es immer 99,99 oder so was
prozentig!«
    »Sie sollten nicht so viele Trash-Shows im Fernsehen sehen«, sagt
er. »Punkt ist, dass ich den Namen Ihres biologischen Vaters kenne und ihn nur
dann verraten werde, wenn Sie mir endlich erzählen, was sich in der Nacht zum
Freitag in der Krippana abgespielt hat.«
    Pech gehabt, Herr Polizeiinspektor Langer, denke ich. Was nutzt mir
diese Information, wenn sie nur zum Preis meiner Freiheit zu haben ist? Solange
ich schweige, kann mir nichts passieren.
    Ohne das Wissen um die Identität meines Erzeugers habe ich bis vor
Kurzem ein durchaus komfortableres Leben geführt. Erst die Suche nach ihm hat
mich in diese Katastrophe auf der Kehr hineinkatapultiert.
    Curiosity killed the cat – Neugier tötete
die Katze –, sagen die Engländer. Die Katze, wohlgemerkt, nicht die Katja. Wenn
die aus dieser Sache heil herauskommt, würde sie nach Berlin zurückkehren und
sich hüten, jemals wieder nach ihrem Erzeuger zu fahnden.
    »Ihre DNA, die
Sie mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben – übrigens brauche ich
immer noch Ihr schriftliches Einverständnis dazu –, ist an Gerd Christensen
gefunden worden«, bricht der Polizeiinspektor in meine Gedanken ein.
    »Klar«, erwidere ich ungerührt, »ich habe mich über ihn gebeugt und
nachgesehen, ob er tot war. Es ist Sommer, und ich war leicht bekleidet. Der
Mensch verliert pro Sekunde zig Tausende von Hautzellen. Und bei meinem Umfang
dürften es ein paar mehr sein. Logisch, dass dabei einige auf ihn draufgefallen
sind.«
    »Und die sind dann von ganz allein tief unter seine Fingernägel
gekrochen«, sagt Langer leise.
    Ich erschrecke.
    »Das kann nicht sein!«
    Er legt den Kopf zur Seite und hebt gleichzeitig Schultern und Augenbrauen.
    »Es war genau, wie ich es Ihnen schon am Freitag gesagt habe. Der
dumme alte Trick. Sie sind an den Tatort zurückgekehrt, um Spuren Ihrerseits
erklären zu können. Jetzt erklären Sie mir doch bitte mal, wie es sich
angefühlt hat, als sich der Tote an Ihnen festgekrallt hat!«
    Verärgert hebe ich meine bloßen Unterarme.
    »Sehen Sie, Herr Langer, überhaupt keine Kratzspuren. Soll ich mich
vielleicht ganz ausziehen, damit Sie den Rest meines Körpers absuchen können?«
    Er wird tatsächlich rot.
    »Nicht nötig«, erwidert er. »Es muss gar nicht zu einem Kratzer oder
einer Schramme gekommen sein.«
    Schnell greift er über den Couchtisch und kratzt mit seinen
Fingernägeln kurz über meinen Oberarm.
    »Sehen Sie, Frau Klein, das könnte schon genügen. Jetzt habe ich
Ihre DNA auch unter
meinen Fingernägeln.«
    Ich spüre noch den Druck seiner Finger, aber die durch seine Nägel
verursachte schwache Rötung verblasst sehr schnell und hinterlässt keinerlei
Spuren.
    »Und, was haben Sie jetzt davon?«, gebe ich böse zurück und setze schnell
eine Frage hinterher: »Womit ist Gerd denn erschlagen worden, wenn nicht von
dem Bergkristall?«
    Langer holt tief Luft.
    »Endlich, Katja. Auf diese Frage habe ich gewartet. Den Gegenstand
kennen wir nicht. Aber in allen drei Fällen gehen die Pathologen von einem
spitz zulaufenden sehr harten Material aus, von einem anderen Gegenstand, der
in etwa wie ein Faustkeil geformt war.«
    »Spitz zulaufend … Faustkeil?«, wiederhole ich flüsternd.
    Er nickt.
    »Es gibt allerdings einen Unterschied zwischen Gerds Fall und den
beiden anderen. Ihr Bruder, na ja, Ihr früherer Bruder, der Gerd eben, dem ist
der Schlag im Liegen versetzt worden. Die anderen beiden Männer haben aufrecht
gestanden, als der Täter zuschlug. Aber es ist eindeutig dieselbe Tatwaffe.«
    »Im Liegen«, wiederhole ich stumpf. »Dann war es wirklich meine
Schuld.«
    Mir fällt mein Gelübde im Gewitter ein. Jetzt ist wohl die Zeit
gekommen, es einzuhalten. Vielleicht wird Gott es mir lohnen. Sonst muss ich
mir eben selbst helfen, wie sonst auch. Ich erhebe mich.
    »Erst mache ich uns einen Kaffee«, sage ich. »Und dann, Herr Langer,
erzähle ich Ihnen alles. Alles.«

Tag 6, Mittwoch, vor Sonnenaufgang
    Ich bin todmüde. Da sieht sogar das schmale gemauerte Bett
in der winzigen Zelle der Polizeizone Eifel in St. Vith einladend aus. Auf
diesen zwei Quadratmetern hinter der verriegelten Tür aus Holzbrettern bin ich
vor Einbrechern und Mördern sicher. Vor Stolperfallen auch, obwohl ich keine
Möglichkeit habe, Licht zu machen. Denn in diesem Raum befindet sich kein
einziger

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