Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einmal durch die Hölle und zurück

Einmal durch die Hölle und zurück

Titel: Einmal durch die Hölle und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
Vom Netzwerk:
sie, was wir nicht wissen?«
    »Weiß ich nicht«, sage ich. »Was denn?«
    »Keine Ahnung. Wir haben ja nicht mal genug Informationen, um sicher sagen zu können, ob derjenige Chris junior und Pfarrer Podominick erschossen hat. Aber ich glaube, wenn man diese Person findet oder auch nur feststellt, wer sie ist, lässt sich das ganze Problem lösen.«
    »Sie haben recht«, sage ich. »Das sollte ich tun.«
    Marmoset sieht mich scharf an. »Ich meinte nicht Sie selbst, Ismael. Ich meinte die Polizei.«
    »Die Polizei hat zwei Jahre Zeit dafür gehabt.«
    »Na, jetzt stufen sie das Ganze wohl dringlicher ein.«
    »Stimmt. Sofern Tengs Tod nicht vertuscht wird.«
    Marmoset sieht skeptisch drein. »Um Palin zu schützen?«
    »Oder Tyson Grody«, sage ich. »Oder die Ficks, wer immer sie sind. Oder auch Teng – oder Tengs Firma, seinen Ruf oder was weiß ich. Oder alle miteinander.«
    Marmoset zieht die Nase kraus. »Das halte ich für unwahrscheinlich. Und sollte es wirklich jemand schaffen, das unter den Teppich zu kehren, dann sind wir dafür nicht mehr zuständig. Ich hätte Sie gar nicht erst eingeschaltet, wenn ich gewusst hätte, dass es am White Lake wirklich Tote gegeben hat.«
    »Haben Sie denn keine Angst, dass es noch mehr gibt?«
    »Wir können wohl davon ausgehen, dass die Parkverwaltung ein Schild aufstellt: ›Baden verboten‹.«
    »Und vielleicht noch ein Schild: ›Jagdgewehre! Nicht erschießen lassen!‹«
    »Ismael«, sagt Marmoset leise. »Glauben Sie wirklich, wenn Sie hierbleiben, nimmt die Wahrscheinlichkeit, dass Leute erschossen werden, ab?«
    Dieser
Giftzwerg
.
    »Die Polizei wird den Mann auf dem Boot ermitteln«, sagt er. »So viele Hersteller von Amphibienbooten wird’s nicht geben, und sicher werden auch nicht viele verkauft.«
    Mir genügt das nicht. »Wetten, dass der Kahn Chris junior in Rechnung gestellt worden ist? Wie die Netze und Harpunen auch, die anscheinend keiner haben wollte?«
    Marmoset nickt. »An diese Möglichkeit habe ich auch schon gedacht.«
    »Ich fahr noch mal zum White Lake. Ich finde den Kerl mit dem Boot und lasse mir von ihm erzählen, was läuft. Er wird jetzt da sein.«
    »Die Polizei auch.«
    »Ein paar Cops vielleicht, aber wenn sie erst anfangen, den See abzukämmen, werden’s noch mehr. Und erst recht, wenn sich doch rumspricht, dass Palin hier war. Dann wird allein die Presse alles mieten, was Reggie an Kanus hat. Das weiß der Typ mit dem Boot so gut wie wir, also wird er’s jetzt noch mal versuchen. Er konnte es ja noch nicht mal lassen, als Reggies Truppe in der Nähe war.«
    »Sofern er oder sie das wusste.«
    »Wie sollte ihm das entgangen sein?«, frage ich. »Es war allgemein bekannt. Sie wissen genau, dass ich recht habe.«
    »In mancher Hinsicht ja, aber –«
    »Ich fahre allein. Dann kommt niemand zu Schaden.«
    »Höchstens Sie, Ismael. Sie zählen auch. Es gibt andere, wichtigere Aufgaben für Sie.«
    »Nein«, sagt Violet.
    Wir sehen sie beide an.
    »Nicht allein. Ich fahre mit. Ganz gleich, wie du heißt.«
    Ich gebe ihr den starren Blick zurück. »Kommt nicht in Frage.«
    »Lass mal. Du schuldest mir was. Wir haben das zusammen angefangen und bringen es gemeinsam zu Ende. Und dabei krieg ich verdammt noch mal ein paar Antworten von dir.«
    »Das ist zu gefährlich.«
    »Wir beide oder keiner.«
    »Du kannst mich nicht aufhalten.«
    »Du mich auch nicht«, sagt sie. »Und Kanu fahren kann ich zehnmal besser als du.«
    »Aber –«
    Warum
will
sie das überhaupt?
    Ich wende mich Marmoset zu. »Was haben Sie dieser Frau erzählt?«
    Marmoset schüttelt den Kopf mit einem Gesichtsausdruck, den ich schon tausendmal bei ihm gesehen habe. Bestürzung ohne Überraschung.
    »Nichts, was mir jetzt nicht leid täte«, sagt er.

31 Lake Garner/White Lake
    Samstag, 22 . September – Sonntag, 23 . September
    Zwei Cops – ein Mann und eine Frau – sitzen auf Liegestühlen am Strand von Lake Garner, beide im Unterhemd. Irgendwann bläst sie ihm einen, während er an einem Baum lehnt. Violet und mich, die am anderen Ende des Sees warten, bringt das nicht in Verlegenheit.
    Mit Henrys Hilfe hat die Fahrt keine zwei Tage gedauert. Unsere Anweisung an ihn: Direktweg bitte, egal wie schwierig die Portagen sind. Wir nehmen GPS mit und ein 25 -Kilo-Kanu.
    Gott sei Dank ist das vorbei. Ich habe gerade zwei Tage mit Gesprächen hinter mir, wie ich sie, seit ich erwachsen bin, immer vermeiden wollte.
    Zum Beispiel:
    »Hast du jemals jemanden umgebracht,

Weitere Kostenlose Bücher