Einklang der Herzen
gebieterischen Geste. »Sicherlich ist Ihnen bekannt, dass Travis und ich kurz davor standen, zu heiraten, bevor wir vor ein paar Monaten eine kleine Unstimmigkeit hatten.«
»Ist das so?«, entgegnete Adelia möglichst desinteressiert.
»Ja, das ist allgemein bekannt«, behauptete Margot und wedelte ungeduldig mit der Hand. »Ich wollte ihm eine Lektion erteilen, indem ich nach Europa reiste und ihm die Zeit gab, noch einmal über alles nachzudenken. Er ist ein sehr dickköpfiger Mann.« Sie warf Adelia ein wissendes Lächeln zu. »Als ich in der Zeitung ein Foto sah, wie er so ein kleines hergelaufenes Mädchen küsste, dachte ich mir nicht viel dabei. Diese Journalisten übertreiben doch immer. Aber als ich dann hörte, dass er tatsächlich eine Pferdepflegerin geheiratet hat«, erschauerte sie, »wusste ich, dass es an der Zeit war, zurückzukommen und gewisse Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.«
»Und dürfte die Pferdepflegerin erfahren, wie Sie das anstellen wollen?«
»Wenn dieses kleine Intermezzo beendet ist, können Travis und ich fortfahren wie geplant.«
»Ich vermute, mit Intermezzo meinen Sie meine Ehe?«, hakte Adelia nach.
»Nun, selbstverständlich.« Margot zuckte mit den Schultern. »Sehen Sie sich doch an! Es ist offensichtlich, dass Travis sie nur geheiratet hat, damit ich zurückkomme. Sie können keinesfalls glauben, dass er bei Ihnen bleibt. Sie haben weder die entsprechende Herkunft noch den Stil, der nötig ist, um sich in der Gesellschaft zu bewegen.«
Adelia richtete sich würdevoll auf. »Ich kann Ihnen versichern, Miss Winters, dass Sie mit der Hochzeit von Travis und mir nicht das Geringste zu tun haben. Sie haben recht, ich bin nicht so elegant und kann mich womöglich nicht so gewählt ausdrücken wie Sie. Aber eines habe ich Ihnen voraus: Ich trage Travis’ Ring am Finger und Sie nicht.«
Hannah kam mit einem Tablett ins Zimmer. Adelia erhob sich. »Miss Winters kann leider doch nicht zum Tee bleiben, Hannah. Sie ist gerade im Begriff zu gehen.«
»Spielen Sie nur die Hausherrin, solange Sie noch können«, rief Margot, stand auf und glitt hoheitsvoll an ihr vorbei. »Sie werden schneller wieder im Stall landen, als Sie glauben.« Als die Tür hinter ihr zuknallte, atmete Adelia tief aus.
»Die hat vielleicht Nerven, hier aufzutauchen und so mit Ihnen zu reden«, zischte Hannah verärgert.
»Achten wir einfach nicht auf sie.« Adelia tätschelte den Arm der Haushälterin. »Und außerdem werden wir ihren Besuch für uns behalten, Hannah.«
»Wenn Sie das wünschen«, willigte Hannah zögernd ein.
»Ja.« Adelia starrte in die Ferne. »Das wünsche ich.«
Einige Tage lang war Adelia höchst angespannt. Die Atmosphäre im Haus veränderte sich, war nicht mehr länger ruhig, sondern unberechenbar. Travis reagierte auf ihr verändertes Verhalten zunächst mit Toleranz und dann mit strapazierter Geduld.
Eines Abends lief sie nach dem Abendessen im Wohnzimmer auf und ab, während er auf dem Sofa saß und über seinem Brandy brütete.
»Ich mache einen Spaziergang mit Finnegan«, verkündete sie plötzlich, nicht mehr länger in der Lage, das Schweigen zwischen ihnen zu ertragen.
»Wie du willst«, antwortete er achselzuckend.
» Wie du willst«, blaffte sie ihn an. »Es macht mich krank, dich ständig dasselbe sagen zu hören. Ich werde nicht tun, was ich will. Ich will nicht tun, was ich will.«
»Hörst du dir eigentlich selbst zu?«, fragte er, stellte seinen Brandy ab und sah sie düster an. »Das ist die lächerlichste Aussage, die ich jemals gehört habe.«
»Sie ist nicht lächerlich, sondern absolut klar. Wenn du nur genug Verstand hättest, sie zu begreifen.«
»Was ist nur in dich gefahren? Da verstehe ich ja noch mehr, wenn du auf Gälisch vor dich hinschimpfst.«
»Nichts«, entgegnete sie. »Mit mir ist alles in Ordnung.«
»Dann hör auf, dich wie ein zänkisches Weib zu benehmen. Ich bin es leid, deine Launen zu ertragen.«
»Ich bin also ein zänkisches Weib, ja?« Ihre Wangen wurden heiß.
»Ganz genau«, stimmte er ruhig zu.
»Nun, wenn du es leid bist, mir zuzuhören, dann gehe ich dir künftig wohl besser aus dem Weg.« Sie stürmte aus dem Zimmer an der überraschten Hannah vorbei und durch die Hintertür in die warme Sommernacht.
Am nächsten Morgen schämte sie sich für ihren Gefühlsausbruch. Sie war nicht nur unsachlich gewesen, sie hatte sich auch noch blamiert und zum Narren gemacht. Beides war ihr unerträglich.
Travis
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