Einklang der Herzen
die Furcht immer schlimmer.
Vorsichtig schlüpfte sie in das grüne Seidenkleid, das sie mit Trish zusammen gekauft hatte. Sein klassischer Schnitt betonte ihre Figur, ihre sanften Kurven; die Seide ließ ihre Haut sanft schimmern. Sie versuchte, ihr Haar hochzustecken, um mondäner zu wirken, gab aber schell genervt auf und ließ es sich wie einen roten Wasserfall über die Schultern fallen.
Als sie die Treppe hinunterlief, konnte sie aus dem Wohnzimmer Stimmen hören. Sie atmete mehrmals tief durch, bevor sie sich zu Paddy und Travis gesellte.
Travis brach mitten im Satz ab, als sie den Raum betrat, und stand auf. Sie suchte in seinem Gesicht nach Anerkennung, doch sein Blick blieb merkwürdig ausdruckslos. Sofort wünschte sie, ein anderes Kleid ausgesucht zu haben.
»Na, so was, ist das nicht ein wunderbarer Anblick, mein Junge?«, sagte Paddy, der Adelia mit unverhohlenem Stolz musterte. »Ich sage euch, keine andere Frau wird es heute Abend mit meiner kleinen Dee aufnehmen können. Was für ein Glück du hast, Travis.«
»Onkel Paddy.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Wie wunderbar du flunkern kannst. Hör nicht damit auf – ich kann es brauchen. Um ganz ehrlich zu sein, stehe ich gerade Todesängste aus.«
»Dafür gibt es überhaupt keinen Grund, Dee.« Travis nahm ihre Hand und drehte sie zu sich. »Sie werden dir aus der Hand fressen. Du siehst einfach umwerfend aus.« Er lächelte sie an, strich ihr kurz über das Haar, dann lief er zur Bar, um sich einen neuen Drink einzuschenken.
Liebe mich, Travis, schrie ihr Herz plötzlich auf. Ich würde alles auf der Welt dafür geben, dass du mich nur halb so sehr lieben würdest wie ich dich.
Als er zurückkam, sah er ihr lange in die Augen. Ein Ausdruck, den sie nicht zu deuten vermochte, huschte über sein Gesicht. »Dee?«, begann er in fragendem Ton, doch bevor sie etwas sagen konnte, klingelte es an der Tür. Die ersten Gäste waren da.
Letztlich war alles unendlich viel einfacher, als Adelia befürchtet hatte. Nachdem der erste Schwung Gäste angekommen war, spürte sie bereits, dass ihre Anspannung sich etwas löste, und sie begann, die neugierigen Blicke mit der für sie typischen Direktheit zu erwidern. Schnell füllte sich das Haus mit Leuten und Gelächter. Es war unübersehbar, wie beliebt Travis bei seinen Gästen war, außerdem schienen sie die Wahl seiner Frau zu billigen, wenn nicht sofort, dann zumindest, nachdem sie Adelias natürlichen, ehrlichen Charme kennengelernt hatten.
Eine raffiniert frisierte Frau, die Adelia in Beschlag genommen hatte, wandte sich an Travis: »Deine Frau ist so erfrischend und charmant, Travis! Und höchstwahrscheinlich viel zu gut für dich.« Sie lächelte herzlich. »Ich glaube, es wäre sogar ein Genuss, wenn sie aus dem Telefonbuch vorlesen würde. Was für ein wunderbarer Akzent!«
»Vorsichtig, Carla!«, warnte Travis sie und legte einen Arm um Adelias Schulter. »Dee behauptet, wir wären diejenigen mit dem Akzent – und so süß sie auch aussehen mag, ihr Temperament solltest du keinesfalls unterschätzen.«
»Travis, Darling!« Die drei drehten sich um, und Adelia sah nicht viel mehr als wehenden weißen Stoff, als die Besitzerin der Stimme ihren Mann umarmte. »Ich bin soeben erst zurückgekommen, Darling, und habe von deiner kleinen Party gehört. Ich hoffe, es macht dir nichts aus.«
»Natürlich nicht, Margot. Es ist immer ein Vergnügen, dich zu sehen.« Adelia bemerkte, dass er die Hände mit den rot lackierten Fingernägeln nicht wegschob. »Margot Winters – das ist meine Frau Adelia.«
Margot drehte sich um, und Adelia hätte beinah laut aufgestöhnt. Vor ihr stand die schönste Frau, die sie jemals gesehen hatte. Sie war groß und schlank und elegant in kühles Weiß gekleidet. Aschgoldenes Haar lockte sich sanft um ihr ovales Gesicht. Unter langen Wimpern blickten graue Augen hervor, so klar und kühl wie Bergseen, musterten Adelia und blickten dann über sie hinweg.
»Ach, Travis, sie ist bezaubernd.« Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Adelia, die begann, sich klein und hässlich zu fühlen. »Aber sie ist doch kaum älter als ein Kind, hat wahrscheinlich gerade erst die Schule beendet«, sagte sie herablassend.
»Ab und zu darf ich schon mit den Erwachsenen spielen«, entgegnete Adelia mit ruhiger Stimme, hob das Kinn und erwiderte Margots Blick. »Meinen Schulranzen habe ich schon vor einiger Zeit in die Ecke gestellt.«
»Du meine Güte«, bemerkte Margot,
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