Einmal durch die Hölle und zurück
klemmen.
»Haben Sie vor, mich der Polizei zu übergeben?«, sagt McQuillen. »Ein bisschen Rache zu üben?«
»Mehr oder weniger«, sage ich.
»Und Ford?«
»Keine Sorge, wer uns aufgreift, kann uns sicher auf direktem Weg nach Ely bringen. Wir müssen nicht über Ford.«
»
Was daraus werden soll
, meine ich.«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Doch. Sie waren dort. Sie haben ja gesehen, was sich die Leute antun.«
»Tja …«, sage ich.
»Wir können ihnen immer noch helfen.«
»Sie aus dem Verkehr zu ziehen
hilft
ihnen, McQuillen.«
»Scheißdreck! Wir haben die Möglichkeit, den White-Lake-Schwindel
jetzt
zur Realität zu machen. Benjy und Autumn sind tot. Das war ein tragischer Unfall, und die dadurch ausgelösten Gerüchte sind schließlich verstummt. Dann ist der Chinese gestorben – ebenfalls unbeabsichtigt und zum Teil durch Ihre Schuld: Wenn Sie beide mich nicht gestört hätten, hätte ich sie in der Nacht vielleicht erwischt. Aber diesmal werden die Gerüchte nicht verstummen. Jetzt gab es hier zweimal Tote. Und ich weiß, dass Sie die Autopsiefotos von Autumn und Benjy gesehen haben. Beides zusammen reicht dicke, um aus diesem Ort eine Touristenattraktion zu machen«
Ich starre ihn an. »Ich nehme an, Sie scherzen.«
»Von Humor halte ich nichts. Ich habe ein Sonargerät und Dynamit. Wir können die Haie
heute Nacht
beseitigen. Niemand wird je erfahren, dass es sie gegeben hat. Danach können Sie von mir aus mit mir machen, was Sie wollen.«
Ich sehe Violet an. »Was meinen Sie, Dr. Hurst?«
»Noch mehr Tod und Lügen? Nein, danke. Aber wenn er noch einmal ›der Chinese‹ sagt oder Teng Wenshu überhaupt erwähnt, überlege ich es mir vielleicht.«
34 White Lake
Immer noch Sonntag, 23 . September
Diesmal fährt uns Sheriff Albin selbst zum CFS zurück.
Unterwegs verrate ich ihm, wer ich in Wirklichkeit bin, und gebe ihm die Namen einiger Leute, die mich vielleicht nicht finden, aber doch Fragen zu meiner Person beantworten können. Ich finde, er hat ein Recht darauf, Bescheid zu wissen. Und vielleicht kommt es ohnehin raus.
Selbst wenn man Albins eigene Verwicklung beiseite lässt, wird das ein Schlamassel. Fehlende Leiche, fehlende Zeugen, Tengs Todesursache unklar – Kugeln? Hai? – und keine Gewähr dafür, dass sie jemals klarer wird. Der Bezirksstaatsanwalt wird irgendwann aufhören, Reggie wegen Mordes zu verfolgen, und sich mit einer Anklage wegen Betrugs zufriedengeben – die auch nicht so leicht durchzubringen sein dürfte.
Irgendwas
ist auf Reggies Tour passiert, und die Gäste haben mit ihren Schusswaffen gegen seine klar formulierten Regeln verstoßen; obendrein wird er nie sein Geld bekommen. Egal wie hoch ihre Provision ist, Palin wird den Vertrag nie bestätigen, wenn er sie mit Ford in Verbindung bringt. [69] Dass er so leicht gegen das Gesetz verstieß und die möglichen Folgen seiner Handlungen ignorierte, selbst wenn vorauszusehen war, dass sie Menschen in Lebensgefahr bringen würden, führe ich nicht nur auf Geldgier zurück. Ich bin zwar kein Psychiater, aber für mich ist Reggie Trager jemand, der offenbar seit dem Vietnamkrieg so innerlich erschüttert, so von Traurigkeit und Unwirklichkeitsgefühlen erfüllt ist, dass er den etwaigen Folgen seines Projekts – im Guten wie im Bösen, für ihn selbst und andere – so gut wie kein Gewicht beimaß. Ich glaube nicht, dass er in böswilliger Absicht gehandelt hat. Ich glaube, er ist einfach jemand, der in jungen Jahren gefährlich gemacht wurde und so geblieben ist.
Daher ist Albin ein wenig gestresst. Und doch ist er Gerechtigkeitsfanatiker genug, um nicht Violet und mich, sondern McQuillen für die ins Haus stehenden ein, zwei rauen Jahre verantwortlich zu machen und uns dafür zu danken, dass wir McQuillen gestellt haben, auch wenn wir ihm nicht gesagt haben, dass wir das vorhatten.
Er fährt uns zum Jachthafen. Violet und ich denken, wir können Henry und Davey und Jane und allen anderen, die im Laden – das beinhaltet vermutlich auch Bell – sind, später noch auf Wiedersehen sagen. Im Moment wollen wir nur unseren Kram packen und weg.
Die Lodge selbst ist verlassen. Der dort postierte Hilfssheriff holt die Schlüssel für unsere Hütte, und zu viert gehen wir hin.
Sobald ich aber die Tür einen Spalt weit öffne, weiß ich, dass etwas nicht stimmt. Ich kenne den Geruch dieses Zimmers ziemlich gut, weil ich da im Dunkeln gelegen und versucht habe, aus fünf Metern Entfernung Violets Muschi zu
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