Einmal Himmel und zurück: Der wahre Bericht einer Ärztin über ihren Tod, den Himmel, die Engel und das Leben, das folgte (German Edition)
Aufzugführerin erschien jeden Morgen um sechs Uhr mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht und offenbar tiefer Freude im Herzen. In dem düsteren Gebäude war sie immer eine Art Leuchtfeuer, und viele von uns warteten gerne länger, nur um in ihrem Aufzug zu fahren. Sie war alt, runzelig, ungebildet und wurde oft äußerst unhöflich behandelt. Doch sie ließ sich von niemandem und nichts den Tag verderben und teilte ihre Freude mit jedem, der bereit war, sie zu empfangen.
Mit der Zeit rief die frohgemute Einstellung jener betagten Aufzugführerin Respekt, Bewunderung und auch ein wenig Neid in mir hervor. Eines Tages fragte ich sie, wie es ihr gelinge, stets eine solche Zuversicht zu bewahren – und erhielt die Antwort, ihre Freude und Stärke kämen vom Herrn. Sie wusste, dass sie nur eines beeinflussen konnte, nämlich ihre Reaktion auf das Leben, und so hatte sie beschlossen, mit Liebe zu reagieren.
An ihre Bemerkung wurde ich viele Jahre später erinnert, als ich eine der OP- Schwestern im Krankenhaus in Wyoming (wo ich zu jener Zeit praktizierte) fragte, wie sie bloß für ihre direkte Vorgesetzte und den Verwaltungschef arbeiten könne, die doch den OP -Schwestern das Leben ziemlich schwer machten. Sie schaute mich an und sagte: »Ich arbeite nicht für die beiden.«
Als ich nachhakte, erwiderte sie: »Ich arbeite weder für sie (die Chefärztin im Operationssaal) noch für ihn (den Verwaltungschef des Krankenhauses). Ich arbeite für Gott.«
Dem ist nichts hinzuzufügen.
7
Gott schreit, wenn es nötig ist
Entweder sind wir im Begriff,
uns Gottes Wahrheit zu widersetzen,
oder im Begriff, durch seine Wahrheit
geformt und geprägt zu werden.
Charles Stanley
Im Sommer 1991 war ich neununddreißig Jahre alt, hatte einen Ehemann, einen Sohn namens Willie und stand kurz vor der Geburt unseres zweiten Sohnes, Eliot. Ich hatte zwölf Jahre Highschool absolviert, vier Jahre College, vier Jahre Medizinstudium, eineinhalb Jahre Ausbildung in allgemeiner Chirurgie, fünf Jahre Ausbildung in orthopädischer Chirurgie sowie eineinhalb Jahre Spezialausbildung in Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie. Mental, emotional und professionell – ja auf jeder Ebene – war ich mehr als bereit, mein »wahres« Leben zu beginnen. Im Rahmen unserer schnell anwachsenden Familie hatte ich das Gefühl, meine eigenen Ziele setzen und über meine Zukunft selbst bestimmen zu können. Ich akzeptierte den Posten als Leiterin der Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie an der University of Southern California, da ich die Lehre ebenso schätzte wie die Vielfalt der chirurgischen Fälle, die im universitären Bereich gang und gäbe sind.
Die Atmosphäre dort war aufregend, stimulierend und wohltuend für das Ego. Meine Stelle gewährte mir über mehrere Jahre ein hohes Maß an Befriedigung, und mein Leben schien auf vernünftige Weise ausgeglichen. Mit Hilfe von Dawn, unseres entzückenden, mit im Haus wohnenden Kindermädchens, die sich tagsüber um die Kleinen kümmerte, konnten Bill und ich unter der Woche ungehindert unseren Berufen nachgehen. An den Abenden und Wochenenden widmeten wir uns ausschließlich den Kindern und genossen jede Minute mit ihnen. Da wir am Meer wohnten, nahmen wir sie oft mit zum Strand oder zum Segeln. Wir grillten am Strand, besuchten Museen und brachten ihnen das Fahrradfahren bei. Bills Eltern, die in der Nähe wohnten, kamen regelmäßig vorbei, und die Kinder liebten sie. Übers Wochenende reisten wir oft mehrere Stunden zu unserer Blockhütte in den Bergen nördlich von Los Angeles. Dort fuhren wir Kajak, bauten Forts mit den Kindern, gingen schwimmen und entspannten uns einfach. Ich würde sagen, dass sie mit der Art und Weise, wie unser Familienleben sich entwickelte, überaus zufrieden waren.
In beruflicher Hinsicht war ich aufgefordert, zu unterrichten, meine praktischen Kenntnisse zu vertiefen, Forschung zu betreiben, wissenschaftliche Aufsätze zu veröffentlichen, an Sitzungen teilzunehmen und jeden Tag über zwei Stunden zwischen Wohnort und Universität zu pendeln. Mit den Jahren verlangten mir all diese Aufgaben einen immer höheren Tribut ab. Anstatt meine beste Zeit und Kraft dafür einzusetzen, meine Beziehung zu Gott sowie meine Ehe zu pflegen und meine Kinder noch intensiver zu fördern, überkam mich das Gefühl, dass die Arbeit den größten Teil meines Lebens beanspruchte.
Die Kinder entwickelten sich immer mehr zu den Menschen, die sie künftig sein würden, und ich wollte
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