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Einmal durch die Hölle und zurück

Einmal durch die Hölle und zurück

Titel: Einmal durch die Hölle und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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Rauchzeichen?« Er sieht mein Gesicht und bleibt stehen. »Hey, Mann, alles in Ordnung?« Er deutet mit dem Kopf auf Henry, der weiter hinten an der Straße parkt. »Ist das Ihr Freund?«
    »Sie haben ihm nicht gesagt, dass Sie mich suchen?«
    »Nein. Bestimmt nicht.«
    »Pardon. Ich …«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Aber lassen Sie sich mal untersuchen. Alles Gute.«
    Mehr gibt es nicht zu sagen. Ich gehe zu Henry und setze mich auf den Beifahrersitz.
    »War das der Mann, der nach mir gefragt hat?«
    Henry sieht mich überrascht an.
    »Nein. Sie haben mich ja nicht ausreden lassen. Es war kein Indianer, sondern ein Inder.«

30 CFS Lodge
    Immer noch Donnerstag, 20 . September
    Professor Marmoset – dessen Familie tatsächlich aus Uttar Pradesh stammt und dessen Alter wegen der Al-Pacino-Haare schwer zu schätzen ist – sitzt auf einer Couch in der Anmeldung. Die Beine hochgelegt, genau wie Violet neben ihm. Bell sitzt zwischen ihnen. Sie drehen die Köpfe zu mir, als ich reinkomme. Violet dreht sich wieder weg.
     
    »Ismael«, sagt Professor Marmoset. »Sie sehen echt scheiße aus.«
    »So fühle ich mich auch«, sage ich. Die ganze Hütte stinkt nach feuchtem Hundefell. »Was machen Sie hier?«
    »Rec Bill hat mich angerufen. Er hörte, dass Sarah Palin heute Morgen in Omaha überraschend vor dem Verband der amerikanischen Chromindustrie gesprochen hat, und da fragte er sich, ob etwas vorgefallen war, weshalb sie sich ein Alibi besorgen musste.«
    »Heute
Morgen
?« Vor dem Fenster geht gerade erst die Sonne unter.
    »Am späten Vormittag. Vorm Lunch. Trotzdem hat da jemand einen ziemlich fixen Booking-Agenten.
    »Allerdings.« Ich bin fast so beeindruckt wie davon, dass es Rec Bill gelungen ist, Professor Marmoset an die Strippe zu bekommen.
    Aber Rec Bill ist ja auch Rec Bill.
    Als könnte er meine Gedanken lesen, sieht Professor Marmoset auf die Uhr.
    »Wie lange sind Sie hier?«, frage ich.
    »Nicht lange. Bin auf dem Weg zur Mayo-Klinik. In Ely wartet ein Flieger von Rec Bill auf mich. Wenn ihr wollt, kann ich euch nach Minneapolis mitnehmen.«
    »Nur Violet. Ich muss den Wagen zurückgeben.«
    Er deutet auf den Sessel. »Dann setzen Sie sich. Ich muss wenigstens mal
Ihre
Version der Geschichte hören.«
     
    Ich erzähle sie ihm. Er unterbricht mich kaum. Schließlich sagt er: »Man kann aus einer Digitalkamera ein Nachtglas machen.«
    Ich glotze ihn nur an.
    »Falls es mal sein muss.«
    »Mit einem Stück Klebeband«, sage ich, »kann man auch aus einer Nachtkamera ein Nachtglas machen.«
    »Das ist aber dreimal so teuer.«
    »Geht auf Spesen. Fällt Ihnen zu dem
Seeungeheuer
was ein?«
    Marmoset gähnt. »Wie sehen
Sie
das denn?«
    »Da ist irgendwas Beschissenes drin.«
    »Okay.«
    »Und wenn’s mechanisch ist, ist es die tollste Maschine, von der ich je gehört habe.«
    »Stimmt.«
    »Also ist es wohl keine. Also wird es tatsächlich irgendein Scheiß
vieh
sein.«
    Er runzelt die Stirn. »Mit ›irgendein Scheiß
vieh
‹ meinen Sie ein Tier, das es nach allgemeinem Verständnis nicht gibt?«
    »Ja.«
    »Das ist unwahrscheinlich.«
    »Klar. Total verrückt ist das. Aber ich hab’s gesehen.«
    »Gesehen?«
    »Gefühlt. So genau an mir gespürt, dass ich sicher bin, es war nichts anderes.«
    »Und …«
    »Und deshalb wird es so sein, wie Sherlock Holmes sagt: Wenn es keine andere Erklärung gibt, ist alles möglich.«
    Violet sieht mich überrascht an.
    Marmoset sagt: »Das ist der einzige dumme Spruch von Holmes. Im Shuttle nach Mercy haben Sie und ich uns mal darüber unterhalten. Und über Houdinis Trick mit dem abnehmbaren Daumen, den er Arthur Conan Doyle vorgeführt hat und den Doyle für echte Zauberei gehalten hat. Jedenfalls stimmt der Spruch nicht, und es gibt immer eine andere Erklärung.«
    Violet lächelt nicht, sondern sieht mich unverwandt an. Das ist schlimmer.
    »Und auch hierfür gibt es eine Erklärung«, sagt Marmoset. »Wir wissen sogar, wie wir sie bekommen.«
    Ich drehe mich wieder zu ihm. »Ja?«
    »Natürlich. Wieso war denn jemand so von der Echtheit des Ungeheuers überzeugt, dass er sich gezwungen fühlte, es mit einem Amphibienboot zu jagen? Heimlich, in der Nacht?
Reggie
hat anscheinend nicht an das Vieh geglaubt. Debbie hat Ihnen gesagt, dass sie nicht daran glaubt. Dr. Hursts Freunde in der Bar haben zwar gesagt, sie glauben dran, aber es ist nicht gerade so, dass sie darauf pochen. Weshalb also ist die Person in dem Boot sich so sicher? Was weiß

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