Einladung in den Palast des Scheichs
‚Sie‘ aufhören.“
„Einverstanden.“
Ohne Azeems erstaunten Blick zu beachten, half er ihr beim Einsteigen und setzte sich neben sie auf die Rückbank. Als der Mercedes Richtung Manhattan startete, schloss Emily erschöpft die Augen.
„Schlechter Tag?“, erkundigte er sich leise.
„Ja“, seufzte sie. „Noch einmal vielen Dank fürs Abholen. Zu behaupten, dass ich da drinnen fast gestorben wäre, ist nur leicht übertrieben.“ Schalkhaft blickte sie ihn von der Seite an. „Dem Wahnsinn war ich jedenfalls schon ziemlich nahe. Meine Mutter hat diesen Effekt auf mich. Und in Kombination mit ein paar Dutzend Tanten und Cousinen ist es ein beinahe unerträglicher Östrogen-Cocktail.“
„Das kenne ich!“ Da seine eigene Mutter und einige seiner weiblichen Verwandten einen ähnlichen Einfluss auf ihn hatten, konnte Madani das sehr gut nachvollziehen.
„Und im Nachhinein betrachtet, war der Punsch auch keine gute Idee.“
„Der Punsch?“
„Ja, meine Tante hat ihn mit Rum ‚nachgewürzt‘, und ich fürchte, ich werde einen ziemlichen Brummschädel bekommen.“ Wieder schloss sie die Augen. „Das letzte der drei Gläser war definitiv zu viel!“
„Oh“, erwiderte Dan, der nicht so recht wusste, was er dazu sagen sollte.
„Sonst trinke ich kaum, aber diese dämlichen Gesellschaftsspiele konnte ich einfach nicht anders ertragen“, erklärte sie und hielt sich den Kopf. „Ich weiß nicht, ob du davon schon einmal gehört hast. Hier in Amerika spielen Frauen bei ihrem Junggesellinnenabschied die absurdesten Spiele …“
„So? Was denn für welche?“
„Zum Beispiel ein Quiz, bei dem den Gästen zwanzig Fragen über Braut und Bräutigam gestellt werden, um herauszufinden, wer von ihnen sie am besten kennt.“
„Autsch.“
„Ganz genau“, bestätigte Emily dumpf. „Welche Eigenschaft mag Reed an Elle am meisten? Wer von ihnen hat zuerst ‚Ich liebe dich‘ gesagt? Wo sind sie bei ihrem ersten Date hingegangen?“
„Das erste Date hatten sie doch hinter deinem Rücken.“
„Korrekt.“
Kein Wunder, dass sie so viel getrunken hatte! Kein Wunder, dass sie ihn geküsst hatte. „Tut mir wirklich leid, dass du das durchmachen musstest.“
„Danke. Stell dir vor, einige meiner Tanten haben sich lautstark gewundert, dass ich nicht gewonnen habe!“
„Was gab es denn zu gewinnen?“, erkundigte er sich, in der Hoffnung, so zu einem etwas amüsanteren Thema überzuleiten.
Doch sie rümpfte angewidert die Nase. „Ein Set Handtücher, die mit Elles und Reeds Initialen und dem Datum ihrer Hochzeit bestickt sind.“
„Dann ist dir ja nichts entgangen.“
„Findest du?“, fragte sie ironisch. „Elle wäre da gar nicht deiner Meinung. Aber sie glaubt ja auch, die ganze Welt dreht sich nur um sie.“
„Danach zu urteilen, was ich von ihm weiß, passt sie dann wenigstens gut zu ihrem Zukünftigen.“
Emily grinste. „Madani Tarim, du bist wirklich der Sonnenstrahl in meinem sonst absolut finsteren Tag!“
„Schön, dass du es so empfindest“, erwiderte er lächelnd und ignorierte Azeems Zwinkern im Rückspiegel.
Die nächsten Minuten schwiegen beide. Im Stillen jedoch stritt er mit seinem Gewissen: Bring sie direkt nach Hause! Mach jetzt keinen Fehler. Doch stattdessen fragte er: „Hast du Hunger?“
„Ja, sehr sogar. Für die Party hat meine Mutter das Essen zubereitet. Alles war zerkocht und überwürzt.“
„Dann hast du also dein Talent nicht von ihr geerbt“, stellte er schmunzelnd fest.
„Nein. Die Familie meiner Mutter stammt ursprünglich aus den Südstaaten. Auch drei Generationen nachdem sie nach New York gezogen sind, wird bei ihnen alles frittiert. Als ich als Teenager zum ersten Mal nach einem Kochlöffel griff, geschah dies aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Eigentlich ganz gut, denn so habe ich meine Berufung gefunden“, fügte sie lächelnd hinzu.
Wenn sie lächelte, konnte er ihr schon gar nicht widerstehen. „Darf ich dich zum Essen einladen, Emily?“
„Liebend gern!“
Und das meinte sie genau so, wie sie es sagte. Deshalb fühlte sie sich auch auf einmal so nervös. Sogar ihr punschvernebeltes Hirn wusste noch sehr gut, dass dies eigentlich keine gute Idee war. Aber so dicht neben Madani, den Duft seines Aftershaves in der Nase, konnte Emily sich nur dunkel an die genauen Gründe erinnern, die dagegen sprachen.
„Wonach steht dir denn der Sinn? Hast du irgendwelche Vorlieben?“
Vorlieben? Und ob sie die hatte! Allerdings fiel ihr so auf
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