Einladung zur Hochzeit
Aufregung gerötet, als Cathy in die Küche eilte und ihre Mutter flüchtig umarmte. „Es sieht so aus, als hätten wir ein Haus gefunden, und Dad hat uns angeboten, den Hochzeitsempfang zu bezahlen. Wir haben gestern abend mit ihm darüber gesprochen, als wir mit ihm zum Hotel zurückgefahren sind.”
Sie schnitt ein Gesicht. „Er hat immer noch keine Wohnung gefunden, obwohl er gesagt hat, wenn er den Lehrstuhl annimmt, den man ihm angeboten hat …”
„Welchen Lehrstuhl?” erkundigte Abbie sich angespannt, bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie entsetzt sie war. Steve hatte ihr gegenüber nicht erwähnt, daß man ihm einen Job an der Universität angeboten hatte. „Ich dachte, er sei nur zu Besuch hier …”
„So war es ursprünglich auch geplant.” Cathy wirkte plötzlich ein wenig unbehaglich. „Aber … Na ja, offenbar hatte er schon lange vor, nach Hause … nach England zurückzukommen, und nun, da er und ich … Na ja, ich bin seine einzige Verwandte, und …”
„Seine einzige Verwandte?” fiel Abbie ihr entrüstet ins Wort. Cathy war ihre Tochter.
„Er ist schließlich mein Vater.” Cathy wich ihrem Blick aus und begann, nervös in der Küche hin und her zu gehen.
Inzwischen war seit ihrer Begegnung mit Steve im Hotel eine Woche vergangen, und Abbie hatte die Schlösser im Haus austauschen lassen und Cathy ermahnt, ihrem Vater nie wieder ihren Schlüssel zu geben.
Sie hatte sich vorgenommen, Steve einfach zu ignorieren, da er, wie sie gehofft hatte, ohnehin nicht lange bleiben würde. Daß er sich nun an den Hochzeitsvorbereitungen beteiligte und außerdem plante, für immer nach England zurückzukehren, brachte sie völlig durcheinander und machte sie wütend.
„Ich dachte, du würdest dich freuen”, fuhr Cathy beinah herausfordernd fort. „Oh, es hat keinen Zweck”, fügte sie bitter hinzu. „Stuart hat gesagt, daß du kein Verständnis dafür haben würdest und deinen Groll gegen Dad nicht vergessen würdest …”
„,Stuart hat gesagt` …” Abbie verstummte und atmete tief durch, bevor sie erneut begann: „Erzähl mir von dem Haus.” Ganz bewußt schnitt sie ein unverfängliches Thema an, denn vielleicht konnte sie später, wenn sie sich einigermaßen beruhigt hatte, sachlich mit Cathy über Steve sprechen.
„Oh, es ist phantastisch”, erwiderte Cathy begeistert und sichtlich erleichtert. „Es hat vier Zimmer und einen großen Garten. Die Küche und das Bad sind ziemlich häßlich …” Wieder schnitt sie ein Gesicht. „… aber als Dad es gesehen hat, hat er gesagt …”
„Dein Vater hat das Haus bereits gesehen?” fiel Abbie ihr ins Wort.
„Ja, wir haben es gestern abend mit ihm besichtigt. Er wollte gestern nach Charlesford, weil er wegen des Jobs, den man ihm angeboten hat, einen Termin an der Uni hatte. Da es auf dem Weg liegt, hat Stuart ihm vorgeschlagen, es zusammen mit uns anzuschauen. Stuart und Dad verstehen sich gut”, fügte Cathy begeistert hinzu. „Dad hat Stuart erzählt, daß sein Vater Wirtschaftsprüfer war.”
„Tatsächlich? Hoffen wir, daß es das einzige ist, was die beiden gemeinsam haben”, konnte Abbie sich nicht verkneifen zu sagen. Als sie den verletzten Ausdruck in Cathys Augen sah, bedauerte sie es allerdings.
„Es … es tut mir leid, Schatz”, entschuldigte sie sich heiser. „Es ist nur …”
„Das macht nichts, Mum”, versicherte Cathy schnell und fuhr fort: „Du mußt dir das Haus unbedingt ansehen, aber wir können es dir erst am Wochenende zeigen. Übrigens steht es leer, was ein weiterer Pluspunkt ist. Morgen abend fahren wir mit Dad zu Stuarts Großeltern, übermorgen hat Julias kleine Tochter Geburtstag, und Mama Grimshaw hat die ganze Familie eingeladen …”
„Und deinen Dad natürlich auch, stimmt’s?” warf Abbie ein.
Cathy blickte sie unsicher an. „Ja, sie hat ihn eingeladen. Aber woher …?”
„Ich …”
„Ich muß jetzt los, Mum”, sagte Cathy schnell. „Aber ich bin unter anderem auch deswegen gekommen, weil Dad gesagt hat, daß er mit dir über den Empfang reden muß. Er meinte, du hättest wahrscheinlich bestimmte Vorstellungen, wo der Empfang stattfinden soll …”
„Ach ja?”
Nachdem sie ihr einen weiteren unsicheren Blick zugeworfen hatte, fuhr Cathy fort: „Ich habe ihm gesagt, daß er dich bestimmt abends erwischen wird, weil du nur selten ausgehst.” Sie lachte. „Er hat mich gefragt, ob es jemand in deinem Leben gäbe … einen Mann. Ich habe ihm
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