Einladung in den Palast des Scheichs
die Schnelle kein einziges gutes Restaurant in Manhattan ein. „Überrasch mich“, sagte sie schließlich, obwohl sie in den letzten Tagen wirklich genügend Überraschungen erlebt hatte.
„Gut.“ Madani lehnte sich nach vorn, um Azeem etwas auf Arabisch mitzuteilen. Auch wenn Emily kein einziges Wort verstand, fand sie den Klang der Sprache sehr angenehm.
„Wird Azeem mit uns essen?“, erkundigte sie sich, als Madani wieder neben ihr saß. Irgendwie hoffte sie, dass der Chauffeur sie begleiten würde. Auf diese Weise konnte sie wenigstens sichergehen, dass alles rein platonisch blieb.
„Danke für die Einladung“, erwiderte Azeem grinsend. „Aber drei sind für gewöhnlich einer zu viel.“
Emily lachte schwach. Wenn sie ihn doch nur nicht geküsst hätte! Rein gar nichts daran war platonisch gewesen. Hatte es ja auch nicht sein sollen. Sonst hätte sie damit ja auch nicht die mitleidigen Blicke ihrer Tanten und Cousinen abstellen können. Aber jetzt fühlte sie sich auf einmal ziemlich unwohl.
Arme Emily!
Wie oft hatte sie das an diesem Nachmittag wohl gehört? Und die teilnahmsvollen Blicke ihrer Verwandten machten es ihr noch dazu absolut unmöglich, so zu tun, als bemerke sie es nicht. Ja, gut, sie gab es ja zu: Sie hatte Madani geküsst, um ihrer Mutter und Schwester zu beweisen, dass sie kein einsamer Workaholic war.
Allerdings hatte sie nicht erwartet, dass er ihr die Arme um die Taille legen würde, um sie ebenso leidenschaftlich zurückzuküssen. Und wie unglaublich dieser Mann küssen konnte! Bei der bloßen Erinnerung daran rieselte ein heißer Schauer über ihren Rücken.
„Ist dir kalt“, fragte Madani, dem das Beben ihres Körpers nicht entgangen war, besorgt.
Ehe sie antworten konnte, hatte er Azeem bereits gebeten, die Klimaanlage zu drosseln und ihr sein Jackett um die Schultern gelegt.
Kalt? Ganz im Gegenteil! Und jetzt, da sein berauschender Duft sie vollständig umhüllte, schoss ihre Körpertemperatur gleich noch um ein paar weitere Grad in die Höhe. Doch sie lächelte nur, akzeptierte die liebenswürdige Geste und bemühte sich, nicht zu tief einzuatmen, um nicht Gefahr zu laufen, sich völlig lächerlich zu machen.
Vor lauter Nervosität achtete sie nicht auf den Weg. Erst als der Wagen hielt, stellte sie fest, dass sie in Chinatown waren. In einer kleinen, verwinkelten Gasse im Herzen dieses bunten New Yorker Viertels stiegen sie aus. Dieser Stadtteil, in dem mehr als 300.000 Chinesen ihr Zuhause gefunden haben, bildete einen kuriosen Kontrast zu den Wolkenkratzern und den großzügig angelegten New Yorker Hauptstraßen. Emily liebte das geschäftige Treiben auf der berühmte Canal Street, in der viele Geschäfte und chinesische Restaurants ihre Ladenlokale hatten.
„Gehen wir Chinesisch essen?“, fragte sie überrascht und ein wenig enttäuscht. „Ich dachte eigentlich …“
„Du dachtest, ich würde ein kashaqrisches Restaurant vorschlagen?“
„Äh … ja“, gab sie ein wenig verlegen zu. Genau genommen, hatte sie sich bereits darauf gefreut. Wenn sie etwas liebte, dann neue Speisen kennenzulernen, die Gewürze herauszuschmecken, ihr Wissen zu erweitern. Und speziell die kashaqrische Küche kannte sie bisher noch gar nicht, auch wenn sie die orientalische Gastronomie sehr schätzte. Klassiker wie Tabouleh-Salat und Hummus hatte sie schon des Öfteren in ihre eigenen Menüs aufgenommen und in leicht abgewandelter Form, à la Emily, serviert.
Als sie Fuwangs Restaurant betraten, stieg ihr nicht der Duft von Kreuzkümmel und Kurkuma in die Nase, stattdessen duftete es intensiv nach geröstetem Sesam und Ingwer. An der Decke hingen rote Papierlampions, die mit den typischen chinesischen Schriftzeichen verziert waren.
„Ich hätte dich auch gern in ein kashaqrisches Restaurant ausgeführt, aber es gibt in ganz New York nur zwei gute. Beide sind hier in der Nähe, aber keines von ihnen ist besonders gemütlich.“
„Oh, ich muss nicht unbedingt bei Kerzenschein dinieren“, erklärte sie lachend. „So kompliziert bin ich nicht. Mir ist ein gutes Essen wesentlich wichtiger als eine schicke Tischdecke.“
„Wenn es nur an der Tischdecke mangeln würde, hätte ich mir auch keine Gedanken gemacht“, erklärte Madani und warf ihr einen sonderbaren Blick zu. „Aber beide Restaurants bereiten nur Essen zum Mitnehmen zu. Und ich dachte, es würde vielleicht den falschen Eindruck erwecken, wenn ich vorschlage, in meiner Hotelsuite zu essen. Sein Blick
Weitere Kostenlose Bücher