Einladung zur Hochzeit
Zeit hast, könnte ich dich abholen. Ich dachte, es wäre besser, wenn wir uns in einer neutralen Umgebung unterhalten. Es sei denn …”
„Ja … ja, das ist mir recht”, unterbrach sie ihn. „Allerdings brauchst du dir nicht die Mühe zu machen, mich abzuholen. Wir können uns irgendwo treffen.”
„Wenn es dir lieber ist.”
Während sie vereinbarten, sich in einem kleinen Pub zu treffen, der ein hervorragendes Restaurant hatte, fragte sich Abbie, warum sie erwartet hatte, daß Steve darauf bestand, sie abzuholen, und warum sie so enttäuscht darüber war, daß er es nicht getan hatte. Schließlich wollte sie nicht mehr Zeit mit ihm verbringen, als unbedingt nötig war, oder?
„Also dann um acht”, hörte sie ihn sagen.
„Bis dann.”
Während Abbie sich im Spiegel betrachtete, überlegte sie, ob sie in dem cremefarbenen Cocktailkostüm und dem seidigglänzenden Top nicht overdressed war, auch wenn der Pub, in dem sie sich mit Steve verabredet hatte, als In-Lokal galt.
Früher hätte sie diese Farbe niemals getragen, weil sie sie viel zu fade gefunden hatte. Im Laufe der Jahre hatte sie nicht nur einige Augenfältchen bekommen, wie sie sich eingestand, sondern auch eine gewisse Reife und Selbsterkenntnis erlangt.
Heute diente ihre Kleidung nicht mehr dazu, ihr Selbstbewußtsein zu stärken.
Die Farbe stand ihr, und die modische Silhouette des Kostüms hob ihre weiblichen Rundungen vorteilhaft hervor. Cathy hatte zwar die Nase gerümpft und gesagt, der Rock sei zu lang, doch der hohe Schlitz hinten war Beweis genug dafür, daß sie, Abbie, keinen Grund hatte, ihre Beine zu verstecken.
Dazu trug sie die schlichten goldenen Kreolen, die sie sich selbst zu Weihnachten geschenkt hatte, und sprühte einen Hauch von dem neuen Parfüm auf, das sie bei ihrem letzten Einkaufsbummel in London gekauft hatte. Nachdem sie einen letzten Blick in den Spiegel geworfen und sich vergewissert hatte, daß ihr Lidschatten dezent genug war und ihre nachgezogenen Lippen nicht den Eindruck erweckten, daß sie geküßt werden wollte, war sie fertig.
Ein Schatten huschte über ihr Gesicht, als sie sich daran erinnerte, daß sie damals nur selten einen Lippenstift benutzt hatte. Bei dem Gedanken daran, daß Steve ihn wieder wegküssen würde, hatte ihre Hand so gezittert, daß ihre Versuche, sich die Lippen nachzuziehen, fast immer gescheitert waren. Und nicht nur meine Hand hat gezittert, gestand Abbie sich ein. Selbst jetzt tat es noch weh, sich daran zu erinnern, wie glücklich und wie verliebt sie damals gewesen war. Hatte sie deswegen so leidenschaftlich auf seinen Kuß reagiert? Und war es Steve bewußt? Hatte er erraten, daß kein Mann in all den Jahren, die sie getrennt gewesen waren, diese Gefühle in ihr geweckt hatte?
Wie mochte er sich gefühlt haben, als er sie in den Armen gehalten hatte? Ob er sich auch daran erinnert hatte, wie es einmal zwischen ihnen gewesen war, oder hatte ihre leidenschaftliche Reaktion ihm lediglich Genugtuung verschafft?
Ob er, Cathy oder sonst irgend jemand ahnte oder verstand, wie ihr, Abbie, zumute war und wie schwer es ihr fiel, ihm gegenüberzutreten und ruhig und vernünftig zu bleiben? Ob Cathy klar war, was sie von ihr verlangte, oder glaubte sie, daß eine Frau in ihrem Alter keine derart heftigen Gefühle mehr empfinden konnte?
Gefühle … Was für Gefühle? fragte Abbie sich wütend. Das einzige Gefühl, das sie ihrem Exmann entgegenbrachte, war Verachtung. Und es war auch das einzige Gefühl, das er verdiente.
Der Wirt, der auch zu ihren Kunden zählte, begrüßte sie mit einem herzlichen Lächeln, als Abbie die gutbesuchte Cocktailbar betrat.
Steve erwartete sie bereits, und Abbie sah, daß er sie beobachtete. Jeff unterhielt sich kurz mit ihr über geschäftliche Angelegenheiten, doch der Ausdruck in seinen Augen besagte, daß er sie sehr attraktiv fand.
Steve, der bei ihrem Eintreten aufgestanden war, stellte sein Glas auf den Tisch und kam auf sie zu. Daher blieb ihr nichts anderes übrig, als ihn mit Jeff bekannt zu machen. Der Ausdruck in Jeffs Augen verriet nun Neugier und Neid, was Steve sicher nicht entging. Eigentlich hätte sie sich darüber freuen müssen, zumal Cathy ihm erzählt hatte, sie würde sich eigentlich nicht für Männer interessieren. Allerdings war sie viel zu angespannt, um irgendwelche Machtkämpfe auszutragen.
„Möchtest du etwas trinken, oder wollen wir gleich zu unserem Tisch gehen?” erkundigte sich Steve.
„Laß uns zu unserem
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