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Einmal durch die Hölle und zurück

Einmal durch die Hölle und zurück

Titel: Einmal durch die Hölle und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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lassen Sie bleiben«, sage ich und taste seine Manteltaschen ab. Ich tue so, als wollte ich ihn in den Bauch boxen, und er zuckt zur Seite. Dabei ziehe ich ihm die Brieftasche aus der Gesäßtasche.
    »Sie rauben mich aus!«
    »Wenn ich das täte, würden Sie’s merken.«
    Unter den Papieren in der Brieftasche finden sich ein Führerschein und mehrere Visitenkarten, alle mit demselben Namen – Michael Bennett. Auf einer steht: »Michael Bennett, Desert Eagle Investigations, Phoenix, Arizona.«
    »Für wen arbeiten Sie?«, frage ich.
    »Leck mich. Das würde ich auch nicht sagen, wenn ich’s wüsste.«
    Ich sehe, dass Jane, Daveys Frau, und ein paar andere Angestellte der Lodge durch den Wald heraufkommen.
    »Sie wissen nicht, wer Ihr Auftraggeber ist?«
    »Es lief über einen Mittelsmann. Das ist gängige Praxis.«
    Del bückt sich, in der Hand, wie ich zu spät merke, ein gezogenes Kampfmesser. Einen Augenblick befürchte ich, er will den Mann erstechen, doch er schneidet bloß den Trageriemen der Kamera durch und sagt: »Was dagegen, dass ich mir die mal ansehe?«
    »Ja, allerdings. Lassen Sie die Finger davon«, sagt der Mann.
    »Hat das Ding Selbststabilisierung?«
    »Verdammt noch mal, geben Sie sie wieder her!« Der Mann versucht sich aufzusetzen. Ich habe ihn immer noch am Kragen gepackt.
    »Wie lautet Ihr Auftrag?«, frage ich ihn.
    »Ich fotografiere Tiere …«
    »Und das hier sind die Bilder?«, fragt Del und zieht die Speicherkarte heraus. »Passen Sie mal auf.«
    Die meisten anderen rufen »Nicht!«, während Del die Speicherkarte zusammenknickt und dann fallen lässt. »Ups«, sagt er.
    Doch dann wird ihm klar, dass er es uns gerade vermasselt hat, herauszufinden, was der Typ hier fotografieren wollte.
    Das wird auch dem Mann selbst klar. Er steht auf, klopft den Staub von der Kleidung und nimmt Del die Kamera weg. Sieht mich an und sagt: »Brieftasche.«
    Ich gebe sie ihm. Del macht ein betretenes Gesicht.
    »Meine Herren, meine Damen«, sagt der Fotograf und wendet sich zum Gehen.
    »Sollten Sie noch mal hier aufkreuzen, trete ich Sie in den Arsch«, sagt Reggie.
    »Genau, du Wichser«, ruft Miguel aus dem Unterholz.
     
    »Wahrscheinlich wollte er Fotos von unserem Schiedsrichter machen«, sagt Reggie und zündet einen Joint an. Wir sitzen zu zweit auf der Veranda seiner Hütte. Nachdem sich Michael Bennett von der Desert Eagle Agency, oder wer auch immer er ist, aus dem Staub gemacht hat und ich ihm den Hügel hinauf gefolgt bin, um sein Kennzeichen zu notieren, habe ich bei Reggie vorbeigeschaut und ihn gefragt, ob er einen Augenblick Zeit habe.
    »Wer
ist
der Schiedsrichter?«, frage ich.
    »Sie werden es beizeiten erfahren.« Er bietet mir den Joint an.
    Ich nehme nur noch selten Drogen, denn mit zunehmendem Alter kann ich auch ohne sie extrem launisch und wankelmütig sein, aber ich habe mir auch nie richtig angewöhnt, sie auszuschlagen. Ich nehme einen tiefen Zug, und im nächsten Moment stellt sich ein künstliches Glücksgefühl ein.
    Warum
nehme ich keine Drogen mehr?
    »Ich hab auch Alphablocker, wenn Sie welche wollen«, sagt Reggie. »Wegen der anderen Sache.«
    »Welcher anderen Sache?«, frage ich, als ich den Rauch ausgestoßen habe.
    »Sie wissen schon – die Albträume.«
    Dazu sage ich nichts.
    »Waren Sie beim Militär?«, will Reggie wissen.
    »Nein.«
    »Echt schade. Bei den Veteranen werden bezüglich posttraumatischer Belastungsstörungen gerade ein paar coole Sachen ausprobiert. Ich könnte meinem Doc sagen, dass er mal mit Ihnen am Telefon sprechen soll.«
    »Reggie«, sage ich zu ihm. »Was zum Teufel haben Sie vor?«
    »Wobei?«
    »Bei dieser ganzen Sache. Der Erkundungstour.«
    Er lacht. »Sehe ich aus wie jemand, der weiß, was er vorhat?«
    »Ja«, sage ich. »Auf jeden Fall. Sie haben das einzige rentable Unternehmen in dieser ökonomischen Wüste. Sie haben Freunde. Sie haben genügend Beziehungen, um jemanden wie Tyson Grody von Ihrer verrückten Monster-Expedition zu überzeugen. Also warum haben Sie das Ganze geplant?«
    Reggie steckt sich den Joint in die unversehrte Mundhälfte, um ihn wieder anzuzünden. »Also, ich will ja nicht behaupten, dass das Geld überhaupt keine Rolle spielt. Ich hätte nichts dagegen, hier wegzukommen. Nach Kambodscha zu gehen und am Strand zu leben. Aber ich habe auch persönliche Gründe.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ein Freund von mir hatte die Idee.«
    »Sie meinen Chris junior?«
    »Sie haben also von ihm gehört.«
    »Ja«,

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