Einmal Himmel und zurück: Der wahre Bericht einer Ärztin über ihren Tod, den Himmel, die Engel und das Leben, das folgte (German Edition)
fühlte sich – wie sie hinterher gestand – ziemlich unwohl, ohne genau zu wissen, warum. Vor Ort erklärte sie sich das so: Sie kannte den Fluss nicht wirklich, wir stiegen in die Boote später als geplant und waren in dieser Konstellation noch nie zusammen gefahren. Jedenfalls verspürte sie eine nicht näher bestimmbare innere Anspannung.
Bill setzte uns an der besagten Stelle ab, wo wir die anderen Amerikaner trafen, die scherzhafte Bemerkungen darüber machten, dass man mich leicht erkennen könne, weil ich anstatt der üblichen Paddeljacke in unauffälligerem Ton die leuchtend rote Trockenjacke meines Mannes trug. Die vor uns liegenden Wasserfälle riefen erwartungsgemäß eine gewisse Unruhe hervor angesichts möglicher »Bruchlandungen«, die einem das Rückgrat brechen konnten. Aber man befinde sich ja in guter Gesellschaft, hieß es, denn die Chirurgin sei sofort zur Stelle, um die Wirbelsäule wieder zusammenzuflicken. Als wir die Kajaks zu Wasser ließen, rief Chad meinem Mann zu: »Keine Sorge, wir bringen dir deine Frau heil zurück, und sie wird keinen Zentimeter kürzer sein.« (Damit meinte er humorvoll, dass meine Wirbelsäule durch keinerlei Sturz zusammengestaucht würde.) Kurz darauf fuhr Bill im Pick-up los, um ein sonniges Fleckchen zu suchen, wo er die Zeit mit Lesen verbringen würde. Am späteren Nachmittag wollte er uns bei der Anlegestelle abholen.
Als unsere Gruppe auf dem Fluss fuhr, schien zwischen den Kajakfahrern keine klare Ordnung zu bestehen, aber ich versuchte, jedem von ihnen so fern wie möglich zu bleiben. Da sie offenbar nur beschränkte Fähigkeiten und kein Gespür für Grenzen hatten, war ich zunehmend besorgt. Das verdrängte ich jedoch, denn das Wetter war schön, und die Wasserfälle vor uns versetzten mich in einen Zustand freudiger Erregung.
Schon bald näherten wir uns dem ersten höheren Gefälle und hielten an einer seichten Stelle inne, um zu besprechen, wie wir es angehen sollten. Auf der rechten Seite des Flusses war ein schmälerer Kanal und auf der linken ein breiterer Hauptkanal. Wir beschlossen, Ersteren zu benutzen, weil er keine Windungen aufwies und besser einzuschätzen war. Eine reißende Strömung schoss über das mittlere, extrem steile Gefälle, unterhalb dessen heftige Wirbel tobten.
Die erste Fahrerin steuerte den Kanal auf der rechten Seite an, näherte sich ihm aber zu sehr mit der Breitseite, sodass ihr Kajak zwischen zwei große Felsblöcke neben dem Gefälle geschleudert wurde. Obwohl dort zunächst eingeklemmt, konnte sie sich befreien und schließlich in den Bereich ruhigeren Gewässers hinabtreiben. Ich hatte bereits die seichte Stelle verlassen, konnte jedoch die Vorwärtsbewegung nicht stoppen, als ich auf ihren Kajak zufuhr, der die gewählte Route blockierte, und paddelte notgedrungen weiter nach links.
Als ich meinen Weg fortsetzte, schoss plötzlich jene Kajakerin, die hinter mir war und die ich zu meiden versucht hatte, an mir vorbei. Sie drehte sich um die eigene Achse und fuhr dann rückwärts über das zentrale Gefälle. Ich ahnte nicht, dass ihr Boot unterhalb davon zwischen Felsen steckenblieb. Wie ich später erfuhr, gelang es ihr, auszusteigen und zu einem Felsen im ruhigeren Gewässer zu schwimmen. Jedenfalls hatte ich in solch misslicher Lage nur wenige Optionen und paddelte einfach weiter. Sobald ich zum höchsten Punkt des Wasserfalls aufstieg, sah ich das Unheil kommen und wusste, dass ich ein Problem haben würde. Ein großes Problem.
Durch diesen Kanal flossen enorme Mengen Wasser, die das Wasser unten in eine chaotisch wilde Bewegung versetzten. Die aufgepeitschten Wellen erzeugten einen gewaltigen Sog, aus dem es keinen Ausweg gab. Ich holte tief Luft und stürzte den Wasserfall hinunter – und hinein in das, was ein großes Abenteuer werden sollte.
Trotz der Masse und der Wucht des herabschießenden Wassers bestand keine Hoffnung, dass es den Kajak der anderen Fahrerin wegspülen würde. So tauchte der meine unter den Rumpf und wurde zwischen ihm und den Felsen in der Tiefe eingekeilt. Sofort umschloss mich die reißende Flut. Ich saß aufrecht im Boot, konnte aber dem Wasserfall ebenso wenig entrinnen wie dem Kajak über mir. Ich kam mir vor wie eine Stoffpuppe. Mein Oberkörper wurde auf das Vorderdeck geschleudert, die Arme wurden hilflos flussabwärts gezogen.
Chad trieb den Hauptkanal entlang. Das Wasser dort war so tief, dass er beim Überqueren des Gefälles nichts sah und spürte und über die
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