Einladung in den Palast des Scheichs
intensivierte sich, wanderte zu ihren Lippen. Schwierig, übers Essen zu reden, wenn man eigentlich auf etwas ganz anderes Appetit hatte!
„Mein Apartment wäre sicherlich näher als das Ritz Carlton“, bemerkte Emily, deren Blick ebenfalls an seinen Lippen haften geblieben war. „Wenn man zu lange wartet, ist es vielleicht zu spät.“ Himmel, was redete sie denn da? „Äh, ist es zu kalt, wollte ich sagen. Das Essen. Es kühlt ab und schmeckt dann nicht mehr.“
Um seine Mundwinkel zuckte es amüsiert. Zweifellos hatte er bemerkt, dass ihre Gedanken sich gerade ganz und gar nicht ums Essen gedreht hatten.
„Aber jetzt sind wir hier in Chinatown“, versuchte sie abzulenken.
„Genau. Du magst doch hoffentlich chinesisches Essen?“
Erleichtert, dass sie sich wieder auf sicherem Terrain bewegten, lachte sie auf. „Madani, ich liebe gutes Essen. Egal wo es herkommt!“
„Prima. Ich habe nämlich eine Schwäche für gebratenen Reis.“
„Mit Hühnchen oder Schrimps?“
„Am liebsten mit beidem und am allerliebsten hier bei Fuwang.“
Als das Essen schließlich serviert wurde, verstand Emily diese Vorliebe sofort. Sie selbst hatte sich für ein traditionelles Gericht entschieden: Schweinefleisch süß-sauer mit Reis, auch wenn es nicht gerade ein Schlankmacher war. Heute hatte sie sich einen Kalorienhammer verdient! Doch als sie sah, was Madani bestellt hatte, begann sie an ihrer Wahl zu zweifeln. Das gebratene Rindfleisch in scharfer Sesamsoße duftete verlockend. Besonders gut sah allerdings der gebratene Reis mit Riesengarnelen aus.
„Möchtest du probieren?“
Unter anderen Umständen hätte sie sich das nicht zweimal sagen lassen, aber sie schüttelte den Kopf. „Ich kann dir doch nicht dein Essen stibitzen. So gut kennen wir uns ja auch noch nicht.“
„Ah, du stibitzt also erst ab dem zweiten Date?“
Oh, oh! Date? Glaubte er, sie hätten gerade ein Date? Was hatte sie nur getan? Alles im Leben hatte eben Konsequenzen. Zu glauben, ein Kuss mit einem atemberaubenden, exotischen Geschäftsmann bildete da eine Ausnahme, war schlicht naiv. Auch wenn sie ihre Tat anschließend heruntergespielt hatte.
„Madani …“, begann sie leise, doch er ließ sie nicht aussprechen.
„Du willst mir sagen, dass wir kein Date haben. Stimmt’s?“
„Ich glaube, ich habe dir vorhin einen falschen Eindruck gegeben. Im Haus meiner Eltern, meine ich.“
„Als du mich geküsst hast?“
„Ja, genau.“ Wahrscheinlich hatte sie mittlerweile dieselbe dunkelrote Farbe wie die Papierlampions an der Decke.
„Ich habe jede Sekunde genossen“, raunte er, den Blick seiner dunklen Augen unverwandt auf sie gerichtet.
„Ich … ich …“
„Keine Sorge, Emily. Du hast mir nicht den falschen Eindruck gegeben. Hinterher hast du mir schließlich unmissverständlich erklärt, welche Gründe du dafür hattest, mich zu küssen.“
„Oh, na dann. Dann ist ja … gut“, stammelte sie. Wenn sie sich nur ebenso gut an diese Gründe erinnern könnte wie er. Wenn sie in sein schönes männliches Gesicht sah, vergaß sie alles, außer den Gedanken, wie es sich anfühlte, diese warmen, fordernden Lippen auf ihren zu spüren. Am liebsten hätte sie sich über den Tisch gelehnt und ihn gleich noch einmal geküsst! „Ich wollte nur …“ Oh, oh. Warum konnte sie nicht einfach den Mund halten? Sie räusperte sich. „Ich meine, wir haben eine Geschäftsbeziehung.“
„Ja“, bestätigte er lächelnd.
„Ich denke, so sollte es auch bleiben“, erklärte sie fest, in der Hoffnung, dass es überzeugend klang. Vielleicht könnte sie so ja sogar sich selbst davon überzeugen.
Für einen kurzen Moment flackerte so etwas wie Enttäuschung in seinen dunklen Augen auf, dann nickte er. „Das denke ich auch.“
Einige Minuten aßen beide schweigend, dann angelte Madani mit seinen Stäbchen eine Riesengarnele aus dem gebratenen Reis und legte sie ihr auf den Teller.
Ein Friedensangebot? Anscheinend.
„Vielleicht können wir ja nicht nur Geschäftspartner, sondern auch Freunde sein?“
„Freunde?“ Strahlend sah sie ihn an. „Sehr gerne! Wirklich!“
Eigentlich hätte sie jetzt erleichtert sein sollen. Was außer Freundschaft wäre denn möglich zwischen ihnen? Schließlich würde er sehr bald in sein Heimatland zurückkehren. Und sie selbst hatte einen Traum zu verwirklichen. Einen Traum, der all ihre Zeit und Energie benötigte, damit er eines Tages wahr werden konnte. Ja, es war wirklich das Beste, jede Art
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