Einladung in den Palast des Scheichs
romantischer Gefühle im Keim zu ersticken, ehe sie zu einem ernsthaften Problem wurden!
Als sie von ihrem Teller aufblickte, stellte sie fest, dass er sie beobachtete. Mit seinen Augen schien er direkt auf den Grund ihrer Seele zu blicken. Atemlos ließ sie die Stäbchen sinken.
Was siehst du, Madani? wollte sie fragen, doch sie brachte kein Wort heraus. Dutzende von Gedanken wirbelten in ihrem Kopf herum. Wieso nur fühlte sie sich auf einmal so furchtbar traurig?
7. KAPITEL
Die Juniluft war warm und angenehm, geradezu perfekt, um den Abend im Freien zu verbringen. Und das opulente Abendessen gab Madani noch einen weiteren guten Grund, Emily auf einen Spaziergang einzuladen.
Freunde gehen miteinander spazieren, da ist überhaupt nichts dabei. Wie ein Mantra wiederholte er diese Worte, während er seine Blicke bewundernd zu ihren wohlgeformten, schlanken Beinen wandern ließ.
„Und was ist mit Azeem?“, fragte sie zögernd und sah sich nach dem Fahrer um.
„Azeem kommt, wenn ich ihn anrufe.“ Und er hatte ihn noch nicht angerufen. Eigentlich hatte er das nach dem Hauptgang vorgehabt. So machte er es jedenfalls sonst immer. Aber irgendwie hatte er bis zuletzt gehofft, einen Grund zu finden, noch etwas mehr Zeit mit Emily zu verbringen.
„Ist es ihm nicht lästig, die ganze Zeit auf Abruf zu sein?“
„Nein, nein“, erwiderte er grinsend. Denn er wusste jetzt schon, dass sein Freund sich heute Abend bei ihm darüber beschweren würde.
„Ich habe das Gefühl, dass ihr beide mehr als nur Arbeitgeber und Arbeitnehmer seid“, bemerkte Emily, während sie an Secondhandläden und Ständen voller sonderbarer Gewürze und exotischer Ziergegenstände vorbeischlenderten.
„Das sind wir auch“, bestätigte er schlicht.
„Ist es nicht manchmal schwierig, gleichzeitig Freund und Chef zu sein?“
„Manchmal“, stimmte er zu. Als Sohn und Thronfolger des kashaqrischen Herrschers war er es gewohnt, dass man tat, was er wünschte. Und zwar ohne Zögern, geschweige denn Widerworte. Azeem bildete die einzige Ausnahme. „Wir sind nicht immer einer Meinung“, fügte er hinzu und dachte an seine bevorstehende Hochzeit. „Aber er ist einer der wenigen, die mir gegenüber offen aussprechen, was sie denken. Selbst Dinge, von denen er weiß, dass ich sie nicht gern höre. Und dafür schätze und respektiere ich ihn.“
„Na, so Furcht einflößend bist du nun auch wieder nicht“, zog sie ihn auf. „Oder es gibt noch eine andere Seite an dir, die ich noch nicht kennengelernt habe?“
Wenn sie wüsste! Fast hätte Madani ihr seine wahre Identität offenbart. Seine Herkunft, seinen Titel, einfach nur um zu sehen, ob sie ihn dann noch genauso behandeln würde. Ob sie, wie Azeem, in der Lage war, über diese Dinge hinwegzusehen. Ihn als Menschen zu betrachten und nicht nur als zukünftigen Herrscher. Aber wenn er ihr von seiner Zukunft erzählte, würde er früher oder später auch Nawar erwähnen müssen. Obwohl er eigentlich kein schlechtes Gewissen hatte, schließlich hatte Emily ihn zuerst geküsst, nicht umgekehrt, genoss er die Leichtigkeit ihres Miteinanders zu sehr, als dass er sie durch irgendetwas aufs Spiel setzen wollte.
„Wenn Azeem offen und ehrlich mit dir umgeht, dann ist er wirklich ein sehr guter Freund. Ich hoffe, du weißt das zu schätzen, auch wenn es dich manchmal ärgert.“
Der Ton, in dem sie das sagte, machte ihn stutzig. „Wie meinst du das?“
„Auch ich habe eine sehr gute Freundin, die mir mehrfach die unbequeme Wahrheit über Reed ins Gesicht gesagt hat. Das heißt, ‚ich hatte eine gute Freundin‘, trifft es wohl eher. Immer wieder hat sie mich vor ihm gewarnt. Er würde meine Karriere nie wirklich akzeptieren, geschweige denn unterstützen. Außerdem sei er selbstsüchtig und arrogant. Aber ich habe ihr einfach nicht zugehört.“ Seufzend verbesserte sie: „Ich habe ihr einfach nicht zuhören wollen. “
„Du wolltest nicht, dass sie recht hat“, murmelte Madani und dachte an Azeems Einstellung zu seiner Verlobung mit Nawar.
„Genau. X-mal haben wir uns deswegen gestritten. Permanent habe ich ihn in Schutz genommen und Ausreden für sein unmögliches Verhalten erfunden, die sie sehr schnell als fadenscheinig entlarvte. Und irgendwann hat das unsere Freundschaft sehr belastet. Ich erfand Gründe, weshalb ich mich nicht mit ihr treffen könnte. Wir riefen uns immer seltener an. Dann hörten wir ganz damit auf. Mittlerweile haben wir seit drei Jahren kein Wort mehr
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