Einladung in den Palast des Prinzen
ins Hotel zurückfahren“, erwiderte sie, obwohl sie sich wünschte, der Abend ginge nie zu Ende.
Ihr Herz klopfte immer heftiger, während sie in Richtung des Triumphbogens wanderten. Und das lag nur daran, dass sie sich Rics Nähe allzu sehr bewusst war und so etwas wie Hoffnung und freudige Erwartung bei der Vorstellung empfand, mit ihm ins Hotel zurückzukehren. Würde er sie wieder küssen? Oder würde sie vielleicht sogar die Nacht in seinen Armen verbringen?
Meine Güte, was für ein Unsinn, ich muss aufhören zu träumen, mahnte sie sich sogleich.
Als sie später das Foyer des Luxushotels im Herzen von Paris, in dem Dominico die Suite für sie gebucht hatte, betraten, hakte Ric sich bei ihr ein, wie um ihr die Scheu zu nehmen, die sie überkam und die er zu spüren schien, und führte sie zu den Aufzügen. Schweigend fuhren sie in die obere Etage, und Mel bedauerte, dass sie kein Recht hatte, ihn zu umarmen und sich an ihn zu lehnen.
Ob es ihr passte oder nicht, sie musste sich eingestehen, dass sie ihn viel zu gern hatte und auf dem besten Weg war, sich in ihn zu verlieben. Und das bedeutete, sie hatte ein Problem, ein sehr großes sogar.
Sich in einen Mann zu verlieben, der rücksichtsvoll war, viel Verständnis und Mitgefühl hatte und sehr sozial dachte, war eine Sache. Eine ganz andere war es, dass dieser Mann ein Mitglied des Hochadels war, sie hingegen nur eine einfache junge Frau.
Das alles wurde ziemlich kompliziert, sie wusste selbst nicht mehr, was sie denken sollte und was sie sich wünschte. Aber dass sie sich wünschte, wieder von ihm geküsst zu werden, dessen war sie sich sicher. Egal, ob er ein Prinz war oder der nette Nachbar von nebenan, sie sehnte sich nach seinen Küssen.
In der Suite strömte ihnen der Duft nach frisch zubereitetem Kaffee entgegen, und auf dem niedrigen Couchtisch standen eine Schale mit Früchten, eine Flasche Wein und eine Dose mit feinen Pralinen. In der Küchenzeile entdeckte Mel ein Körbchen mit noch warmen Croissants. Außerdem schien das gedämpfte Licht in der Suite für ein Liebespaar bestimmt zu sein.
Ihr stockte der Atem. Natürlich waren sie kein Liebespaar, und da es hier zwei Schlafzimmer gab, bestand auch keine Gefahr, dass sie und Ric die Nacht miteinander verbrachten. Schluss mit diesen dummen Gedanken, sagte sie sich energisch und zog den Mantel aus.
„Eine Tasse Kaffee könnte ich jetzt gut gebrauchen. Möchtest du auch eine?“, fragte sie ihn betont munter und war stolz darauf, dass es ihr gelang, sich völlig normal zu verhalten.
Allerdings wäre es besser gewesen, auf den Kaffee zu verzichten, Ric sogleich gute Nacht zu sagen und sich in ihr Schlafzimmer zurückzuziehen, statt den Abend mit ihm noch länger auszudehnen. Vielleicht glaubte er, sie erhoffte sich ein romantisches Abenteuer in dieser dazu einladenden Umgebung.
Um jedes Missverständnis auszuschließen, fügte sie hinzu: „Mir zuliebe brauchst du keinen zu trinken.“ Und weil das wiederum zu unhöflich klang, korrigierte sie sich rasch: „Aber ich schenke dir gern einen ein. Du kannst auch noch ein Croissant essen, wenn du magst.“
Er warf einen flüchtigen Blick auf die Croissants, das Obst und die Pralinen und schüttelte den Kopf. „Nein, essen kann ich nichts mehr, aber ich trinke gern noch einen Kaffee.“
Mel nahm zwei Tassen aus dem Schrank und schenkte die dampfende Flüssigkeit ein. Dass dabei ihre Finger nicht zitterten, fand sie beruhigend und eine Meisterleistung.
„Komm, lass uns noch einige Minuten die herrliche Aussicht genießen.“ Ric nahm die Tasse entgegen, die sie ihm reichte. Mit der anderen in der Hand folgte sie ihm auf den Balkon, der so geschützt war, dass man den kühlen Wind nicht spürte.
Sie standen nebeneinander, während sie den Kaffee tranken und den Blick über die Stadt, die im Lichtermeer vor ihnen lag, schweifen ließen.
Obwohl sie sich nicht berührten, fühlte Mel sich ihm sehr nah. Es war ihr rätselhaft, wie sie es schaffen sollte, sich nach dem kurzen Zusammensein mit ihm nicht nach ihm zu sehnen und ohne Bedauern so weiterzuleben wie zu der Zeit, als sie ihn noch nicht gekannt hatte.
Natürlich wusste sie, dass Welten zwischen ihnen lagen. Sie hatten wenig gemeinsam, und sie musste sich immer daran erinnern, wer sie war und wer er war.
„Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung“, sagte er und stellte die leere Tasse auf die Balkonbrüstung. „Einige meiner wichtigsten Kunden habe ich heute zurückgewonnen, und
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